Fürstenfeldbruck:Vogel mit Kippe

Lesezeit: 2 min

Zum Nestbau, zumindest als Polster und Wärmedämmung, bevorzugen Vögel weiche Materialien wie Federn, Haare, Schaffell oder Pflanzenfasern. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Naturschützer staunen über die Erklärung der Kriminalpolizei zur Brandursache in Eichenau

Von Ariane Lindenbach, Fürstenfeldbruck

Ein Vogel als Brandstifter? Fachleute vom LBV und BN staunen nicht schlecht über die am Donnerstag veröffentlichte Theorie der Ermittler zur Ursache eines Feuers an einer Hausfassade in Eichenau am Freitag voriger Woche. Nachdem die Fahnder nun alle anderen Möglichkeiten wie technischen Defekt oder menschliches Fehlverhalten ausgeschlossen haben, halten sie "mit hoher Wahrscheinlichkeit eine noch brennende Zigarettenkippe, die von einem Vogel ins Nest geholt wurde" für den Auslöser des Feuers, das beinahe das ganze Haus abgebrannt hätte. Die Naturschützer halten nun entgegen, dass Tiere generell Feuer meiden. Völlig ausschließen wollen sie die Theorie der Kriminalpolizei aber nicht. "Das sind natürlich alles Thesen", unterstreicht Uschi Anlauf, dass sie die Theorie der Kripo nicht völlig ausschließen möchte, auf der einen Seite. Auf der anderen Seite hält es die Geschäftsführerin des Landesbund für Vogelschutz (LBV) im Landkreis mit der Geschäftsstelle in Puchheim für eher unwahrscheinlich, dass Vögel versehentlich brennendes Material zum Nestbau verwenden. "Normalerweise meiden Tiere Feuer." Wenn es aber nur noch ein ganz kleines Glutnest im Inneren der Zigarette war, habe der Vogel - ein Sperling, wie die Polizei vermutet - das vielleicht gar nicht bemerkt. Ihre Mitarbeiterin Christa Almstätter holte dazu Informationen von der LBV-Zentrale in Hilpoltstein ein.

"So ein Verhalten ist von Spatzen nicht bekannt", zitiert Almstätter die Antwort aus Hilpoltstein. Ganz allgemein würden Vögel, wie alle anderen Tiere auch, Feuer meiden. "Sobald da ein bisschen Feuer oder Rauch ist, signalisiert das einem Tier: nichts wie weg." Genau dieselbe Einschätzung vertritt auch Eugenie Scherb, Vorsitzende des Bund Naturschutz (BN) im Landkreis. Allerdings möchten auch die beiden die Theorie der Brandermittler nicht vollkommen ausschließen.

Was nämlich bei BN wie LBV bekannt ist: Vögel lieben weiches Material, um damit ihr Nest auszupolstern. Auch wenn sie selbst noch keinen Vogel beim Zerpflücken einer Zigarettenkippe beobachtet habe, erscheine es ihr plausibel, dass die Tiere das machen, sagt Almstätter. Schließlich würden sie in ihrem natürlichen Lebensraum immer weniger finden, da der Mensch ihn zunehmend beeinflusst. Deshalb empfiehlt die Fachfrau, im Frühjahr Teile eines ausrangierten Schaffells nach draußen zu legen. "Wenn die Vögel das erst einmal merken, dann kommen sie ganz schnell." Zu diesem Rat gibt es eine schöne Anekdote aus Großbritannien: Dort lässt sich ein Pensionist monatlich von seiner Frau im Garten die Haare schneiden. Inzwischen kommen Grünfink, Rothkehlchen und Stieglitz, um mit den Abfällen ihr Nest auszupolstern.

Dass Vögel ausgerechnet Kippen für den Nestbau verwenden, liegt mexikanischen Wissenschaftlern zufolge am Nikotin: Das Gift vertreibe Schädlinge. Und die Experten fanden den stinkenden Zellstoff in überdurchschnittlicher Zahl. Bei BN und LBV hat man von der Theorie noch nichts gehört. Für unmöglich hält man sie aber nicht.

© SZ vom 18.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: