Fürstenfeldbruck:Sickermulden im Garten

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Bauen ist nur noch dann erlaubt, wenn ein Ausgleich gelingt

Was es bedeutet, in einem der neuen Überschwemmungsgebiete in Gröbenzell einen Neubau zu errichten, demonstriert der Zweite Bürgermeister Martin Runge (Grüne) im Bauamt der Gemeinde am Beispiel eines aktuellen Bauantrags. Bei einem hundertjährlichen Hochwasser würde das etwa 750 Quadratmeter große Baugrundstück je nach Geländeverlauf in einer Höhe zwischen 10 und 40 Zentimetern überflutet. Das Vorhaben muss deshalb so konzipiert werden, dass das Areal nach Fertigstellung des Neubaus die gleiche Wassermenge wie vorher aufnehmen kann, also andere nicht den Schaden zu tragen haben. Dies ist in diesem Fall durch zwei Maßnahmen gelungen. Der Architekt verkleinerte den Keller und es werden auf dem Grundstück zwei dreißig Zentimeter tiefe Mulden angelegt, die so viel Wasser aufnehmen können, wie der Baukörper bei einer Überflutung verdrängen würde. Die beiden Mulden haben zusammen eine Grundfläche von etwas mehr als 80 Quadratmetern. Sie können laut Runge etwa 25 Kubikmeter Wasser aufnehmen. Und der Bürgermeister zeigt sich erfreut darüber, dass es in Kooperation der Ämter in kurzer Zeit gelang, eine Lösung zu finden.

Runge spricht bei dem ausgewählten Beispiel von einer für Gröbenzell durchaus typischen Situation. Der Hochwasserstand in den Überschwemmungsgebieten sei in der Regel nicht sehr hoch. Er liege zwischen wenigen Zentimeter und einem halben Meter, nur in Ausnahmefällen sei er etwas höher. Da deshalb nur für kleinere Wassermengen ein Ausgleich zu schaffen ist, sei das zu realisieren. Auf einem Rechner im Bauamt läuft ein Programm des Wasserwirtschaftsamts, das es ermöglicht, für jedes der Grundstücke im bebauten Bereich der Gemeinde an einem oder mehreren Punkten die errechnete Höhe des hundertjährlichen Hochwassers abzufragen. Das sei jedoch nur ein Anhaltspunkt. Bauwerber werden gebeten, die errechnete Wasserhöhe direkt beim Wasserwirtschaftsamt abzufragen. Das gilt auch für Auskünfte zum hochwasserangepassten Bauen. In der Bahnhofstraße im Ortszentrum gehört die Gemeinde zu den Hauptleidtragenden. Hier wurden überraschenderweise 10 000 Quadratmeter Baugrund in bester Lage quasi über Nacht zum Überschwemmungsgebiet. Die Auswirkungen auf die Planungen sind noch ungeklärt.

Über die meisten Erfahrungen mit solchen Überschwemmungsgebieten in bereits bebauten Bereichen - fast der gesamte Altort am Allinger Moos ist seit einigen Jahren ein solches Gebiet - verfügt der Allinger Bürgermeister Frederik Röder (CSU). "Es ist machbar", lautet Röders Fazit. Schließlich seien seither alle Bauprojekte umgesetzt worden. Die Gemeinde Eichenau sammelt zurzeit Erfahrungen mit einem ersten Großvorhaben in einem der neuen Überschwemmungsbereiche. An der Hauptstraße soll ein Edeka-Großmarkt mit einer Verkaufsfläche von circa 1100 Quadratmetern errichtet werden. Da es laut dem Eichenauer Bauamtsleiter Andreas Troltsch dort nicht möglich ist, den Ausgleich für die durch den Baukörper verloren gehende Überschwemmungsfläche zu schaffen, stellt die Gemeinde als Ausweichfläche für die etwa 250 errechneten Kubikmeter ein Grundstück im Außenbereich zur Verfügung. Eine solche Lösung strebt Runge auch für die Bauinteressenten in Gröbenzell an, deren Grundstücke für den geforderten Ausgleich zu klein oder ungeeignet sind. Auf seine Anregung hin wird zurzeit die Eignung von gemeindlichen Grundstücken für Ausgleichsmaßnahmen und Poollösungen geprüft, von denen private Bauherren profitieren können, sofern sie die anteiligen Kosten für das von ihnen benötigte Volumen tragen. Langfristig sollen in Außenbereichen am Böhmerweiher und am Gröbenbach größere Polder und Retentionsflächen geschaffen werden.

© SZ vom 13.02.2016 / eis - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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