Fürstenfeldbruck:65 Jahre

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Stoßen auf ihren 65. Hochzeitstag an: Maria und Rupert Aberl aus Fürstenfeldbruck. (Foto: Günther Reger)

Seltenes Hochzeitsjubiläum

Von Jana Erthel, Fürstenfeldbruck

Ein wenig überladen wirken die liebevoll mit Figuren aus Porzellan und Glas dekorierten Regale der kleinen Dachgeschosswohnung von Maria und Rupert Aberl. An der Wand des Flurs sticht vor allem das gerahmte Hochzeitsfoto des Paares in Schwarzweiß ins Auge: Schon 65 Jahre ist das her, mehr als ein halbes Jahrhundert. Zur Ehrung dieses besonderen Jubiläums gratulierte Franz Höfelsauer, Mitglied des Stadtrats, im Namen des Bürgermeisters und Landrats dem Paar. Dass sie nun schon so lange zusammen seien, habe nicht nur damit zu tun, dass man aus einer Generation stamme, in der Scheidung als unschicklich gegolten habe, sagt die 87-jährige Maria Aberl. Auch wenn ihr es gesundheitlich nicht mehr ganz so gut ginge, empfinde sie es dennoch als großes Glück, alt zu werden. Ihr Mann Rupert erklärt, dass die Rente deshalb so schön sei, weil sie endlich wieder Zeit füreinander gehabt hätten. Der heute 89-Jährige arbeitete 40 Jahre lang als Verwaltungsangestellter im Brucker Landratsamt. Oftmals habe er zum Teil bis in den späten Abend hinein und am Wochenende gearbeitet. Damals sei das durchaus normal gewesen. Schon in ihrer Jugend ist das Paar gerne spazieren gegangen, erinnert sich Rupert Aberl. Nun haben die beiden Rentner großen Spaß an dem Lösen von Kreuzworträtseln.

Als sie sich in Fürstenfeldbruck kennenlernen, ist die in Kinderheimen und Pflegefamilien aufgewachsene Maria gerade erst 17 Jahre alt, Rupert sei ihr erster Freund gewesen. Auf die Frage, wie sie zueinander gefunden haben, kann Herr Aberl keine konkrete Antwort geben. Man habe sich im Ort einfach untereinander gekannt. Während er im Rahmen des amerikanischen "Reorientation"-Programms von 1948 bis 1956 Lehrfilme an verschiedenen Schulen des Landkreises zeigt, bleibt seine Frau zu Hause und kümmert sich um Haushalt und Kindererziehung. Ihre heute 56-jährige Tochter Gaby sei nicht ihr einziges Kind, offenbart das Paar. Vor ihr sei Maria noch mit zwei weiteren Kindern schwanger gewesen, die jedoch Alter von drei Tagen und vier Jahren verstorben sind.

Zwar seien die schweren Schicksalsschläge absolute Tiefpunkte ihres Lebens gewesen, hätten jedoch im Endeffekt zu einer Stärkung ihres Zusammenhalts geführt. "Alleine hätten wir das nie geschafft", betont der 89-Jährige. Sie seien miteinander durch dick und dünn gegangen und das habe nachhaltig verbunden. Natürlich hätten aber auch sie sich in ihrer Ehe gestritten, jedoch den jeweils anderen nie aufgegeben. Was das Geheimnis ihrer langen Beziehung ist, das kann Rupert Aberl jedoch nicht genau sagen. Er ist sich jedoch sicher, dass vor allem ihr Vertrauen zueinander eine große Rolle in ihrem Leben spiele, welches auch im Verlaufe von nunmehr 65 Ehejahren offensichtlich nicht verloren gegangen ist.

© SZ vom 12.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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