Fürstenfeldbruck:Neue Büros im Garten

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Der kleine Park auf der Rückseite des Fürstenfeldbrucker Landratsamts wird wohl nicht erhalten bleiben. (Foto: Günther Reger)

Der geplante Anbau an das Landratsamt soll erst drei, dann sieben und nun neun Millionen Euro kosten. Kritiker bemängeln fehlende Rücksichtnahme auf städtebauliche Kriterien

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Das Landratsamt in Fürstenfeldbruck braucht mehr Platz. Deshalb soll es in Richtung Westen erweitert werden, wo sich zur Erlöserkirche hin ein kleiner Park mit Durchgangswegen befindet. Das ist bereits beschlossene Sache. Nun wird das Projekt immer teurer - von drei Millionen über sieben Millionen auf neun Millionen Euro. Kritiker bemängeln aber weniger die steigenden Kosten als die fehlende Rücksichtnahme auf städtebauliche Kriterien. Außerdem sei es nicht mehr zeitgemäß, "eine Grünanlage zuzubetonieren", moniert Grünen-Kreisrätin Christina Claus in der Sitzung, in der die Kreisräte das Vorhaben mehrheitlich gutheißen.

FDP-Kreisrat Klaus Wollenberg, der als Stadtrat in Fürstenfeldbruck auch Kulturreferent ist, kritisiert das Vorhaben heftig. Es handle sich dabei um eine "weitere Verdichtung der Anlage", die sich negativ auf die Sichtachsen zu den historischen Gebäuden wie evangelischer Erlöserkirche und historischem Postgebäude auswirke. Dass man nicht auf historische und denkmalschutzrechtliche Belange eingehen will, "empört mich regelrecht", schimpft Wollenberg. Zustimmung erhält er von den Grünen, die sich ebenfalls gegen "Standort und Situierung des Parkhauses in den kleinen Park" aussprechen, wie es Martin Runge formuliert. Axel Schuhn, Referatsleiter Hochbau im Landratsamt, lässt die Kritiker wissen, dass die Planung mit dem Stadtbaurat von Fürstenfeldbruck, Martin Kornacher, abgestimmt sei.

Im Vergleich mit den ersten Planungen wurde das Gebäude vergrößert, außerdem rechnet man pro Jahr mit um drei Prozent steigenden Baupreisen. Mehrkosten verursachen außerdem die Leichtbauweise und eine geänderte Fassadenkonstruktion, die aus statischen Gründen notwendig wird, sowie ein leicht geneigtes Blechdach, mit dem man einen Grundsatzbeschluss des Kreistags aus dem Vorjahr umsetzt: nämlich keine Flachdächer auf kreiseigenen Gebäuden mehr zuzulassen.

Die Kreisbehörde wollte zunächst nur einen fensterlosen Anbau für die Unterbringung von Akten sowie ein Parkdeck bauen - für drei Millionen Euro. Weil die Behörde aber in ihrem Hauptgebäude Platz für zusätzliche Büroarbeitsplätze benötigt und man den Garten schließlich nur bedingt geeignet hielt als Standort für einen fensterlosen Bau, forderten die Kreisräte Ende 2016 eine Alternativplanung. Das Ergebnis ist ein dreigeschossiger Anbau an den Westflügel des Hauptgebäudes mit fünfgeschossigem Parkdeck. Dass zu den sieben Millionen Euro, die dafür als Kostenrahmen genannt worden waren, nun noch einmal zwei Millionen Euro dazukommen, liegt an gestiegenen Baupreisen, an statischen Erfordernissen sowie einigen Extras, die die Kreisräte genehmigten.

Dazu zählt eine sogenannte ELT-Aufladestation für Elektrofahrzeuge, mit der das geplante Parkdeck ausgerüstet werden soll. Das Parkdeck soll 124 Stellplätze erhalten, 20 sollen für das Laden von Elektroautos geeignet sein. Sie benötigen eine zusätzliche Trafostation, weil der Hausanschluss zur Bereitstellung der Elektrizität nicht ausreicht und ansonsten eine spätere Nachrüstung nicht möglich wäre. Den Strom bereitstellen soll eine Fotovoltaikanlage auf dem neuen Gebäude.

Die Notwendigkeit einer Aufladestation hatte schon im vorberatenden Kreisausschuss Martin Schäfer (UBV), der Gröbenzeller Bürgermeister, angezweifelt. Er fahre "seit 2010 Elektroauto, aber ich habe noch nie eine öffentliche Tankstelle gesehen". Weil die Elektro-Dienstfahrzeuge überwiegend im Landkreis fahren würden, müsse eine Steckdose zum Aufladen reichen, so Schäfer. Außerdem wisse man noch nicht, ob die Zukunft nur in der Elektromobilität liege und ob man den Strom überhaupt herkriege. Landrat Thomas Karmasin (CSU) betont indes, es sei ihm ein persönliches Anliegen, im Landkreis-Fuhrpark "nach und nach mit gutem Beispiel voranzugehen". Auch Hans Seidl (CSU), Bürgermeister von Maisach, ist der Ansicht, dass man eine "Vorbildfunktion" im Landratsamt habe. Mit 48 gegen 13 Stimmen bringt der Kreistag das neun Millionen Euro teure Projekt dann auf den Weg.

Der Platzbedarf im Landratsamt ist groß, auch weil immer mehr Personal eingestellt wird. Bereits seit zehn Jahren wird das seit 1973 in Betrieb befindliche Landratsamts-Hauptgebäude schrittweise saniert. Im Jahr 2002 hatte die Behörde einen Anbau an der Münchner Straße bekommen, der wegen seiner Form Service-Ei genannt wird. Einige Abteilungen mussten trotzdem innerhalb der Stadt Fürstenfeldbruck ausgelagert werden. Der Erweiterungsbau im Westen soll nun helfen, Außenstellen abzubauen.

© SZ vom 28.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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