Germering/Puchheim:Saatkrähen siedeln nach Germering um

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Im Erikapark haben sich knapp 30 Paare niedergelassen. Möglicherweise handelt es sich um Vögel, die aus Puchheim vertrieben wurden. Dort will man vor der Brut wieder Nester zerstören und eine Drohne einsetzen

Von Peter Bierl, Germering/Puchheim

Das Problem mit den Saatkrähen weitet sich von Puchheim auf Germering aus. Im Erikapark wurden knapp 30 Nester im Frühjahr gezählt, aus der Nachbarschaft hagelte es Beschwerden. Die beiden Kommune haben erwogen, ihre Krähenkolonien in einer gemeinsamen Aktion auf den Parsberg umzusiedeln. Das wäre teuer und der Erfolg nicht garantiert. Der Umweltausschuss von Puchheim hat deshalb am Dienstag beschlossen, erneut die Nester vor der Brutzeit entfernen zu lassen.

Im Erikapark in Germering haben sich die Tiere vor zwei Jahren niedergelassen. Der Standort ist ideal. Auf dem etwa 1,5 Hektar großen Areal stehen hohe Laubbäume, zu den Feldern am Stadtrand sind ist es nur ein paar hundert Meter. 2015 zählten die Mitarbeiter des Umweltamtes 13 Nester. Im Frühjahr 2016 hatte sich diese Zahl mit 29 bereits mehr als verdoppelt. Die Behörde ließ die Nester entfernen, aber ohne Erfolg. "Es war ein Versuch, weil die Kolonie noch jung und klein war", sagte Thomas Wieser, im Germeringer Rathaus zuständig für Umweltbelange.

Möglicherweise handelt es sich um Saatkrähen, die aus Puchheim vertrieben wurden. Dort klagen Anwohner seit Jahren über eine Kolonie in der Nähe des Friedhofs am Schopflach-Wäldchen. Seit 2011 versucht die Stadt, den Bestand zu verringern oder in Bereiche abzudrängen, wo sich Anwohner, die über Lärm und Kot klagen, weniger gestört fühlen. Aber weder der Einsatz von Lärmklatschen und roten Luftballons oder die Zerstörung von Nestern haben gefruchtet. Es trat ein, wovor Experten vom Landesbund für Vogelschutz gewarnt hatten: Die Population wuchs rasant auf über 330 Nester an und die Saatkrähen bildeten Splitterkolonien - vielleicht auch im Erikapark in Germering.

Im Sommer verlangten Anwohner in Puchheim den Einsatz eines Falkners, dessen Greifvögel die Saatkrähen zu einem Umzug bewegen sollen. Die Umweltämter von Germering und Puchheim suchten den Parsberg als mögliche neue Heimstätte für die Tiere aus. Allerdings ist allen Beteiligten klar, dass es keine Erfolgsgarantie gibt. "Es ist immens schwierig, weil unsicher ist, ob die Krähen diesen neuen Standort annehmen", sagte Wieser.

Dem Puchheimer Umweltausschuss erschien der Falkner-Einsatz nun zu teuer und die Aussichten zu ungewiss. Das Gremium sprach sich am Dienstag mit Mehrheit für eine andere Lösung aus. Demnach sollen die Mitarbeiter des Umweltamtes und des Bauhofes im Februar noch einmal Nester entfernen und große Vogelnetze in den Baumkronen aufspannen. Der Einsatz eines Falkners würde sich über mindestens vier Jahre hinziehen, zu einem Preis von jeweils 25 000 Euro plus den Kosten für das Entfernen der Nester an den alten Standorten und Neubauten am Parsberg, erklärte Monika Dufner vom Puchheimer Umweltamt. Außerdem will die Stadt eine Drohne einsetzen, um den Effekt dieser Aktion zu beobachten. Eine Minderheit forderte im Ausschuss, den Einsatz eines Falkners parallel dazu weiter zu verfolgen, konnte sich aber nicht durchsetzen. Alle Maßnahmen müssen von der Regierung genehmigt werden, weil Saatkrähen unter Naturschutz stehen.

Entwarnung habe unterdessen das Gesundheitsamt gegeben, berichtete Dufner. Die UBP wollte wissen, ob von Vogelkot und Kadavern eine besondere Gefahr ausgehe, zumal auch wieder die Vogelgrippe grassiert. Das sei in einer Stellungnahme verneint worden. Es genügen die üblichen Hygienemaßnahmen, also sich die Hände zu waschen, wenn man Kontakt hatte.

© SZ vom 08.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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