Fürstenfeldbruck:Schlechte Noten für Brücken

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SZ-Grafik (Foto: N/A)

22 von 70 Bauwerken bedürfen einer Sanierung, einsturzgefährdet ist aber keines. An den Staatsstraßen ist mehr zu tun als an den Bundesstraßen. Erneuert wird nächstes Jahr nur eine

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Etliche Brücken an den Staats- und Bundesstraßen im Landkreis sind in schlechtem Zustand. Das gilt besonders für die Amperbrücke in Bruck sowie die Brücke über die B 471 im Norden der Stadt und ein Bauwerk über den Mühlgraben in Überacker. "Die Sanierungen sind im Rückstand, weil wir in den vergangenen Jahren nicht soviel gemacht haben", sagte Jessy Swoboda, die Leiterin der Brückenabteilung im Straßenbauamt. Zwar sei keine Brücke vom Einsturz bedroht oder die Verkehrssicherheit gefährdet, aber aus Sicht der Ingenieure ist der Zustand in vielen Fällen schlecht. Saniert wird allerdings im kommenden Jahr nur die Brücke in Überacker.

Dabei sind die Brücken der Bundesstraßen "einen Tick besser" als die der Staatsstraßen, was damit zusammenhängt, dass die B 2 zwischen Germering und Fürstenfeldbruck in den vergangenen Jahren fast komplett neu oder umgebaut wurde. Insgesamt haben von den 55 Brückenbauwerken an den beiden Bundesstraßen, die durch den Landkreis verlaufen, 13 eine schlechte Note bekommen. - Bei den Staatsstraßen sind es neun von 15 Anlagen, eine deutlich schlechtere Quote also.

Die Straßenbauer verteilen Noten zwischen 1 und 4. Ab Note 2,5 wird "genauer hingeschaut", wie Brückenexpertin Swoboda erläutert. Die Alarmglocken schrillen ab 3,5 und bei Note 4 wird eine Brücke aus dem Verkehr gezogen. Der Fall sei im Landkreis bisher nicht eingetreten, betont sie. Die Note setzt sich aus einzelnen Bewertungen zusammen. Das wichtigste Kriterium ist die Verkehrssicherheit, gefolgt von der Standsicherheit und schließlich der Lebensdauer einer Brücke. Die Gesamtnote errechnet der Computer aufgrund eines Algorithmus.

Korrosion

Als richtig beeinträchtigt gilt derzeit nur die Amperbrücke im Zentrum von Fürstenfeldbruck. Die würde das Straßenbauamt am liebsten abreißen, was die Kommune ablehnt, da sie befürchtet, dass auf einer neuen Brücke Schwerlaster in die Innenstadt donnern. Bei dieser Stahlbetonkonstruktion sind die Eisenteile marode, darum wurde die Tonnage bereits auf 16 Tonnen beschränkt. Das Straßenbauamt hat auch die nächste reguläre Prüfung des denkmalgeschützten Bauwerks von 2017 bewusst auf dieses Jahr vorgezogen. "Da kann man nicht mehr zuschauen", sagt Swoboda. Außerdem ist der Fahrbahnbelag schadhaft, die Geländer und Pfosten müssen erneuert werden und der Beton platzt ab, was allerdings für die Verkehrssicherheit nicht so wichtig sei. Die Brückenbauer werden das Gespräch mit der Stadt suchen, versichert Swoboda.

Drainage

Im Norden der Stadt kreuzt die Augsburger Straße als Bundesstraße auf einer Brücke die B 471. Die Betonteile, auf denen die Geländer stehen, sind porös und rissig und die Geländer selbst marode. Der Fahrbahnbelag weist Risse auf und die Entwässerung ist etwas verstopft, das Regenwasser läuft nicht mehr gut ab. Dafür hat die Brücke die Note 3 bekommen, eine Sanierung ist vorerst nicht geplant. "Es ist nicht dramatisch, aber schön ist anders", sagt die Vertreterin des Straßenbauamts.

Widerlager

Dagegen ist der Zustand des Bauwerks in Überacker, ebenfalls Note 3, schlechter. Die Brücke über den Mühlgraben hat immerhin eine Spannweite von fünf Meter. Die Stahlträger sind verrostet, der Beton von den Widerlagern platzt großflächig ab. Für 2017 ist eine Sanierung geplant, die etwa 300 000 Euro kosten und vier bis fünf Monate dauern wird. Unklar ist noch, ob die Arbeiter dafür nur eine halbseitige Sperrung der Straße benötigen oder die Straße voll gesperrt und eine Behelfsbrücke gebaut werden muss.

Schutzplanken

Wie in der Schule verbergen sich hinter gleichen Noten unterschiedliche Sachverhalte und Konsequenzen. Die kleine Brücke, die die B 471 im Wald bei Grafrath über einen Fußweg führt, hat ebenfalls die Note 3 bekommen, wie die Bauwerke in Überacker und im Norden von Bruck. Aber in erster Linie, weil ein paar Stufen für eine Treppe fehlen, auf der man von der Straße die Böschung in die Unterführung hinunter steigen könnte. Diese kleine Treppe wäre nicht einmal für die Öffentlichkeit, sondern die Mitarbeiter des Straßenbauamtes gedacht. Dazu sind das Geländer und die Schutzplanken an der Straße schadhaft und Beton abgeplatzt. Angesichts des Etats des Straßenbauamtes wird hier so schnell nichts passieren, zum Leid der Ingenieure, die es gerne akkurat haben.

Spange

Ähnlich ist die Lage an einer Fußgängerbrücke, die im Süden Germerings, kurz vor dem Autobahnanschluss, über die Staatsstraße 2544 führt. Dort fehlt auch eine Böschungstreppe und der Beton ist abgeplatzt, ergibt die Gesamtnote 2,9. Irgendwelche Sanierungspläne hat das Straßenbauamt deshalb nicht.

Zuständigkeit

Im Brucker Westen, direkt nördlich der Eisenbahnbrücke, führt parallel ein Geh- und Radweg über die B 471. Auch dieses Brückenbauwerk hat die Note 2,9 bekommen. Der Beton platzt ab, vor allem aber ist der Fahrbahnbelag schadhaft, erklärt Swoboda. Würde man den Belag erneuern, bekäme die Brücke wohl die Note 2,4, erklärt sie. Aber auch dort gibt es keine Probleme mit der Verkehrssicherheit, deswegen wird nichts gemacht. Für die Eisenbahnbrücke ist die Bahn AG zuständig, während ansonsten Brücken aller Art sowie viele Rad- und Fußwege neben Bundesstraßen in den Verantwortungsbereich des Straßenbauamtes fallen.

Rohrdurchlass

In Olching hat die Brücke der Staatsstraße 2345 über den Starzelbach ebenfalls die Note 2,9 bekommen, ist aber selber intakt. Die Straße ist viel befahren, weil sie von der Bundesstraße 471 über die Hagen-Kreuzung in den Ortsteil Esting sowie ins Stadtzentrum Olching führt. Die schlechte Benotung kommt dadurch zustande, dass der Durchlass für den Bach aus einem stählernen Rohr besteht, das angerostet ist. Zwischen Rohr und Straße befindet sich jede Menge Erde. Für das Straßenbauamt besteht in solchen Fällen erst mal gar kein Handlungsbedarf.

© SZ vom 29.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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