Fürstenfeldbruck:Integration auf dem Spielfeld

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Engagiert, aber ohne Härte verläuft das Spiel zwischen Asylbewerbern und Vertretern der Verwaltung. Für die Bewohner der Erstaufnahmeeinrichtung im Fliegerhorst bleibt dies aber eine Ausnahme. (Foto: Günther Reger)

Asylbewerber und Vertreter der Verwaltung treffen sich zum Freundschaftskick

Von Karl-Wilhelm Götte, Fürstenfeldbruck

Spaß am Fußball ist in allen Altersklassen verbreitet und beim Fußball verstehen sich alle sofort. Worte sind kaum nötig. Die Voraussetzungen für ein Spiel zwischen Flüchtlingen und einer Auswahl des Landratsamtes und der Stadtverwaltung waren also gering. So spielte auf dem Platz des TSV Fürstenfeldbruck-West Blau (Flüchtlinge) gegen Rot und am Ende gewannen die taktisch klug spielenden Brucker glücklich mit 5:4. Danach saßen alle Beteiligten noch bei Gegrilltem und Bier oder nichtalkoholischen Getränken gemütlich zusammen. Geredet wurde nicht viel miteinander, weil die Sprachbarrieren doch zu hoch waren. Dennoch signalisierten alle Akteure, dass das gemeinsame Spiel die Menschen einander näher bringt. Wichtig war auch, dass bei diesem Freundschaftsspiel keine Härte oder falscher Ehrgeiz im Spiel waren, so dass der Schiedsrichter keine Mühe hatte.

Doch wie bringt man 28 Asylbewerber von ihrer Unterkunft im Fliegerhorst in den Brucker Westen? "Ich habe meine guten Kontakte zu Alfred Thurner vom SC Fürstenfeldbruck (SCF) genutzt", erzählte Flüchtlingsbetreuer Dirk Hasenjaeger, der als Trainer an der Seitenlinie stand. Mit dem SCF-Kleinbus wurden die Fußballer unter den Asylbewerbern in drei Fahrten zur TSV West-Arena gebracht. "Zurück mussten sie selbst kommen, das hatte ich ihnen vorher gesagt", meinte Hasenjaeger, ein Mann mit klarer Ansprache und mit Humor. "Wenn ihr das Spiel verliert, müsst ihr alle zurück nach Italien", hatte Hasenjaeger seinen Mannen scherzhaft auf Englisch gedroht. Die hatten den Witz sofort verstanden und lachten mit.

Die Brucker Auswahl begann furios und führte nach einer halben Stunde 3:0. Fußballsenior Thomas Epp war auf der linken Seite kaum zu bremsen und überraschte die Flüchtlingsauswahl in der ersten Halbzeit mit dem einen oder anderen Sturmlauf. Dem Referatsleiter im Ausländeramt des Landratsamtes gelang auch das 1:0. Antonio Ferlisi legte mit einem gekonnten Seitfallzieher zum 2:0 nach. Niko Paluca, Co-Trainer beim TSV West, markierte das 3:0. Die Flüchtlingsauswahl, die in der ersten Halbzeit nur aus Schwarzafrikanern bestand, kombinierte gefällig, fiel aber auch durch eine eklatante Abschlussschwäche auf. Der 2,07-Meter-Mann Sebastian Brehme vom Jobcenter, ein ehemaliger Handballtorwart, hatte im Tor der Brucker Auswahl mit den wenigen Torschüssen keine Mühe. "0:3 ist kein Problem", sagte der 22-jährige Charly Roland, der als Asylbewerber aus Nigeria kommt, in der Halbzeitpause. "Es ist ein schönes Training für uns, ich liebe dieses Spiel." Nach der Pause kamen für die Flüchtlinge zehn neue Spieler aufs Feld, diesmal eher aus Syrien und dem Kosovo. Nur Mamadou aus Mali blieb im Tor. Die frische Auswahl wirbelte die Abwehr der reiferen Herren mächtig durcheinander. Doch die retteten sich schließlich noch mit 5:4 ins Ziel.

Dirk Hasenjaeger würde sich über Unterstützung beim Fußball mit Asylbewerbern freuen. "Vielleicht können ehemalige Fußballer Günter Eichinger und mir helfen", meinte er und bat Interessenten doch mal am Donnerstagmorgen um zehn Uhr auf dem Kunstrasenplatz im SCF-Stadion vorbeizuschauen. Da trainiert der Eichinger, Vorsitzender des TSV West, mit Asylbewerbern.

© SZ vom 19.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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