Fürstenfeldbruck:Hindernisparcours für Radfahrer

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Start zur Tour mit Andreas Ampßler (3. von rechts) und Sebastian Klaß (rechts daneben), dem Radbeauftragten des Landkreises, vor dem Landratsamt. (Foto: Günther Reger)

In diesem Sommer lässt der Landkreis den Zustand seines 650 Kilometer langen Wegenetzes dokumentieren. Bei einer Rundfahrt in der Kreisstadt werden bereits typische Gefahrenpunkte deutlich

Von Gerhard Eisenkolb, Fürstenfeldbruck

Niemand dürfte eine Straße bauen, auf der mitten in der Fahrbahn plötzlich ein Lichtmast steht. Radfahrern wird so etwas regelmäßig zugemutet, ohne dass die Planer deshalb ein schlechtes Gewissen haben. Deshalb ist es kein Wunder, dass Strecken, die Kommunalpolitiker irgendwann einmal als Radweg ausgewiesen und ausgeschildert haben, ihren Zweck nicht oder nur ungenügend erfüllen. Schon bei einer kurzen Radtour durch Fürstenfeldbruck wird klar, dass die Perspektive des Autofahrers nach wie vor die Verkehrsplanung bestimmt. Radler müssen auf der Hut sein. Wo noch etwas Platz ist, kann es zwischendrin sogar mal ein Stück Radweg geben, das ebenso abrupt endet wie es beginnt und oft nicht den Mindestanforderungen genügt. Weshalb die Nutzung häufig nicht ungefährlich ist.

So lange sich das nicht ändert, wird der Anteil der Radfahrer am Verkehrsaufkommen im Landkreis weiter relativ gering bleiben. Damit mehr Autofahrer bei kurzen Strecken aufs umweltfreundliche Fahrrad umsteigen, entwickelt die Firma Topplan im Auftrag des Landkreises zurzeit ein neues Routenkonzept für Alltagsradler. Gelänge es mit einer besseren Radinfrastruktur, nur jedes zehnte Auto von der Straße wegzubringen, würde der Verkehr viel flüssiger laufen. Zur Aufgabe von Topplan gehört eine Bestandsaufnahme von etwa 650 Kilometern Radwegen im gesamten Landkreis bis Ende September. Hierbei geht es um die Dokumentation von Schwachstellen und Gefahrenpunkten.

Wie das Allgäuer Planungsbüro vorgeht, hat Andreas Ampßler kürzlich Medienvertretern bei einer Radtour durch Fürstenfeldbruck erläutert. Auf der Münchner Straße führt die erste Strecke vom Landratsamt über die Amperbrücke zum Marktplatz. Obwohl die sieben Radfahrer auf dieser Strecke hintereinander am Rand der Münchner Straße fahren, kann die Gruppe wegen des Gegenverkehrs nicht überholt werden. Die Straße ist zu eng, man fühlt sich unsicher. Diesmal müssen sich die Autofahrer gedulden. Bei den Staus im Berufsverkehr kommen auch Radfahrer nicht mehr voran, weil auch sie nicht überholen können. Noch gefährlicher wird es auf dem Nadelöhr Amperbrücke. Obwohl der Platz vor der Sparkasse nicht leicht zu erreichen ist, kreuzen sich hier fast alle größeren Radrouten durch den Landkreis.

Wie Claudia Gessner, Fahrradbeauftragte der Stadt, erläutert, wird überlegt, wie sich auf der Münchner Straße Fahrradstreifen schaffen ließen. Allerdings geht das nur, wenn Parkplätze verschwinden. Dieser Interessenkonflikt wird in Fürstenfeldbruck bisher meist gegen Radfahrer entschieden. Weshalb Ampßler ganz pragmatisch kleine Schritte radikalen Lösungen vorzieht. Als gut aber nicht ausreichend genutzt gelten die wenigen Fahrradständer vor der Sparkasse. Vor vielen Geschäften in der Innenstadt fehlen Radlständer.

Als "Problempunkt" bezeichnet Ampßler die Schranke am Übergang von der Kirchstraße in den Weiherweg. Er rät dazu, das Hindernis mit Bodenmarkierungen besser zu kennzeichnen. Nach der Schranke sollten Fußgänger und Radfahrer getrennt werden. Das ist hier möglich, weil zwei Wege parallel verlaufen. Diese Forderung erhebt der Radwegexperte immer dann, wenn sich Fußgänger und Radler einen Weg teilen. Der Grund: Das Tempo von Alltagsradlern sei nicht zu unterschätzen, sagt er. Soll das Fahrrad das Auto ersetzen, müsse der Radler schnell vorankommen.

Vor und auf der Rad-/Fußgängerbrücke über die Amper zur Emmeringer Straße häufen sich die Gefahrenstellen. Die Brücke selbst gilt als zu eng und daher nicht bequem zu befahren. Am Ende auf Emmeringer Seite besteht für Radler, die nach links abbiegen, Sturzgefahr wegen einer unvermittelt auftauchenden Bodenschwelle. Zudem schränken nicht geschnittene Büsche und Hecken die Sicht stark ein. Weiter geht es auf dem wieder zu engen Fuß- und Radweg an der südlichen Münchner Straße zur Oskar-von-Miller-Straße. An dieser Kreuzung müssten Radler auf dem Weg zum Bahnhof eigentlich vom Gehweg auf die Fahrbahn wechseln. Nur wurde vergessen, ihnen das zu ermöglichen. Bleiben sie auf dem Gehweg, stehen sie plötzlich vor einem Lichtmast. Das sind nur einige der von Ampßler aufgezeigten Mängel, die nicht nur für die Kreisstadt, sondern für den gesamten Landkreis typisch seien.

© SZ vom 07.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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