Fürstenfeldbruck:Neues Ruftaxi-System für den Landkreis

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Vom 1. April an verkehren Kleinbusse zwischen dem Westen und der Kreisstadt sowie zwischen den drei S-Bahn-Linien.

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Es ist kein Aprilscherz, sondern einmalig im Raum München: das neue Ruftaxi-System, das am 1. April im Landkreis Fürstenfeldbruck startet. Zehn blaue Sprinter auf sechs Linien werden jede Nacht regelmäßig Fürstenfeldbruck und die Gemeinden im ländlichen Westen sowie die Bahnhöfe von Bruck, Grafrath, Mammendorf, Maisach, Gröbenzell, Puchheim und Germering verbinden. Alle MVV-Zeitkarten sind in diesen Taxen gültig - wer mitfahren will, muss lediglich mindestens 45 Minuten im Voraus einen Platz buchen.

Die Idee geht auf Landrat Thomas Karmasin (CSU) zurück, der sich während eines Türkeibesuches von dem dortigen Bussystem hat inspirieren lassen. Ganz so lässig, dass man sich einfach auf die Straße stellt und dem nächsten Taxi winkt, wird es im Landkreis aber nicht. Das neue System kombiniert vielmehr Elemente eines regelmäßigen Linienverkehrs mit dem tatsächlichen Bedarf. Das bedeutet, dass die Taxifahrer bereitstehen, um im regelmäßigen Takt Menschen zu befördern, jedoch nur dann losfahren, wenn sich tatsächlich jemand anmeldet. Das Systemsei eine Weiterentwicklung des bewährten Anrufsammeltaxis (Ast), erklärt Herman Seifert, der ÖPNV-Beauftragte im Landratsamt, bei der Vorstellung am Donnerstag. Der Unterschied zum 1998 eingeführten Ast bestehe darin, dass nicht mehr bloß Schnittstellen wie die S-Bahnhöfe angefahren werden, sondern die Fahrgäste auch dazwischen ein- und aussteigen können.

Die Ruftaxilinien 8000, 8200, 8400, 8700 und 8800 verkehren zwischen den Kommunen im Westen sowie Bruck. Die Linie 8100 dient als Tangentialverbindung zwischen den drei S-Bahnlinien, die den Landkreis durchqueren. Die Ruftaxis sind werktags von 19.30 bis 0.30 Uhr im Zwanzig-Minuten-Takt und anschließend bis sechs Uhr morgens im Stundentakt einsatzbereit. An Sonn- und Feiertagen stehen alle Taxen und am Samstag die Linien 8000 und 8100, abgestimmt mit den Bussen, den ganzen Tag zur Verfügung. Alle Verbindungen finden sich bei der Elektronischen Fahrplanauskunft (Efa) des MVV. Wer also nach dem Theater oder einer Party in München nach Hause will, kann die komplette Verbindung vom U-Bahnhof bis etwa nach Moorenweis auf seinem Smartphone abfragen.

Das neue System soll schrittweise auf den verstädterten Osten ausgedehnt werden, erklärt Christian Mayer, Bereichsleiter für Regionalbusse beim MVV. Im Dezember werden Puchheim und Germering eine Ruftaxilinie bekommen und im folgenden Jahr auch Gröbenzell und Olching. Bis dahin bleibt es in diesen Gebieten beim alte Anrufsammeltaxi-System.

Die Kapazität der sechs Linien beziffert Mayer auf etwa 94 000 Fahrten. Für die Anfangsphase rechnen die Experten mit etwa 15 000 Fahrten, wobei Seifert glaubt, dass diese Zahl rasch überschritten wird. Mayer streicht die Einmaligkeit dieses Ruftaxisystems im Raum München heraus. Kreisrat Hubert Ficker (CSU), Referent für Strukturpolitik und den ländlichen Raum, hält all dies für das "weltbeste Nahverkehrssystem", das noch mal verbessert worden sei.

Den Zuschlag hat der Unternehmer Thomas Zeiler aus München bekommen, während Victor Arnold, Grafrather Verkehrsunternehmer und Vorsitzender der hiesigen Taxigenossenschaft, leer ausging. Zeiler führt am Donnerstag zwei seiner achtsitzigen Autos vor. Der eine Fahrzeugtyp besitzt eine Hebebühne und kann zwei Rollstühle mitnehmen. Zeiler wird zehn Busse und dreißig Mitarbeiter einsetzen, bei entsprechender Nachfrage auch mehr.

Der Landkreis gibt eine knappe Million Euro für die Ruftaxis aus, abzüglich Einnahmen aus dem Ticketverkauf und möglichen Zuschüssen. "Wenn wir den Individualverkehr zurückdrängen wollen, müssen wir eine richtige Alternative anbieten", betont Landrat Karmasin.

© SZ vom 27.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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