Fürstenfeldbruck:Spontane Hilfe für Flüchtlinge

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Ein Privatmann spendiert den Bewohnern der Fürstenfeldbrucker Asylbewerberunterkunft einen Zugang zum Internet.

Stefan Salger

Unbürokratisch und schnell wollte ein 62 Jahre alter Fürstenfeldbrucker den im Gewerbegebiet untergebrachten Asylbewerbern helfen - und bekam es nach eigenen Worten dann mit Bürokratie ohne Ende zu tun. Die Flüchtlinge waren jüngst von einer Gruppe von Grünen-Politikern aus dem Landkreis und Landrat Thomas Karmasin besucht worden. Dabei hatten sie einen großen Wunsch vorgebracht: einen Fernseh- sowie Internetanschluss, um sich über die Entwicklung in ihren Heimatländern informieren zu können.

Eine Satellitenschüssel nebst Verkabelung bis in die Zimmer hinein wurde von der Regierung von Oberbayern mittlerweile genehmigt. Ob es aber einen Internetanschluss geben wird, steht noch in den Sternen - die Regierung hat einen entsprechenden Antrag noch nicht beantwortet. Mit dieser Hängepartie will sich der 62-Jährige, der in der Künstlerszene bekannt ist, aber nicht namentlich genannt werden will, nicht zufrieden geben. Credo: Wenn man wartet, bis die Telekom Leitungen legt oder die Behörden sich bewegen, kann es Monate dauern. Im Brucker Rathaus habe man ihm erklärt, man sei nicht zuständig.

Und im Landratsamt habe man ihm langatmig erklärt, das sei Sache der Ausschüsse, deren Abwägung man nicht vorgreifen könne. "Abgewiegelt und verdrängt" habe man dort, schimpft der 62-Jährige. "Heiliger Bürokratismus" sei das. Also packte er selbst an, besorgte sich bei einem Discounter ein Starterpaket fürs mobile Internet und übergab in der Asylbewerberunterkunft einen "Stick" nebst Sim-Karte, mit deren Hilfe von den vorhandenen Computern der Zugang ins Internet nun möglich ist. "Die sind zu acht um mich rumgestanden und haben sich riesig gefreut", erzählt er.

Die Brucker Bürgervereinigung (BBV) will auf ähnliche Weise helfen. BBV-Stadtrat Klaus Pleil, selbst Besitzer einer Computerfirma, lässt bereits prüfen, wie ein sogenannter mobiler Hotspot eingerichtet werden könnte, von dem aus dann fünf weitere Computer Zugang ins Internet bekommen. Auch ohne Festnetzanschluss ist es offenbar möglich, bis zu einem Limit an übertragenen Daten sogar kostenlos zu surfen.

Nach SZ-Informationen hat ein internes Fachgespräch im Landratsamt am Dienstagnachmittag noch keine verwertbaren Ergebnisse gebracht. Eine Entscheidung des Bezirks wird in den nächsten 14 Tagen erwartet. Bis dahin soll geprüft werden, mit welchen technischen Mitteln sich eine missbräuchliche Nutzung, wie etwa der unzulässige Download von Dateien, verhindern ließe - der Landkreis möchte dadurch Regressforderungen vermeiden.

Die BBV will sich bei einem Besuch des Containerdorfs selbst ein Bild über die Unterbringung sowie die Wünsche der Bewohner machen und sich um den Zugang zum Internet kümmern, kündigte Pleil ebenfalls am Dienstag an. Zudem gibt es bei der Stadtmarketinggruppe und dem Gewerbeverband Überlegungen, gebrauchte Notebooks zu sammeln und an die Flüchtlinge weiterzugeben.

Eine Entwicklung, die von Sabine Wagner-Rauh, der Sprecherin der Amnesty-International-Ortsgruppe, ausdrücklich begrüßt wird. Ein Internetanschluss sei alles andere als Luxus, sondern gehöre eher zu den Grundbedürfnissen, findet sie. Um die Flüchtlinge will sich auch ein ehrenamtlicher Asyl-Helferkreis kümmern, der sich voraussichtlich am nächsten Mittwoch bilden wird. Das drängendste Problem, mit dem sich diese Gruppe wohl zu beschäftigen hat, ist laut Wagner-Rauh die auch in Fürstenfeldbruck bevorstehende Umstellung von Barpauschalen auf Essenspakete.

© SZ vom 20.03.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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