Fürstenfeldbruck:Vom Wert der Werte

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In der aktuellen Ausstellung des Brucker Forums beschäftigen sich 16 Künstler mit Fragen der Gesellschaft

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Es sind hoch philosophische und zugleich praktische Fragen, mit denen sich 16 Künstler aus der Region aktuell beschäftigen. Unter dem Thema "Lebenswerte" wollen sie mit ihren ausgestellten Werken der Frage nachgehen, was die Gesellschaft aktuell ausmacht und dem Betrachter Impulse für eigene Gedanken mitgeben. Eingeladen zu dieser Auseinandersetzung hat das Brucker Forum - und dafür ein bisher einmaliges Konzept erdacht. Eine Ausstellung zeitgleich an zwei verschiedenen Orten: Einem klassischen Kunsthaus, in diesem Fall dem Haus 10, und in einem Gotteshaus, der Kirche Sankt Bernhard. Während man also als Besucher von einem Raum zu anderen geht, ist Zeit, sich mit dem Gesehenen zu beschäftigen und die Gedanken dann im Angesicht der nächsten Kunstwerke weiterzutreiben.

In der Kirche Sankt Bernhard zeigt Annette Illner ihre Installation "Begegung". (Foto: Carmen Voxbrunner)

Mit einer witzigen Aktion haben die Künstlerin Claudia Hassel und die Organisatorin Marion Ablaßmayer-Reil die beiden Ausstellungsorte sozusagen physisch in Verbindung gebracht. Denn Hassels großformatiges Gemälde "Innere Freiheit" lagerte im Haus 10 - sie hat es erst vor wenigen Wochen dort gemalt - und musste irgendwo in die Kirche transportiert werden. Deshalb haben die beiden beschlossen, es einfach die 1,2 Kilometer zu tragen. Die Aktion haben sie in einem unterhaltsamen Video festgehalten, das ebenfalls in der Ausstellung zu sehen ist. Allerdings nicht wie das Original in der Kirche, sondern im Haus 10. Das Bild zeigt mehrere ineinander übergehende Farbräume, dominiert von Rot- und Grüntönen. Für die Künstlerin bilden die Farben einen Raum, der die titelgebende innere Freiheit erspüren lässt.

In der Kirche Sankt Bernhard ist außerdem die Installation "Begegnung" zu sehen. Anhand von Seiten aus einem alten Wörterbuch Englisch-Deutsch, die an Fäden aneinander gereiht sind, macht sie die Sprache zum Thema. Worte, die ebenso verbinden wie trennen können, die eine Barriere werden können, die aber nicht unüberwindbar ist.

Worte spielen auch im Kunstwerk von Hilde Seyboth, das im Haus 10 zu sehen ist, eine wichtige Rolle. Allerdings weniger als Form. Den sie beschäftigt sich mit dem Hohelied Salomos, einem Lied über die Liebe, die Sehnsucht, dem Suchen und Finden. Den kompletten Text aus dem alten Testament zeigt Seyboth vor dem Hintergrund zweier nackter Körper. Und es sind nicht irgendwelche, sondern Ausschnitte von Adam und Eva aus einem Werk von Lucas Cranach. Wie ein Tattoo ist das "Lied der Lieder" in die Körper der ersten Menschen, der ganzen Menschheit, eingeimpft.

Vor dem Haus 10 an der Klosterkirche steht eine Skulptur von Franz Hämmerle. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Allerdings schaffen nicht alle Kunstwerke einen so deutlichen Bezug zu dem Thema, mit dem sich die Ausstellung beschäftigen will. Insgesamt jedoch kann das Projekt, das leider nur an zwei Tagen zu sehen ist, durchaus eine Debatte anstoßen, sei es mit den bereits erwähnten Werken oder den vielen anderen, wie etwa den vier Bildern von Irene Fastner, die humorvoll-naiv Geschichten von Frauen verschiedener Kulturen erzählt. Finale Antworten kann man von so einer Ausstellung freilich nicht erwarten. Allerdings schafft sie es durchaus herauszuarbeiten, welche Facetten die drei Aspekte haben, die im Überthema "Lebenswerte" stecken, nämlich "Leben", "Wert" und "lebenswert".

Ausstellung "Lebenswerte", im Haus 10 auf dem Klostergelände und in der Kirche Sankt Bernhard. Vernissage am Freitag, 13. Juli, von 19.30 Uhr an im Haus 10. Danach geöffnet am Samstag und Sonntag, 14. und 15. Juli, jeweils von 10 bis 18 Uhr

© SZ vom 12.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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