Fürstenfeldbruck:Wertvolle Tropfen

Lesezeit: 3 min

Die Kommunen verlangen von ihren Kunden zwischen 62 Cent und 2,97 Euro für den Kubikmeter Trinkwasser. Begründet wird diese Spanne mit der Lage der Brunnen und dem unterschiedlichen Zustand der Rohrnetze

Von Manfred Amann, Fürstenfeldbruck

Wasser ist das wichtigste Lebensmittel und daher kostbar. Wir drehen jedoch den Hahn auf und lassen es laufen, denn es kostet ja nicht viel: im Landkreis Fürstenfeldbruck durchschnittlich etwas mehr als einen Euro je Kubikmeter bei einer Qualität, die mit den vergleichsweise teuren Mineralwässern aus gesundheitlicher Sicht durchaus mithalten kann. Mit 62 Cent netto ist das Wasserwerk Maisach am günstigsten, das Kottgeiseringer mit voraussichtlich 2,97 Euro (eine genaue Kalkulation steht noch aus) das teuerste. Dazu kommen jeweils sieben Prozent Mehrwertsteuer und verbrauchsunabhängige Grundgebühren für die Bereitstellung eines Grundstücksanschlusses.

Auch diese Beträge sind unterschiedlich hoch. Sie werden nach der Größe beziehungsweise nach dem Nenndurchfluss des verwendeten Wasserzählers berechnet. Bei der kleinsten haushaltsüblichen Größe werden zum Beispiel von der Gruppe Landsberied brutto 7,67 Euro und 32,10 Euro von den Brucker Stadtwerken berechnet. Während die Grundgebühren im Wesentlichen die Fixkosten abdecken, dienen die Verbrauchsgebühren der Deckung der variablen Kosten. Fixkosten fallen unabhängig davon an, ob Wasser verbraucht wird oder nicht. Auch wenn niemand den Hahn betätigt, muss der Versorger Rohrleitungen und Wasserwerke vorhalten.

Quelle: SZ-Grafik (Foto: N/A)

Da jeder Versorger unter anderen Voraussetzungen Wasser aus Tief- oder Flachbrunnen fördert sowie die Leitungsnetze und Pumpwerke unterschiedlich sind, lassen sich die Grundkosten nicht vergleichen. "Man würde Äpfel mit Birnen vergleichen", sagt der Technische Bereichsleiter der Brucker Stadtwerke, Franz Hochstatter. Da man den Anbieter wie bei Gas oder Strom ohnehin nicht wechseln könne, würde ein Vergleich wenig Sinn machen, zumal Wasserversorger kostendeckend und nicht gewinnorientiert arbeiten müssen. Damit Trinkwasser jederzeit in guter Qualität und zu einem möglichst günstigen Preis aus dem Hahn läuft, liegt in Deutschland die Versorgung in der Verantwortung der Kommunen. Diese betreiben entweder eine eigene Versorgung oder übertragen die Aufgabe einem Zweckverband. "Und das soll auch so bleiben", hofft der Leiter der Gruppe Landsberied, Altbürgermeister Korbinian Hillmeier, der angesichts zu erwartender Handelsabkommen wie TTIP Privatisierungen befürchtet.

