Fußball-Landesligist SC Olching:Weiß-blaues Feuerwerk

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Im Stadion des SCO sind schöne Sonnenuntergänge und die erfolgreichsten Landkreis-Fußballer zu erleben. Der Landesliga-Aufsteiger verzeichnet bereits den achten Saisonsieg. Ebenso beeindruckend wie die sportlichen Erfolge sind die Zuschauerzahlen

Von Christoph Leischwitz, Olching

Der Marktsonntag steht erst noch bevor, aber schon am vergangenen Wochenende war eine Menge los in Olching. Die FFB-Schau auf dem Volksfestplatz lief noch, als Hunderte Besucher in das dahinter gelegene Stadion strömten, das Speedway-Stadion musste als Parkplatz herhalten. Ein Landesliga-Derby stand an, die Olchinger besiegten den SC Oberweikertshofen 2:1. Der SCO stellt momentan die erfolgreichste Fußballmannschaft des Landkreises, der Aufsteiger steht völlig überraschend auf dem fünften Platz. "28 Punkte - eine Wahnsinnszahl"; freut sich Trainer Peter Held nach dem viel umjubelten, achten Saisonsieg. Oberweikertshofen, eigentlich viel stärker eingeschätzt, hat bereits 17 Punkte Rückstand.

Fast genauso beeindruckend wie die sportliche Leistung sind die Zuschauerzahlen. Zum ersten Derby gegen den TSV Gilching/Argelsried Ende Juli kamen bereits 450 Zuschauer, diesmal waren es 535. Andere Teams aus dem Münchner Umland, wie zum Beispiel der VfR Garching, haben selbst zwei Spielklassen höher nicht annähernd so viele Zuschauer. Und der SC Fürstenfeldbruck, über Jahrzehnte die Fußballmacht im Münchner Westen, spielte schon vor dem trostlosen Abstieg in die Bezirksliga meist vor leeren Rängen. "Das hat bei uns natürlich schon auch mit dem sportlichen Erfolg zu tun", glaubt Trainer Held. Ohne die vielen Siege würden bestimmt nicht so viele kommen.

Wie die Stele auf dem Platz zeigt, mangelt es nicht an Selbstbewusstsein. (Foto: Günther Reger)

Dabei profitiert "der junge Verein mit langer Tradition", wie man sich selbst bezeichnet, gar nicht einmal vom enormen Zuzug in die Stadt. Aus dem Neubaugebiet um das Schwaigfeld zum Beispiel trifft man im Stadion so gut wie niemanden an. "Es sind viele Alteingesessene hier", erklärt Ralph Matheiowetz, einer von jenen, die eine Stunde nach dem Spiel immer noch gesellig neben dem Platz stehen. Viele Zugezogene würden den versteckten Platz gar nicht kennen und ihre Kinder zum TSV Geiselbullach schicken, sagt er. Er selbst bleibt dem weiß-blauen SCO treu, so wie viele andere. Er spielte rund 15 Jahre für die Alten Herren, und mit vielen einstigen Mitspielern steht der 50-Jährige bei den Heimspielen stets am selben Platz neben der Eckfahne nahe dem Kiosk und dem Vereinsheim.

Matheiowetz fallen viele Gründe ein, warum die Zuschauer immer wieder kommen. "Erstmal ist es hier landschaftlich mega. Wir finden ja, hier gibt es den schönsten Sonnenuntergang der Welt", sagt er, und zeigt mit dem Arm quer über den Platz in Richtung Auwald, wo auch die Zielscheiben der Bogenschützen stehen. In gewisser Weise erfüllt das Stadion Funktionen einer Stammkneipe. Einerseits wirkt das Areal durch seinen Baumbestand zeitlos und ist damit voller Erinnerungen für frühere Kicker. Gleichzeitig schafft er eine Enge, die dem Zuschauer das Gefühl gibt, näher dran zu sein am Geschehen. Matheiowetz glaubt auch, dass die Identifikation mit dem Klub besonders hoch ist. Unter seiner vierjährigen Amtszeit als Präsident, die 2015 endete, wurde für die Spieler ein Bezahlsystem eingeführt, das niemanden bevorteilt. "Alle bekommen das gleiche. Außerdem haben wir immer darauf geachtet, mit Spielern aus der Region zu arbeiten." Das zahle sich jetzt aus. Außerdem seien viele der Eingesessenen zugleich auch Geldgeber, Mitglied eines Förderkreises, der sich an den laufenden Kosten der Mannschaftsausgaben beteiligt. Er selbst habe die aktuellen Trikots bezahlt.

Die Identifikation mit dem Verein ist in Olching besonders hoch. (Foto: Günther Reger)

Wenn es um Identifikation geht, fällt ein Name immer wieder: Peter Held. Der 35-jährige ist seit fünf Jahren Coach, zwischenzeitlich war er Spielertrainer, seine beiden jüngeren Brüder Martin und Stefan sind noch aktiv. Sein Team gilt als kämpferisch gut eingestellt, ein Umstand, der in hitzigen Spielen wie in einem Derby die Identifikation oft erhöht. "Ich habe selten gesehen, dass in einer Mannschaft so viel Feuerwerk drin ist", sagt Marco Bläser, der im Sommer zu den Olchingern kam. Er ist vier Monate älter als Held und bringt Regionalliga-Erfahrung mit. Er lobt die Organisation im Umfeld, jeder ehrenamtliche Helfer wisse genau, was zu tun sei. "Nichts, gar nichts ist selbstverständlich", sagt er, auch mit Blick auf Sponsoren und Helfer, und im Olchinger Team sei man sich dessen noch bewusst. Als Dachauer hält er den SCO sowieso für eine der besten Adressen in der Gegend: "Hier ist immer einiges los, das ist auch mit ein Grund, warum ich hierher gewechselt bin."

Ein anderer ist, dass er Held möglicherweise im kommenden Jahr als Trainer ablöst - denn dieser hat zum Saisonende seinen Rücktritt angekündigt. Der sportliche Erfolg und die Präsenz in der Stadt stehen sowieso in einem gewissen Kontrast zu einer ungewissen Zukunft in der Vereinsführung. Matheiowetz selbst sagt, er sei in seiner Amtszeit "sicher nicht berühmt", geworden, erst vor acht Wochen trat der ehemalige Spieler Guido Ziegler zurück. Obwohl so viele Ehemalige und Kleinsponsoren ständig vor Ort sind, scheint sich niemand zu finden, der dauerhaft an der Spitze des Klubs bleiben kann oder bleiben will. Zu Beginn des Jahres plagten den Verein Schulden in Höhe von 150 000 Euro.

Die Fans wissen schon lange, dass in Olching erstklassiger Fußball geboten wird. (Foto: Günther Reger)

Da tun erhöhte Zuschauereinnahmen besonders gut. Und vielleicht ist nun die Mannschaft auch der beste Sponsor. "Mit diesem sportlichen Erfolg bin ich mir sicher, dass sich ein Nachfolger finden wird", sagt Matheiowetz mit Blick auf das vakante Präsidentenamt. An der Spitze herrschte zuletzt vor allem Unbeständigkeit. An der Basis allerdings scheint der Verein derzeit gut zu funktionieren.

© SZ vom 19.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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