Fürstenfeldbruck:Models und Motoren

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Modenacht und Autoschau in Fürstenfeldbruck bieten nicht nur professionell präsentierte Bekleidung und neue Personenwagen. Bei der Veranstaltung wirbt auch die TuS-Abteilung Free Arts für ihren Sport und eine Ausstellung zeigt die Geschichte des Fahrrads

Von Ariane Lindenbach, Fürstenfeldbruck

Mit einem Satz springt der junge Mann vom Dach des Schrottautos auf die Brüstung, die normalerweise dazu dient, die Fußgänger vor dem Verkehr auf der B 2 zu schützen. Normalerweise. Aber an diesem Wochenende ist Autoschau, am Samstag zudem Modenacht. Das bedeutet: die Bundesstraße ist für den Verkehr ab der Amperbrücke bis zum Marthabräu gesperrt. Circa 350 Fahrzeuge - vom Fahrrad bis zur elektrisch betriebenen Limousine - haben die Autohändler aus Fürstenfeldbruck und Umgebung in der Innenstadt geparkt. Auf den zwei Bühnen gibt es ein abwechslungsreiches Show- und Unterhaltungsprogramm. Dazwischen flanieren Menschen und begutachten die verlockenden Angebote.

Als Kontrastprogramm hat eine Handvoll Mitglieder der Abteilung Free Arts vom TuS Fürstenfeldbruck, die unter anderem Parcours und Slackline betreibt, rechts neben dem Rathaus einen kleinen Rundkurs aufgebaut: ein Schrottauto, gesponsert von Eisen-Rudi, zwei ausrangierte Lkw-Reifen, die Treppe vor dem Rathaus und die Brüstung. "Mami, Mami, schau mal, die klettern", ruft ein vielleicht sechsjähriger Bub, als er genau in dem Moment an der Hand seiner Mutter um die Ecke biegt, als der junge Mann auf das Geländer springt. Natürlich bleiben die beiden stehen und beobachten mit einem bewundernden Ausdruck in den Gesichtern, wie der junge Mann und zwei seiner Kumpels den Rundkurs elegant passieren ohne einmal den Asphalt zu berühren. Seit etwa vier Jahren sei die Abteilung auf der Autoschau vertreten, berichtet der ehemalige Leiter Dominik Schmoll. Als Werbung, für die Sportart sowie für neue Mitglieder.

Von dieser sportlichen Einlage einmal abgesehen, geht es an diesem Wochenende in der Brucker Innenstadt vor allem ums Bewegtwerden. In der Hauptstraße - von der Münchner bis zur Augsburger Straße - sowie in Teilen von Dachauer, Kirch- und Schöngeisinger Straße sind Fahrzeuge geparkt. In der Mitte der Hauptstraße sind die Zweiräder ausgestellt, unter anderem ist dort Fahrrad Fischbeck mit Fahrrädern, E-Bikes und Motorrollern vertreten. Ansonsten sieht man freilich in erster Linie Automobile: PS-starke SUVs - die Abkürzung Street Utility Van bezeichnet die moderne Form des nicht gerade als spritsparend bekannten Jeeps -, komfortable Limousinen mit elektrisch verstellbaren Sitzen und einem Bildschirm auf der Rückseite jedes vorderen Sitzes, Kleinwagen für den Stadtverkehr sowie Kleinbusse mit Campingausstattung.

Ein solcher hat soeben die Aufmerksamkeit eines älteren Ehepaars geweckt. Die Frau begutachtet die zusammengeklappte Sitzecke im Fahrzeugheck, während der Mann ins Innere steigt und die Liegefläche im hochgestellten Fahrzeugdach inspiziert. Sie lebten in Althegnenberg und würden "immer" zur Brucker Autoschau kommen, berichtet die Frau. Meistens nur, um etwas zu erleben, vielleicht ein paar Bekannte zu treffen. Dieses Mal aber hätten sie ein konkretes Anliegen. Da ihr Mann bald in Rente gehe und beide dann viel reisen möchten, wollten sie schon einmal nach möglichen Angeboten für ein Camping-Fahrzeug schauen. Das ungenierte Begutachten lockt weitere Interessenten. Zwei Teenies mit Sonnenbrillen, die vermutlich noch nicht einmal einen Führerschein haben, genießen indes das Gefühl, in einem parkenden Cabrio zu sitzen.

Bei mehreren Modeschauen auf zwei Bühnen direkt am Hauptplatz und in der Dachauer Straße lag am Samstag der Fokus nicht auf Motoren, sondern auf Mode. Natascha Zillner von Radio Arabella moderierte das Schaulaufen der Models, bei der die Brucker Geschäftswelt ihre aktuellen Kollektionen auf lebenden Körpern zeigen konnte. Den krönenden Abschluss machten Stefan Bialek und seine Freunde am Abend mit einer beeindruckenden Show aus Feuerschlucken und Raketen.

Wer schon immer etwas über die Geschichte des Fahrrads erfahren wollte, der konnte - ebenfalls am Samstag - die Ausstellung 200 Jahre Fahrrad besichtigen. Im Rathausfoyer gab es neben einigen Originalen auf die Frage nach dem Anlass für eine derartige Erfindung eine verblüffende Antwort: Laut dem Flyer war der Ausbruch des indonesischen Vulkans Tambora im April 1815 offenbar der Grund. Denn dadurch kam es zu einer Klimaveränderung samt Hungersnot, unter der auch die Pferde litten. Das Laufrad erlaubte dem Menschen, sich von Tieren unabhängig zu machen. Allerdings gilt diese Theorie inzwischen als nicht mehr bewiesen; im Flyer bleibt das unerwähnt.

Aber historische Ungenauigkeit hin oder her: Die Darstellung vom ersten Laufrad, der Draisine, bis zum modernen Hightech-E-Mountainbike mit insgesamt elf originalen Ausstellungsstücken (nur die Draisine war ein Nachbau) war ein kleines Highlight bei der Brucker Modenacht.

© SZ vom 22.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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