Fürstenfeldbruck:Pleils Pirouetten

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Nach vier Tagen Ballettwettbewerb gibt es im Stadtsaal eine kurzweilige Gala

Von Nina Storner, Fürstenfeldbruck

Auch Brucks Oberbürgermeister Klaus Pleil konnte der Bühne nicht widerstehen und hieß das Publikum mit einem eigenen Pirouetten-Versuch willkommen. Solches Kontrastprogramm zum tristen Regenwetter bot sich dem Publikum am Sonntagnachmittag im Stadtsaal des Veranstaltungsforums Fürstenfeld. Bei der Sieger-Gala des Deutschen Ballettwettbewerbs zeigten noch einmal die Besten der Besten, was in ihnen schlummert, bevor es für sie weiter zum Dance World Cup (DWC) in Burkarest geht.

Die Moderation der kurzweiligen Gala übernahm Initiatorin Korinna Söhn. Eine dreiköpfige, internationale Fach-Jury bewertete die rund 1000 angereisten Tänzer und Tänzerinnen hinsichtlich fünf verschiedener Kriterien: technische Schwierigkeit des Tanzes, Präzision und Harmonie, Musikalität, choreografische Vielfalt sowie Ausdruck und Persönlichkeit der Tänzer. Die Teilnehmer mussten also nicht nur mit tänzerischem Können und ihren Kostümen glänzen, sondern auch schauspielerisch überzeugen.

Den Anfang machten die Kinder und Junioren. Zum ersten Mal dabei, präsentierten "Die kleinen frechen Raupen" aus Tübingen selbstsicher ihre Plüschfühler. Wer hier nicht schon schmunzeln musste, dem zauberte die neunjährige Pia Georgia Khalil aus Zypern mit "Put on a happy face" ein Lächeln ins Gesicht. Als eine der wenigen nicht-deutschen Teilnehmerinnen am Wettbewerb qualifizierte sie sich mit ihrer gekonnten Performance aus Gesang und Tanz. So kann sie am Dance World Cup teilnehmen, obwohl ihr eigenes Land keinen Nationalentscheid im Balletttanzen austrägt.

Die Anzahl der Kinder und Jugendlichen, deren Herz nur für den Tanz zu schlagen scheint, hinterließ bei den Zuschauern Eindruck. Jeder Tanz, jeder gelungene, perfekt sitzende Ausdruck wird mit Jubel und Applaus entlohnt. "Überwältigend", meinte auch der Oberbürgermeister. Er freue sich, dass der Wettbewerb schon zum zehnten Mal in der Kreisstadt stattfindet, und hofft auf "viele weitere Jahre dieser ästhetischen Bereicherung". Besonders beeindruckten ihn die kindlichen Tänze von den "Minis" (bis zu neun Jahre alt) und die Stepptanz-Darbietungen auf Musik.

Darunter fiel auch der Auftritt von Jana Phillip. Die 14-jährige Karlsruherin ersetzte kurzerhand die stimmgewaltige Adele bei ihrem größten Chart-Hit "Someone like you" mit ihren Steppschuhen und erntete tosenden Applaus. Die knapp 60 Bühneneinlagen waren vielfältig und energiegeladen. Strenge Bewegungen zeigten junge Frauen in Spitzenschuh und Blazer. Gefühlvoll stellte ein Elfjähriger aus Düsseldorf pantomimisch sein Herz zur Schau. Für überraschte Gesichter sorgten pfiffige Nationaltänze mit rhythmischen Zurufen, Trommeln und Zaubertrickeinlagen. Besonders schwungvoll brachten immer wieder die Tänzerinnen aus Freilassing ihre Tanzbeine zur Geltung.

Und auch nach der Pause flogen die Federn, denn neben manch experimentellem Auftritt zeigten die älteren Wettbewerbsteilnehmer auch klassische Ballettstücke wie Schwanensee. Da die Tänzer in Solo und Gruppe antreten durften, kristallisierten sich mit der Zeit die Favoriten heraus. Nicht einmal technische Schwierigkeiten konnten den mitwippenden Füßen des Publikums Einhalt gebieten. So schaffte es das hoffnungsvollste Nachwuchstalent des Vorjahres, Paul Irmatov, den Streik des CD-Spielers mit seiner Ballett-Einlage zu überbrücken.

Und so reichte der junge Tänzer den Maija-Plissezkaija-Wanderpokal weiter an Ida-Sofia Stempelmann aus Düsseldorf. Die 14-Jährige war zu Tränen gerührt und freute sich über den DWC-Zuschuss von 300 Euro. Den Preis für das beste Duo oder Trio räumten Fiona Schmitz, Elisa Bisek und Carolin Inhoffen von der Ballettschule International in Bonn ab. Ihre Musikschule punktete somit mehrfach, denn neben dem Pokal für das beste Trio erhielt sie wie bereits im Vorjahr den Preis für die erfolgreichste Ballettschule. Mit einer Spitzenleistung von 94,7 Punkten gewann die elfköpfige Gruppe Trabzon & Schwarzmeer aus München den Preis für den besten Gruppentanz aller Altersklassen. Der türkische Folkloretanz rundete den Nachmittag in seiner kulturellen und darbieterischen Vielfalt ab.

Zum Ende bedankte sich Korinna Söhn bei allen angereisten Nachwuchstänzern und verabschiedete sich mit der Hoffnung auf ein Wiedersehen: "wieder in Fürstenfeldbruck".

© SZ vom 30.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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