Fürstenfeldbruck:Mondlandschaft

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Schleifring hat im Gewerbegebiet Hasenheide mehr als einen Hektar Wald gerodet, um dort vor allem Stellplätze anzulegen. Viele Stadträte sind empört und werfen dem Unternehmen vor, sich nicht an Vereinbarungen zu halten

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Blanker brauner Boden, große Erdhaufen, aus dem Untergrund ragendes Wurzelwerk: Wo bis vor einigen Tagen noch dichter Wald stand, ist nun eine Mondlandschaft zu sehen. Auf dem etwa einen Hektar großen Areal will die im Gewerbegebiet Hasenheide ansässige Firma Schleifring Parkplätze anlegen. Zweiter Bürgermeister Christian Grötz (BBV) und Vertreter verschiedener Fraktionen zeigten sich am Mittwoch im Bauausschuss entsetzt. Sie werfen dem Unternehmen vor, sich nicht an Absprachen zu halten. Die von Schleifring beantragte Fällung von vier weiteren Eichen am nördlichen Straßenrand wurde abgelehnt - als Hebel für weitere Verhandlungen.

Zweiter Bürgermeister Christian Götz (BBV), der immer gegen die Rodung größerer Flächen in diesem Bereich gestimmt hatte, zeigte sich am Mittwoch frustriert, weil Schleifring damit irreversible Fakten geschaffen hat. Der Stadtrat hatte nach mehrjährigen Diskussionen im März seine Zustimmung zum Bebauungsplan ausdrücklich an Auflagen geknüpft. Unter 5.2. der Beschlussvorlage heißt es: "Stellplätze sind abschnittsweise zu errichten, entsprechend der baulichen Entwicklung und dem dafür erforderlichen Stellplatzbedarf". Offen ist, ob die Firma das so interpretiert haben könnte, dass sie zwar die Stellplätze nur abschnittsweise anlegen, die gesamte Fläche zuvor aber in einem Zuge roden darf. Vertreter der Firma ließen eine Anfrage der SZ am Donnerstag unbeantwortet. Die Stadträte jedenfalls hatten es erklärtermaßen so gemeint, dass auch die Bäume nur dort Stück für Stück gefällt werden, wo im Zuge des voranschreitenden Ausbaus wirklich aktueller Bedarf für zusätzliche Stellplätze vorhanden ist. Insgesamt dürfen laut Bebauungsplan bis zu 181 Auto- sowie 56 Fahrradabstellplätze angelegt werden. Die verbleibende Breite des Waldgürtels südlich der Maisacher Straße hat sich in diesem Bereich nun auf 65 Meter reduziert.

Weitere Stellplätze sowie eine Halle dürfen nördlich der Maisacher Straße gebaut werden. Dafür wird ein weiterer, 25 Meter breiter, in Nord-Süd-Richtung verlaufender Streifen gerodet, die Arbeiten waren auch dort am Mittwoch bereits weitgehend abgeschlossen. Insgesamt dürfte die Betriebserweiterung eine Fläche von knapp 14 000 Quadratmetern umfassen.

Alexa Zierl (parteifrei) sieht sich in ihrer Skepsis bestätigt, die per Beschluss formulierten Forderungen an Schleifring seien "zu schwammig" gewesen. "Nun stellt sich heraus, dass ich völlig recht hatte", sagte sie am Donnerstag der SZ. Auch in der Sitzung hatte sie sich "schwer enttäuscht von Schleifring" gezeigt und dafür breite Zustimmung bekommen. Hardy Baumann zeigte sich "entsetzt", Ulrich Schmetz (SPD) bekräftigte seine bereits mehrmals artikulierte Ablehnung der Fällungen. Er bleibe dabei, es sei "eine städtebauliche Sünde". Weil man aber "heute nicht mehr viel zurückdrehen" könne (Hans Schilling, CSU), will eine deutliche Mehrheit der Stadträte bei Anliegen der Firma Schleifring künftig sehr restriktiv sein - wohl wissend, dass man es sich schwerlich leisten kann, einen der wichtigsten Gewerbesteuerzahler der Stadt ganz zu verprellen. Gleichwohl soll nun Spielraum für Nachverhandlungen ausgelotet werden.

Die geringfügige Überschreitung der zulässigen Bauhöhe nördlich der Maisacher Straße wurde noch genehmigt: der von Schleifring geplante Neubau darf 16 Meter hoch werden. Die Fällung von vier um die 40 Jahre alten Eichen, die auf dem nördlichen Firmenareal zwei geplanten Zufahrten im Wege stehen würden, wurde von einer großen Mehrheit aber untersagt - gegen die Stimmen von Markus Droth (CSU) und Georg Stockinger (Freie Wähler). Götz hatte angesichts der komplett gerodeten Fläche zwar ernüchtert angemerkt, das sei "jetzt eh schon fast wurscht". Auf Vorschlag von Planungsreferent Christian Stangl (Grüne) soll die Firma aber zumindest noch für eine platzsparendere Anlage der Parkplätze gewonnen werden. Statt auf der gesamten Fläche Stellplätze anzulegen, könnte auf der Teilfläche, die zwischen zwei bestehenden Gewerbebauten liegt und im Westen an den Rudolf-Diesel-Ring grenzt, ein Parkdeck gebaut werden. Im Idealfall könnte dann ein Teil der Brachfläche wieder aufgeforstet oder begrünt werden. Botschaft: Ihr unterschreibt einen städtebaulichen Vertrag über ein Parkdeck, wir helfen euch und genehmigen auch die Fällung der vier Eichen."

Offen ist, ob sich Schleifring auf so einen Deal einlässt, würde der doch die Baukosten in die Höhe treiben.

© SZ vom 20.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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