Der bayrische Film erlebt nicht erst seit den Eberhoferkrimis wie "Dampfnudelblues" oder "Winterkartoffelknödel" einen Hype. "Die bayrischen Komödien der letzten Jahre haben fünf mal mehr Besucher in unser Kino gebracht, als die gesamte Fluch der Karibik Reihe", berichtet der Geschäftsführer des Scala Kino Markus Schmölz. "Wir haben hier eine regionale Verbundenheit zu diesen Filmen, auch grade die jungen Leute. Dieses Phänomen gibt es nur in Bayern."
Nun hat sich auch die Regisseurin und Schauspielerin Jule Ronstedt an das Genre gewagt. Am Mittwoch hat sie ihren ersten Spielfilm "Maria Mafiosi" im Brucker Scala Kino vorgestellt. Ronstedt absolvierte ihr Abitur in Gilching und war in den Jahren 1990 und 1991 an der Neuen Bühne Bruck aktiv. Nach der Schauspielausbildung ging es für sie an die Münchner Kammerspiele und zum Berliner Ensemble. Seitdem war sie auch in zahlreichen Schauspielrollen in Film und Fernsehen zu sehen. So spielte sie unter anderem die Veronika Dorstreiter in "Wer früher stirbt, ist länger tot" und Alice von Hobe in "Nanga Parbat".
Mit "Maria Mafiosi" lieferte Ronstedt nun ihr Spielfilmregiedebüt ab, auch das Drehbuch hat sie selbst geschrieben. Es handelt von der hochschwangeren Polizistin Maria Moosandl aus Landsberg am Lech, gespielt von Lisa Maria Potthoff, und Rocco Pacelli (Serkan Kaya), dem geheimgehaltenen Vater des Kindes. Nach und nach stellt allerdings sich heraus, dass Rocco, gebürtiger Italiener und Sohn des Pizzeriabesitzers Silvio, tief in die mafiösen Machenschaften seines Vaters verwickelt ist und bereits an eine andere Frau versprochen wurde. Als dann auch noch ein Leichenfund das idyllische Städtchen und seine Bürger aufschreckt, muss Maria nicht nur ihre Familienangelegenheiten in den Griff bekommen, sondern auch noch einen Mordfall aufklären.
Die Gäste der Premierenveranstaltung im Scala Kino warteten zunächst vergeblich auf die angekündigte Autogrammstunde mit Jule Ronstedt und der Hauptdarstellerin Lisa Maria Potthoff. Beide verspäteten sich um eine halbe Stunde. Mit etwas Verzögerung konnten die Kinobesucher dann auch den Film anschauen. Dass auch während der Dreharbeiten läuft nicht immer alles nach Plan läuft, machte die Regisseurin mit einer kleinen Anekdote deutlich: "In einer Szene sollte eine Leiche in Zement versenkt werden. Wir waren aber nicht schnell genug und der Zement ist getrocknet. So konnten wir sie einfach nicht verschwinden lassen und haben einen Nachdreh gebraucht. Definitiv nicht empfehlenswert", erzählt Ronstedt amüsiert.
Für die Hauptdarstellerin Potthoff, die bereits in diversen Tatorten oder den Ed Herzog Filmen zu sehen war, gab es keine Zweifel daran, bei "Maria Mafiosi" mitzuspielen. "Es ist ein Herzensprojekt", sagt sie vielmehr. Schließlich habe sie die Regisseurin schon vor 16 Jahren als Schauspielschülerin kennengelernt. Auch mit Fürstenfeldbruck hat sie in der Vergangenheit schon Bekanntschaft gemacht: "In der Schulzeit hatte ich hier Nachhilfe für Mathe und Physik und die Dreharbeiten fanden ja ganz in der Nähe statt" erläutert die 38-jährige Münchnerin. Tatsächlich sind große Teile des Films im Nachbarlandkreis Landsberg entstanden. Diese Entscheidung ist laut Ronstedt aus praktischen und ästethischen Gründen gefallen, denn, so die Regisseurin, "es ist logistisch gut von München zu erreichen und die schöne Fassade der Stadt bekommt durch den dunklen Lech einen durchaus morbiden Charakter." Offensichtlich gefällt diese Mischung auch dem Kinopublikum. Als Jule Ronstedt vor Beginn des Films nach einer Fortsetzung gefragt wird, entgegnet sie: "Wenn er gut ankommt gibt es einen zweiten Teil, aber das war sicher nicht mein letzter Film".