Fürstenfeldbruck:Kleine Fußball-Weltmeisterschaft in Bruck

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Flüchtlinge der Erstaufnahmeeinrichtung am Fliegerhorst tragen Turnier mit vier Mannschaften aus

Von kArl-Wilhelm Götte, Fürstenfeldbruck

Fußballspielen ist eine zentrale Beschäftigung in der Erstaufnahmeeinrichtung (EAE) für Flüchtlinge im Fliegerhorst. Besonders die afrikanischen Flüchtlinge sind dort aktiv. "Die spielen hier fast jeden Tag", erzählt Dirk Hasenjaeger. Er ist seit fast zwei Jahren als ehrenamtlicher Sportkoordinator in der EAE tätig. Bei der nun statt findenden ersten Fußball-Meisterschaft musste er kaum noch in die Vorbereitung eingreifen. "Das haben die Afrikaner alleine organisiert", sagt Hasenjaeger. Die Flüchtlingskicker aus Sierra Leone, Mali, Senegal und Nigeria haben dem Turnier auch gleich einen passenden Namen geben: 1. Fußball-WM der EAE. Am Samstag findet das Endspiel auf dem Platz des TSV Fürstenfeldbruck-West statt.

Vier "Nationalmannschaften" hatten sich Ende Oktober zusammengefunden. Alle brachten einen stattlichen Kader von 15 Spielern zusammen, so dass auch Auswechslungen möglich waren. Schon die Halbfinale waren schwer umkämpft. Nigeria gewann gegen Sierra Leone mit 2:0 und der Senegal gegen Mali mit 2:1. Somit bestreiten Nigeria und Senegal das Endspiel. "Mein Favorit ist Nigeria", legt sich Hasenjaeger anhand seiner Trainingseindrücke fest. Nigeria sei "defensiv stärker". Die Mannschaften haben sich ohne sein Zutun gefunden. "Die führen alle eine Liste mit ihren Spielern", berichtet der Sportkoordinator, der im alten Unteroffizierskasino unter anderem fünf Tischtennisplatten und Fitnessgeräte installiert hat, die von den Flüchtlingen ausgiebig genutzt werden.

Hasenjaeger ist sich sicher: "Je größer das Sportangebot für die Flüchtlinge, desto weniger Blödsinn können sie machen." Denn die Flüchtlinge, von denen viele Monate oder gar ein Jahr auf einen Anhörungstermin des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) warten müssen, haben sehr viel freie Zeit. Da kommt der Fußball gerade recht. "Trotz dieses Zustandes sind 99,9 Prozent der Flüchtlinge nette, freundliche und dankbare Menschen", so das Fazit Hasenjaegers. Froh sind die Spieler aus Nigeria und dem Senegal, dass sie ihr Endspiel auf dem Rasenplatz des TSV West an der Cerveteristraße austragen können. Ist doch der Fußballplatz im Fliegerhorst eher eine holprige Wiese. Für Trikots hat Hasenjaeger gesorgt. Der SV Puch hat welche gespendet, ebenso der TSV West.

Auch die heikle Schiedsrichterfrage ist gelöst worden. Die Afrikaner wollen ihr Spiel selbst leiten und pfeifen. Christian Erdle, der Chef der Schiedsrichtergruppe Ammersee/Fürstenfeldbruck aus Stefansberg, schickt lediglich zwei Linienrichter vorbei. "Die Afrikaner spielen einen eher rustikalen Fußball, bei dem vieles erlaubt ist", formuliert es Hasenjaeger schmunzelnd. "Deutsche Schiedsrichter bekommen da eher eine Herzattacke." Vor dem Endspiel am Samstag um 14 Uhr treffen um 12 Uhr noch Mali und Sierra Leone im Spiel um den dritten Platz aufeinander. Für das leibliche Wohl sorgt einmal mehr Günter Eichinger, der Vorsitzende des TSV West.

1. Fußball-WM der Flüchtlingserstaufnahmeeinrichtung Fliegerhorst am Samstag, von 12 Uhr an auf der Anlage des TSV West, Cerveteriestraße

© SZ vom 04.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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