Grafrath:Bauträger kauft Klosterwirt

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Das alte Gaststättengebäude samt Stadel hat die Erbengemeinschaft an einen Bauträger verkauft. Bis zu 20 neue Wohnungen könnten dort entstehen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Erbengemeinschaft trennt sich nach zwölfjähriger Planung von der Immobilie. Ob daraus wieder eine Gaststätte wird, wie die Gemeinde es wünscht, ist ungewiss. Angeblich soll der neue Eigentümer dort Wohnungen planen

Von Manfred Amann, Grafrath

Nach zwölf Jahre währendem Streit über die Bebauung des Klosterwirtsgeländes ist die alte Wirtschaft samt denkmalgeschütztem Stadel jetzt verkauft worden. Nun steht die Gemeinde erneut vor einer großen Herausforderung, und es ist nicht auszuschließen, dass sich der Traum von einem Landgasthof im Dunst der Auseinandersetzungen endgültig auflöst.

Erklärtes Ziel aller Fraktionen war es bisher, die einstige Gaststätte mit Biergarten zu erhalten und wiederzubeleben. Zur Finanzierung sollte zusätzliches Baurecht geschaffen werden. Nicht zuletzt aus Verärgerung darüber, dass sich die Ortspolitiker nicht auf die Größe dieses Baugebietes einigen konnten, hat die Erbengemeinschaft nun verkauft.

Wie Bürgermeister Markus Kennerknecht (parteifrei) am Montag im Gemeinderat erläuterte, haben die Erben Anfang Februar mit den beiden Gebäuden gut 3600 Quadratmeter Grund verkauft. Laut CSU-Sprecher Gerald Kurz hat ein Bauträger aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck den Grund erworben, um ihn für Wohnbauten zu nutzen. Da sich der Käufer in Kürze selbst der Öffentlichkeit mit seinen Plänen präsentieren wolle, nannte Kennerknecht weder Namen noch Einzelheiten.

"Es kommt Bewegung in die Sache", sagte Kennerknecht, dem nun die Aufgabe zufällt, mit dem neuen Besitzer darüber zu verhandeln, inwieweit Grafrather Wünsche bei der Planung berücksichtigt werden können. Hatte doch ein Arbeitskreis im Herbst 2014 noch detailliert zusammengestellt, was die Grafrather dort gerne sehen würden: Eine Gaststätte mit Übernachtungsbetrieb und Biergarten und im Stadel soziale oder kulturelle Nutzungen.

Die Erbengemeinschaft wollte davon aber ebenso wenig wissen wie von den Plänen der Gemeinde, mit Unterstützung der Städtebauförderung untersuchen zu lassen, ob und wie eventuell eine Wiederbelebung des Klosterwirts möglich wäre. Die Ablehnung war mit bereits laufenden Verhandlungen über einen Verkauf begründet worden. Dass sich der neue Besitzer die Grafrather Wunschvorstellungen zu eigen macht, bezweifelt CSU-Sprecher Kurz. Nachdem alle bisherigen Planungen abgelehnt worden seien, gelte "Baurecht nach dem alten Rasso-Bebauungsplan", und man könne dem Bauwerber nicht vorschreiben, wieder ein Wirtshaus zu bauen.

Nach geltendem Baurecht könnten bis zu 20 Wohnungen errichtet werden, wobei in Abstimmung mit dem Amt für Denkmalschutz noch abgeklärt werden müsse, ob der Stadel mit seinem böhmischen Gewölbe auch für Wohnungen genutzt werden kann.

"Wir werden darauf pochen, dass die prägende Kubatur des Wirtsgebäudes wieder hergestellt wird", sagte Kurz, ein Abriss des alten Klosterwirtgebäudes sei schon aus Sicherheitsgründen nicht zu verhindern. Reine Wohnbebauung würde allerdings das Aus für die Träume von einem Landgasthof mit schattigem Biergarten bedeuten.

Begonnen hatte die Planungszeit Mitte 2004 mit einem Beschluss des Gemeinderates, "das Areal mit Leben zu erfüllen". Es dauerte bis Juli 2007, als der Gemeinderat beschloss, einen Bebauungsplanentwurf nach dem Konzept des Forums Klosterhof, das sich 2006 extra gegründet hatte, aufzustellen, um dem Klosterwirt neues Leben einzuhauchen und Wohnraum für Jung und Alt, für betreutes Wohnen, soziale Einrichtungen sowie Räumlichkeiten für Kultur und eine Pilgerstation zu schaffen. Im September 2008 wurde die Planung in einem Bürgerentscheid abgelehnt. Nach dem erfolglosen Versuch von CSU/FWE, dass die Gemeinde den Grund erwirbt, wurde in Zusammenarbeit mit der Real Treuhand als Investor mühsam ein neuer Bebauungsplan erarbeitet. Doch auch der wurde Ende 2013 in einem Bürgerentscheid "wegen Überdimensionierung und zu geringer sozialer Ausrichtung" gekippt. Seither herrschte Stillstand.

© SZ vom 17.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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