Fürstenfeldbruck:Mit einem Schuss Satire

Lesezeit: 2 min

In jedem Sinne bunt geht es bei der Nominierungsversammlung von Florian Weber (Zweiter von rechts) zum Bürgermeisterkandidaten zu. (Foto: Günther Reger)

Die Partei nominiert Stadtrat Florian Weber einstimmig zum Bürgermeisterkandidaten

Von Karl-Wilhelm Götte, Fürstenfeldbruck

"Sprengung der Amperbrücke" stand plötzlich als Plakatslogan auf der Leinwand. Da ging dann doch ein zartes Raunen durch das "Unterhaus", in dem "Die Partei" ihren Oberbürgermeisterkandidaten für die Wahlen am 7. Mai in Fürstenfeldbruck nominierte. Aus dem Raunen wurde angesichts der Absurdität dieser Forderung bald ein Lachen der 20 Gäste im Lokal. "Das ist die einzige Möglichkeit", sagte dann OB-Kandidat Florian Weber, "den Verkehr aus der Innenstadt herauszubringen. Dafür hätte die Die Partei auch die notwendige Kompetenz. So ist Florian Geys nicht nur der Spirituosenmeister im Vorstand, er fungiert auch als Sprengmeister. Ist die Brücke erst gesprengt, würde es neben einer Fußgängerbrücke auch einen Fährverkehr über die Amper geben, versprach Weber. Die Trauerweiden dort würden selbstverständlich stehen bleiben, antwortete er auf Befürchtungen im Lokal.

Weber, ehemals BBV-Stadtrat, ist 30 Jahre alt und untermauerte seine Qualifikation für das Amt ganz konservativ mit einem bestandenen Abitur und einem Politik- und Jurastudium. "Beides habe ich vier Semester studiert - das war vollkommen ausreichend", meinte Weber, der mit einem rot-pinken Trump-Schlips auftrat. Er gab auch noch von sich preis, dass er eine weiße Katze, ein Meerschweinchen und eine ungarische Freundin habe. Einen Gegenkandidaten hatte Weber nicht. Aus dem Publikum wurde noch die anwesende Alexa Zierl vorgeschlagen. Doch die ehemalige Grüne lehnte die Kandidatur mit markigen Worten ab: "Da ich nicht die passenden Eier dazu habe, verzichte ich." Gewählt wurde Weber dann von fünf Parteimitgliedern. "Fünf Stimmen, fünfmal Ja - das sind hundert Prozent", verkündete Wahlleiter Andreas Ströhle. Der Piraten-Stadtrat hatte sich eine farbige Langhaarperücke auf den Kopf gezogen und firmierte mit einem Hörnchen auf dem Kopf als "Einhorn".

Weber dankte für das große und einhellige Vertrauen. "Ich werde demnächst arbeitslos sein und trotzdem kein Hartz IV beantragen, sondern lieber Bürgermeister werden", so der Kandidat. Der Abend begann pathetisch mit einem Einmarsch der Vorstandsmitglieder der Partei und mit der Parteihymne "Die Partei hat immer recht." Eingeladen zur Mitgliederversammlung waren ausdrücklich "alle Menschen - außer AfD-Mitglieder", hieß es in der Einladung. "Wir wollen die lustigen und populistischen Anwesenden sein und uns nicht die Show stehlen lassen." Tim Niklas trat angesichts dieser Show spontan in die Partei ein und wurde sofort zum U20-Vorstand berufen. Niklas forderte sogleich eine "gesetzliche Raucherpause im Schulunterricht" und "Kinderpreise für Alkohol und Zigaretten".

Grundlage der Partei sei Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz und Elitenförderung, verkündete Weber noch, als er die eingegangenen Wahlslogans vorstellte. Darunter war auch die Parole: "Das Volk ist die Elite." Dafür gab es heftigen Applaus der Zuhörer. "Philipp Heimerl ist auch gut", war dann zu lesen. "Florian Weber ist aber sehr gut", folgte kurz darauf. Der Kandidat wird im Marthabräu-Biergarten zweimal pro Woche Sprechstunden anbieten und sich für eine Pepsi-Augustiner Eisarena stark machen. Abschaffen will Weber die Parküberwachung, weil diese zuletzt 22 000 Euro minus gemacht hat. Auch den Leonhardiritt sollte sich die Stadt ersparen. Weber sicher: "Mit den 43 000 Euro, die der kostet, könnte man ein Jahr den Betrieb des Lichtspielhauses finanzieren."

Doch erst einmal muss Weber offiziell Kandidat werden. Das wird er nur, wenn 215 Wahlberechtigte im Brucker Rathaus per Unterschrift seine Kandidatur unterstützen. "Der einzige Trost ist", meinte Weber, "dass Thomas Lutzeier genauso viele Unterschriften braucht". Doch Weber gab sich optimistisch: "Ich schaffe das in drei Wochen."

© SZ vom 21.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: