Neugierig blicken die gut 30 Schüler nach vorne zu ihren Besuchern. "Bam bam, bam bam", trommelt einer von ihnen vor. Und noch bevor er fertig ist, fangen die ersten Kinder an, wild auf die vor ihnen aufgebauten Instrumente zu schlagen. "Nein, zusammen", ruft Alasane Diop, und es wird still. Noch einmal macht er den Kindern den Rhythmus vor, dann probieren sie es zusammen. Doch so richtig klar kommen die Schüler noch nicht. Aber dafür haben sie ja Diop und seine beiden Begleiter, Moustapha Fall und Ibrahim Balde, zu Gast. Die drei sind Mitglieder der senegalesischen Trommlergruppe "Diappo". Für knapp zwei Stunden führen sie die Kinder der Germeringer Kerschensteinerschule anlässlich des bayernweiten Aktionstags Musik, der eigentlich eine ganze Woche dauert, am Dienstag in die Kunst des Trommelns ein.
Im Nebenraum ist Joachim Dorfmeister derweil dabei, der zweiten Hälfte der Schülergruppe zwei einfache afrikanische Lieder beizubringen. "Sin Hamba, Hamba sin", singt er vor, und die Schüler der ersten und dritten Klasse stimmen ein. Mit der Bewegung seiner Hände führt er die Stimmen der Kinder, höher, tiefer, "Hamba sin, ohoh". Einige Kinder blicken hoch konzentriert, die anderen sind voller Freude dabei. So wie ihre Mitschüler an den Trommeln. Mittlerweile sind sie einen Schritt weiter und probieren sich an einem komplizierteren Rhythmus. Moustapha Fall schlägt auf seinen beiden Trommeln die Melodie, die Kinder setzen gemeinsam mit Diop an mehreren Stellen mit den einstudierten Elementen ein. So richtig rund klingt das alles nicht, aber die drei Profitrommler haben sichtlich Spaß und einige der Schüler ebenso. "Neun, neun. Nicht zehn, aber eine neun", bewertet Diop die Performance und lacht. Dann ist es an der Zeit für die beiden Gruppen, die Stationen zu wechseln. Und später gibt es noch einen gemeinsamen Auftritt, bei dem das Gelernte den Mitschülern in der Aula präsentiert wird.
Der Spaß am Musikmachen soll beim Aktionstag im Vordergrund stehen, nicht die Perfektion. In ganz Bayern beteiligen sich zahlreiche Einrichtungen mit mehr als 2000 einzelnen Aktionen an dem Projekt. Im Landkreis sind es etwa 20, die über die Woche verteilt stattfinden. Das Motto des diesjährigen Aktionstags lautet "Musik ist mein Zuhause". "Es spielt keine Rolle, wo ich mich befinde, wenn Musik erklingt, fühle ich mich daheim", sagt Joachim Dorfmeister. Dieses Gefühl ist es, das den Teilnehmern vermittelt werden soll.
Einen ganz besonderen Tag wollen auch die Schüler der Grundschule Olching den Bewohnern des Laurentiushauses bescheren. Gemeinsam mit ihrer Lehrerin haben sie mehrere Lieder eingeübt, die sie nun auf der Terrasse des Alten- und Pflegeheims vortragen wollen. Zahlreiche Bewohner des Hauses haben sich dafür versammelt, einige mit Sonnenhut, andere haben einen der Schattenplätze unter den großen Bäumen ergattert. "Wir sind gekommen, weil wir Ihnen ein paar Lieder vorsingen wollen, auch altbekannte zum Mitsingen", liest eine Schülerin vor, danach stimmt die Blockflötengruppe erst einmal ein Instrumentalstück an. Dann singen die Schüler der dritten und vierten Klasse das extra für den Aktionstag komponierte Lied "In der Musik sind wir zu Haus'".
Mit "Der Kuckuck und der Esel" stimmen sie dann einen Titel an, den auch die Heimbewohner kennen. Einige von ihnen beginnen leise mitzusingen, andere lächeln und bewegen sich leicht mit im Takt. Animiert werden sie nicht nur durch die Kinder, sondern auch durch die Pflegekräfte, die gut gelaunt mitsingen und mittanzen. Zum Abschied hat sich die Lehrerin noch etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Die Kinder stellen sich zwischen die Bewohner und singen gemeinsam mit ihnen "Alle Vögel sind schon da". Einige Bewohner zeigen sich von dieser Aktion sichtlich berührt - und genau das ist es ja, was der Musiktag erreichen will.