Fürstenfeldbruck:Nur zwei Stellplätze am Kinderhaus

Lesezeit: 3 min

Auf dem Gelände des Kester-Haeusler-Parks wollte die Fürstenfeldbrucker CSU auch Stellplätze für zehn Autos bauen lassen. Die anderen Fraktionen setzten sich für einen grünen Restbestand im Park ein. (Foto: Johannes Simon)

Der Fürstenfeldbrucker Stadtrat beschließt, dass Eltern, die ihre Kinder zur Einrichtung im Kester-Haeusler-Park fahren, das Auto an der Dachauer Straße abstellen müssen. Eine Ausnahme gibt es für Menschen mit Behinderung

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Nach einem schier endlosen Hin und Her kann das Kinderhaus im Kester-Haeusler-Park gebaut werden. Der Stadtrat hat am Dienstag nach hitziger Debatte über den letzten verbliebenen Streitpunkt - die Zufahrt auf das Gelände nebst Parkplätzen - den Weg geebnet. Es gilt als sicher, dass die Kester-Haeusler-Stiftung als Grundeigentümer dem städtebaulichen Vertrag zustimmt, der ohne eine zeitraubende Änderung des Bebauungsplans die Einrichtung der erforderlichen Stellplätze regelt. Geht alles nach Plan, sollen im Herbst 2018 weitere 111 Betreuungsplätze für Krippen- und Kindergartenkinder zur Verfügung stehen.

Überstimmt wurden damit die CSU und Andreas Ströhle (Piraten), die darauf beharrten, dass direkt am Kinderhaus zehn Kurzzeitparkplätze eingerichtet werden. Eine Mehrheit schloss sich dem Änderungsantrag von Baureferent Christian Stangl (Grüne) an, der nach Gesprächen mit der Stiftung - und damit entgegen dem auf der vergangenen Stadtratssitzung gefassten Beschluss, ganz auf Besucherparkplätze im Park zu verzichten - nun doch zwei Stellplätze für erforderlich hält. Diese sollen Menschen mit Behinderungen oder Eltern von Kindern mit Behinderung den mehr als 70 Meter langen Fußweg von der Dachauer Straße zum geplanten Haus ersparen. Mit 20 gegen 14 Stimmen -Ulrich Schmetz (SPD) stimmte ebenfalls dagegen, weil er eine weitere Bebauung des Parks grundsätzlich ablehnt - wurde als Ausgleich beschlossen, an der Dachauer Straße einen Kurzparkstreifen mit zehn weiteren Stellplätzen auszuweisen. Auf einen separaten Fuß- und Radweg östlich des Karl-Trautmann-Wegs wird verzichtet. Ein geradlinig verlaufender Weg soll von Radfahrern und Fußgängern, im Ausnahmefall auch von wenigen Autos genutzt werden. Zudem wird gewährleistet, dass darüber Müllfahrzeuge, Lieferwagen und im Notfall auch Rettungskräfte auf direktem Weg die Einrichtung erreichen. Die Stadtverwaltung hält es für wahrscheinlich, dass die Anwohner des Karl-Trautmann-Wegs, die dem Kinderhausprojekt wegen möglicher Verkehrsbelastungen skeptisch gegenüberstanden und juristische Schritte gegen einen entsprechenden Bebauungsplan erwogen hatten, mit der neuen Lösung einverstanden sind.

Vom Tisch ist durch die Reduzierung des Zufahrtsverkehrs auch der Bau einer 77 Meter langen Lärmschutzwand. Die CSU erntete für ihren von der Stadtverwaltung unterstützten Kompromissvorschlag, fünf Parkplätze am Kinderhaus sowie eine Kurzparkzone mit fünf weiteren Stellplätzen an der Dachauer Straße einzurichten, scharfe Kritik vor allem von SPD und Grünen und zog ihn deshalb wieder zurück. Fraktionsvorsitzender Andreas Lohde, Kindergartenreferentin Simone Görgen und Rolf Eissele (alle CSU) warnten ebenso eindringlich wie vergeblich vor den Risiken, die mit der Nutzung eines Kurzparkstreifens an der Dachauer Straße verbunden seien. Eissele, der nach eigenen Worten die problematische Verkehrssituation auf der Dachauer Straße in den Morgenstunden aus der täglichen eigenen Erfahrung kennt, prognostizierte ein Chaos im Bereich des Kurzparkstreifens. Schon heute seien viele Autos auf der Straße unterwegs, über die Krankenhaus, Rotes Kreuz, Psychiatrie sowie der Kindergarten an der Frühlingstraße erreichbar sind. Sie sei "schockiert", sagte Görgen, die neue Regelung gehe auf Kosten der Kinder. Markus Droth (CSU) warnte vor "Münchner Verhältnissen". In der Landeshauptstadt würden Eltern, die ihre Kinder zu Kitas bringen, häufig in zweiter Reihe parken und damit den Verkehr behindern und aussteigende Kinder gefährden.

Unfallrisiken wollen viele Stadträte durch Tempo 30 in dem Bereich der Dachauer Straße minimieren. Dafür sprachen sich neben Dritter Bürgermeisterin Karin Geißler und Christian Stangl (beide Grüne) auch Alexa Zierl (parteifrei) und Verkehrsreferent Axel Lämmle (SPD) aus. Der CSU geht das zu weit. Lämmle geißelte den von der CSU befürworteten Kompromissvorschlag als lebensfremden "Schmarrn". Die CSU beweise, dass sie für Parkplätze und fürs schnelle Autofahren sei. Vor allem hält Lämmle die Aufteilung von Parkplätzen auf Kinderhaus und Dachauer Straße für kontraproduktiv, weil dadurch chaotische Verhältnisse vorbestimmt wären. Die CSU warne einerseits völlig überzogen vor einem förmlichen "Kinder-Massaker", würde aber dennoch einem Kurzparkstreifen an der Dachauer Straße zustimmen - eine "Zweiklassen-Sicherheit" für Eltern und Kinder. Zudem würde das nach Lämmles Überzeugung ein Verkehrschaos auf dem Zufahrtsweg heraufbeschwören, weil Eltern immer erst einmal versuchten, die wenigen Parkplätze im Park anzufahren. Zustimmung erhielt er von Zierl. Auf Vorschlag Lohdes wurde beschlossen, die neue Regelung ein Jahr nach Fertigstellung des Kinderhauses zu überprüfen.

© SZ vom 27.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: