Fürstenfeldbruck:Ist der Winter warm, wird der Bauer arm

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Ährensache: Josef Drexl, Kreisobmann des BBV, Bettina und ihr Vater Josef Metzger und Kreisbäuerin Gabi Waldleitner prüfen die Qualität des Weizens. (Foto: Günther Reger)

Bei der diesjährigen Erntepressefahrt klagen Landwirte über den ausgebliebenen Frost, die starken Niederschläge im Frühjahr und die Hitze der vergangenen Wochen. Sie rechnen mit weniger Ertrag und Qualität

Von Julia Bergmann, Fürstenfeldbruck

Ganz ohne das Zitieren einer Bauernweisheit kommt die Erntepressefahrt in diesem Jahr nicht aus. "Ist der Winter warm, wird der Bauer arm", sagt Josef Schnell, Pflanzenbauberater beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Und spielt damit auf die nun mehr seit zwei Jahren ausbleibende Frostgare im Winter an. Wenn der Bodenfrost nicht tief genug reicht, wird das Erdreich durch die Frostsprengung nicht ausreichend aufgelockert. Die Folge: Der Boden verdichtet, die angebauten Pflanzen gedeihen schlechter, die Erträge sinken. Gerade die Sommerungen, also die Nutzpflanzen, die im Frühling gesät oder gepflanzt werden, leiden unter dem verdichteten Boden.

Landwirt Josef Metzger kann von den Folgen des fehlenden Frostes ein Lied singen. Auf seinem Hof bei Moorenweis sehen sich die Vertreter des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) und des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten bei der diesjährigen Fahrt um. Wie viele andere Landwirte klagt Metzger über die ungewöhnlich starken Regenfälle im Frühjahr und die anhaltende Hitze der vergangenen Wochen. Metzger, der seinen Hof als Haupterwerbsbetrieb mit Milchviehhaltung führt, baut auf rund 50 Hektar Gerste, Weizen, Kleegras, Mais und Raps an.

"Bei den Erträgen werden wir heuer weit unter dem letzten Jahr bleiben", sagt Metzger. Besonders die Gerste habe gelitten. Gerade während der Wachstumsphase, in der sonst das Kornvolumen aufgebaut wird, setzte die lange Trockenperiode ein. "Die Qualität geht in diesem Jahr Richtung Futtergerste", sagt Metzger. Als Braugerste könne man sie nicht verwenden. Auch der Maisanbau habe sich 2015 schwierig gestaltet. "Mitte April haben wir den Mais ausgesät, er ist teilweise nach der Saat verfault", erzählt der Landwirt. Den starken Regenfälle sei das geschuldet. Im ersten Halbjahr 2015 liegt der Niederschlag mit 526 Millilitern weit über dem langjährigen Mittel. Im Vorjahr habe man zur gleichen Zeit einen Niederschlag von etwa 240 Millilitern gemessen.

Auf den Maisfeldern zeigt sich dann ein trauriges Bild. Die Pflanzen sind relativ niedrig, die BBV-Vertreter erinnern sich an die Fahrt des Vorjahrs, als die Pflanzen mindestens doppelt so groß waren. Während der Mais immerhin an einigen Stellen in sattem Grün strahlt, stehen an anderen noch relativ blasse und nur etwa 50 Zentimeter hohe Pflanzen. Teilweise tun sich in den Feldern Löcher auf. Seit Metzger als Landwirt arbeitet, seit rund 45 Jahren also, habe er ein solch inhomogenes Bild nicht gesehen. Die Nässeschäden werden ihm im Ertrag wohl ein Defizit von rund 20 Prozent einbringen. Ganz aufgegeben hat er die Hoffnung noch nicht. "Aber wenn es in den nächsten sieben Tagen nicht richtig regnet, sieht's schlecht aus für den Mais", sagt er.

Es ist aber nicht nur das Wetter, das den Landwirten zu schaffen macht. Auch die große Wildschweinpopulation im westlichen Landkreis ist ein Problem. Selbst die Treibjagden können sie nicht eindämmen. Deshalb hat Metzger Teile seiner Felder eingezäunt. Rund 70 Prozent der Anbaufläche haben die Tiere im Vorjahr zerstört. Nicht jeder der Anwesenden zeigt sich von der Lösung begeistert. Die Kosten seien zu hoch und ein Problem wie dieses müsse durch die Jagd gelöst werden. Für Metzger aber war das Umzäunen der einzige Ausweg. Seit die Zäune stehen, lassen die Wildtiere vom Korn ab. Immerhin ein Problem weniger, um das sich der Landwirt in diesem Jahr kümmern muss.

© SZ vom 24.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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