Fürstenfeldbruck:Kinderpornos gesammelt

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Jugendrichterin verurteilt 20-Jährigen zu Therapiestunden

Von Ariane Lindenbach, Fürstenfeldbruck

Strikt verboten, aber problemlos zu beschaffen: Kinderpornografische Darstellungen kursieren massenhaft im Internet, nur einen Klick von einem legalen Porno entfernt. Der Nachfrage nach zu urteilen, klicken viele vom legalen in den illegalen Bereich. Dass sie darüber nachdenken, wie diese Bilder und Filme entstehen, nämlich durch den weltweiten massenhaften Missbrauch kleiner Kinder, ist eher unwahrscheinlich.

So wie der 20-Jährige, der sich "aus Interesse, Neugier" in einer schwierigen Phase seines Lebens Bilddateien von sieben- bis zehnjährigen Mädchen herunterlud. Fast 150 Dateien fand die Polizei bei ihm, weshalb er sich am vergangenen Dienstag wegen "Besitzverschaffens kinderpornografischen Materials" vor der Jugendrichterin verantworten musste. Die glaubte dem aus dem östlichen Landkreis stammenden Auszubildenden, dass er keine pädophile Veranlagung hat, und legte ihm auf, an drei psychotherapeutischen Beratungsgesprächen teilzunehmen.

Die Polizei war dem Angeklagten im Vorjahr auf die Schliche gekommen. Wie so oft bei der Verbrechensaufklärung war es eigentlich ein dummer Zufall: 2012 war er einmal wegen Besitzes von Drogen - es war eine illegale Kräutermischung - verurteilt worden. Daher kannten ihn die Polizisten, als sie ihn im Juli 2014 auf der Straße aufhielten und nach Drogen durchsuchten. Erneut wurden die Beamten fündig, allerdings nur "mit einer ganz kleinen Menge Kräutermischung", wie der 20-Jährige am Dienstag vor Gericht erläuterte. Der Fund war jedoch Anlass genug für die Polizisten, das Smartphone des Auszubildenden zubeschlagnahmen. Darauf fanden sie 91 kinderpornografische Bilddateien, weitere 55 später bei der Wohnungsdurchsuchung auf der Playstation.

"Ich habe da megamäßig Mist gebaut", entschuldigte sich der 20-Jährige. Eigentlich stehe er nicht auf Kinder, doch damals sei er in einer schwierigen Phase gewesen. Er berichtete, dass seine Freundin vor etwa einem Jahr verstorben sei. Wie er später andeutete, hatte sie sich vor seinen Augen das Leben genommen. "Mit den Freundinnen danach lief es nicht so gut." Jedenfalls habe er irgendwann begonnen, im Internet "ganz normale Pornos" anzuschauen. Von dort sei es nur noch ein Mausklick entfernt gewesen zu den Darstellungen der kleinen Mädchen. Weshalb er aber so eine Vielzahl von höchstens Zehnjährigen in ganz eindeutigen Posen auf seine Geräte geladen hatte, erklärte er nicht. "Ich bin normalerweise nicht so veranlagt", versicherte er und entschuldigte sich erneut.

Der Bericht der Jugendgerichtshilfe offenbarte, dass die Eltern und Geschwister des 20-Jährigen bis heute unter dem frühen Tod eines Kindes leiden. "Persönlich hat der Angeklagte viele tragische Ereignisse zu verarbeiten", sagte die Sozialpädagogin und empfahl zur Ahndung Psychotherapie oder Leseweisung. "Er hat für sein junges Leben schon viele sehr heftige Sachen erlebt", zudem erscheine er reumütig, kooperativ und einsichtig, resümierte der Staatsanwalt. Seinem Antrag auf drei Beratungsgespräche bei einem Psychotherapeuten schlossen sich der Verteidiger sowie Jugendrichterin Anna Kappenschneider an.

© SZ vom 19.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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