Fürstenfeldbruck:Volksbanken machen Gewinn

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Der Vorstandsvorsitzende warnt dennoch vor Euphorie

Von Manfred Amann, Fürstenfeldbruck

Die Volks- und Raiffeisenbank Fürstenfeldbruck leidet wie andere kleinere Geldinstitute unter der anhaltenden Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank, unter der Menge von Auflagen infolge der Bankenkrise und unter dem Zwang zur Digitalisierung. Dass im vergangenen Jahr trotz der belastenden Rahmenbedingungen erneut ein Bilanzgewinn von knapp 1,8 Millionen Euro erwirtschaftet werden konnte, führen die Vorstände Walter Müller und Rainer Kerth auf den zielgerichteten und engagierten Einsatz der etwa 270 Mitarbeiter zurück, die insgesamt etwa 60 000 Kunden betreuen.

Auch wenn im Bankensektor viel davon geredet werde, durch Fusionen die Existenz von Banken zu sichern, habe die Brucker VR-Bank sich vorgenommen, ein eigenständiges Unternehmen zu bleiben, sagte Müller auf der Vertreterversammlung im Brucker Stadtsaal. Fusionsüberlegungen seien vom Tisch. Wie der Vorstandsvorsitzende der Genossenschaftsbank überdies informierte, soll auch die regionale Vernetzung zumindest vorerst nicht angetastet werden. Auch wenn die Sparkasse ihre Filialen in den bislang gemeinsam genutzten Räumlichkeiten in Hattenhofen und Schöngeising aufgeben werde, wolle die VR-Bank diese nach Möglichkeit weiterführen. Von den rund 200 Vertretern und Gästen aus Wirtschaft und Politik gab es dazu Applaus, woraufhin Müller warnend anmerkte: "Das hört sich gut an, die Umsetzung wird aber alles andere als einfach sein".

Keine Bank könne sich längere Zeit defizitäre Geschäftsstellen leisten, daher hätten Vorstand und Aufsichtsrat vereinbart, den Betrieb der beiden Geschäftsstellen für drei Jahre festzulegen und dann anhand der wirtschaftlichen Ergebnisse neu zu entscheiden. Schlimmstenfalls werde man sie dann doch schließen müssen. Man werde die Öffnungszeiten und den Personaleinsatz vor Ort einschränken und den Betrieb optimal planen. "Wir gehen also sehenden Auges einen ganz anderen Weg und kennen auch das Risiko". Auch wenn es wirtschaftlich gesehen vielleicht nicht der beste Wege sei, gehe man diesen bewusst.

Da die Belastung durch Regulatorik und Digitalisierung zunehme und zusätzliches Personal nicht eingestellt werden könne, sei die Entscheidung eine Herausforderung. Letztlich hänge der Bestand der Geschäftsstellen davon ab, ob die Kunden das Beratungsangebot vor Ort auch nutzen, die Kommunen mitspielen und auch die Mitarbeiter entsprechenden Einsatz zeigen. "Wir hoffen sehr darauf, dass unsere Entscheidung anerkannt wird", warb Müller und warnte davor, den Landkreis und die VR-Bank angesichts der relativ guten Geschäftslage "auf einer Insel der Seligen" zu wähnen. "Wir müssen uns gegen knallharte Konkurrenz behaupten und ohne rosarote Brille in die Zukunft schauen, denn es wird kaum einfacher für uns werden!".

Wie aus dem Geschäftsbericht zu entnehmen ist, konnte die VR-Bank im vergangenen Jahr die Bilanzsumme um 7,5 Prozent auf 1,546 Milliarden Euro insbesondere durch einen Anstieg der Kundeneinlagen steigern und einen Gesamtgewinn von 1,27 Prozent erwirtschaften. Nach einstimmigem Beschluss der insgesamt 177 stimmberechtigten Vertreter sollen drei Prozent - etwa 528 000 Euro - als Dividende an die Mitglieder ausbezahlt werden, die insgesamt knapp 350 000 Geschäftsanteile halten.

An Steuern zahlte die VR-Bank 5,8 Millionen Euro, 2,7 davon als Gewerbesteuer, die der Region zugute kommt. Nach ihrem turnusmäßigen Ausscheiden wurden die bisherige Vorsitzende des Aufsichtsrates, Cordula Ernst, sowie ihr Stellvertreter Martin Jöstingmeier und Mitglied Ludwig Grandl erneut für vier Jahre ins Kontrollgremium gewählt.

© SZ vom 21.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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