Einige Gemeinden lassen sich komplett als Wassergast von einem benachbarten Verband beliefern, unterhalten aber ein eigenes Wasserwerk samt Leitungsnetz ohne eigene Förderung. Im Jahr 2014 kaufte Moorenweis knapp 182 000 Kubikmeter von der Gruppe Landsberied. Kottgeisering etwa 80 000 Kubikmeter und Türkenfeld etwa 165 400, beide ließen sich von Grafrath beliefern. Andere Gemeinden kaufen Wasser als "Ergänzung" zur eigenen Förderung, so wie Mammendorf, das fast die Hälfte des Bedarfes von insgesamt 350 000 Kubikmetern von der Gruppe Landsberied bezieht. Im Landkreis gibt es 19 Wasserversorger, wobei der Zweckverband Amper für Eichenau, Puchheim, Gröbenzell und Olching der größte ist. Er fördert jährlich 3,86 Millionen Kubikmeter. Dahinter folgen die Stadtwerke Fürstenfeldbruck (3 Millionen) und Germering (knapp 2,1). Die Adelburggruppe in Friedberg fördert etwa 2,2 Millionen Kubikmeter und hat ihr Hauptversorgungsgebiet im Landkreis Aichach-Friedberg, beliefert aber Hattenhofen und Mittelstetten sowie Gemeindeteile von Egenhofen mit. Die Zahl der Versorger schrumpft, da der Zweckverband Wenigmünchen - er ist mit einer Fördermenge von 20 000 Kubikmetern der kleinste - aufgelöst wird und der Adelburggruppe beitritt. Auch Alling gibt seine Versorgung auf und schließt sich dem Zweckverband Amper an.

Aufregung gibt es regelmäßig über Gebührensprünge wie zuletzt in Grafrath, das künftig 2,08 Euro verlangen will, und in Kottgeisering, wo der Kubikmeter bald 2,97 Euro kosten soll. Nötig wurden die Erhöhungen, um die Sanierung von Wasserwerk und Leitungsnetz zu finanzieren, nachdem Wasserverluste von 42 und 38 Prozent errechnet worden waren. Für den Emmeringer Kämmerer Alexander Genter ist die Eindämmung des Wasserverlustes "ein steter Kampf, und man muss ständig hinterher sein". Mit nur 2,25 Prozent konnte die Ampergemeinde 2014 das geringste Wasserdefizit ausweisen. Die Verantwortlichen sind sich einig, dass unter anderem der altersbedingte Zustand von Wasserwerken und Leitungsnetzen der Grund dafür sind, dass Trinkwasser durch Haarrisse und Rohrbrüche austritt und versickert.

Unredlich wäre es, hohe Wasserverluste ausschließlich einer Nachlässigkeit im Unterhalt zuzuschreiben. Wie Hochstatter erklärt, spielen da viele Faktoren eine Rolle, beispielsweise der Untergrund. Ist er fest und sandig, wie in Schöngeising, gibt es kaum Rohrbrüche. Anders ist es bei moorigen Böden wie am Ampermoos. Früher, in den Sechzigerjahren, sei anders gebaut worden als heute, wo man Zug und Druck berücksichtigt, führt Mathias Kral vom Allinger Bauamt an. Althegnenbergs Bürgermeister Paul Dosch macht für manchen Rohrbruch den Druck auf Leitungen unter Straßen verantwortlich, die beim Ausbau der Bahnstrecke von Schwerlastern befahren wurden. "Die Straßen waren dafür nicht ausgelegt, kein Wunder, dass es im Untergrund Verschiebungen und damit Schäden den Leitungsrohren gab."

Hochstatter warnt zudem davor, die Höhe des Wasserverlustes als Maßstab dafür zu verwenden, ob sich ein Wasserversorger gut oder weniger eifrig um seine Anlagen kümmert. Schon bei der Berechnung des Wasserverlustes gibt es nämlich Unterschiede. Nicht alle Versorger ziehen die nicht unerhebliche Anzahl von Kubikmetern ab, die von der Feuerwehr kostenlos den Hydranten entnommen und für Leitungs- und Behälterspülungen oder für die Erstreinigung neuer Rohrleitungen verbraucht werden, um den tatsächlichen Wasserverlust zu ermitteln, der durch Haarrisse oder Rohrbrüche entstanden ist. Diese Mengen sind dort also auch verloren gegangenes Wasser, was aus kaufmännischer Sicht richtig sein mag, da es nicht verkauft wurde. Trotzdem schlägt der Verbrauch bei der Kalkulation zu Buche.

© SZ vom 19.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: