Fürstenfeldbruck:Immer in Bewegung bleiben

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Seit 1999 ist Maria Siegl (rechts neben Tochter Manuela Siegel-Biechele) Teilnehmerin eines Osteoporose-Kurses an der Brucker Volkshochschule. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Maria Siegl ist bei der Brucker Volkshochschule mit 102 Jahren die älteste Kursteilnehmerin

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Es gibt Dinge, die Maria Siegl aus Fürstenfeldbruck mit dem US-amerikanischen Schauspieler Gregory Peck, dem weltberühmten Violisten Yehudi Menuhin sowie dem früheren französischen Staatspräsidenten François Mitterrand verbindet. Und es gibt Dinge, die Maria Siegel den drei Promis voraus hat. Zu den Gemeinsamkeiten: Alle sind Jahrgang 1916. Zum Alleinstellungsmerkmal: Maria Siegl ist die einzige, die noch regelmäßig in einem Gymnastikraum anzutreffen ist - bei der Brucker Volkshochschule belegt sie seit vielen Jahren den Osteoporose-Kurs, so auch den des aktuellen Frühlingsprogramms. Vielleicht ist ihr ungebrochener Bewegungsdrang einer der Gründe, dass sie alle ihre oben aufgezählten Jahrgangskollegen längst überlebt hat.

Sitzt man der sympathischen und fast immer bestens gelaunten Frau, die während des Ersten Weltkriegs in Dießen am Ammersee geboren wurde, gegenüber, dann kommt man erst einmal aus dem Staunen nicht heraus. Denn die 102-Jährige wirkt geradezu jugendlich für ihr Alter. Man würde sie gewiss 20 oder 30 Jahre jünger schätzen. Maria Siegl lacht nur, wenn man sie darauf anspricht. Als ob das Alter so entscheidend wäre. Gemeinsam mit ihrer Tochter Manuela lebt sie in einem geschmackvoll eingerichteten Häuschen an der Hindenburgstraße. Seit 1999 nehmen beide auch regelmäßig am Osteoporose-Kurs unter Leitung von Franziska Wolfersberger-Klein teil. Die staunt ebenso wie die Brucker VHS-Geschäftsführerin Silvia Reinschmiedt immer wieder über die körperliche Fitness von Maria Siegl. Die Übungen sollen zu einer Kräftigung der Muskulatur beitragen und Gleichgewicht sowie Beweglichkeit verbessern und sind vor allem auf die Bedürfnisse von Frauen ab Mitte 50 zugeschnitten, um einsetzendem Knochenabbau entgegenzuwirken. "Sie ist das große Vorbild der Gruppe", sagt Wolfersberger-Klein über Maria Siegl. Und das auch, weil sie sich ihren "goldenen Humor" und ihre treffliche Schlagfertigkeit bewahrt habe.

Zur Volkshochschule fand Siegl Mitte der Neunzigerjahre. Dort polierte sie zunächst ihr Italienisch für die klassischen Strandurlaube an der Adria und Städtereisen auf. Ein paar Jahre später folgte "English Conversation". Es war eher die geistige Herausforderung als wirkliche Notwendigkeit, die bereits guten Sprachkenntnisse weiter auszubauen. Körperliche und geistige Fitness war der in den Dreißigern nach Bruck gezogenen Frau immer schon wichtig. Der Osteoporose-Kurs bietet darüber hinaus aber noch viel mehr: "Wir sind ein wirklich gutes Team, und nach dem Kurs treffen wir uns auch noch manchmal zum Kaffee.

In den Dreißigern kam Maria Siegl nach Fürstenfeldbruck, Ihre Eltern bauten dort das Haus. Zunächst war die Musik ein großes Hobby, sie spielte Zither und Violine, war im Gesangsverein. Ein bisschen ruhiger lässt es die 102-Jährige mittlerweile natürlich schon angehen, im Garten erledigt sie mittlerweile nur noch kleinere Arbeiten wie Laub zusammenrechen. Aber den Kurs bei der Volkshochschule möchte sie auf jeden Fall so lange weiter machen wie möglich. Immer in Bewegung bleiben - "und man lernt ja nie aus", sagt Maria Siegl und lacht spitzbübisch.

© SZ vom 03.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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