Brucker Skulpturenweg:Geometrische Perfektion

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"In Progess I" des Bildhauers Peter Weber steht am Skulpturenweg. Es ist die mathematisch durchdachte Zusammensetzung von 18 Dreiecken. (Foto: Günther Reger)

Drittes Werk des Brucker Skulpturenwegs enthüllt

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Je nach Blickwinkel könnte das neue Kunstwerk des Brucker Skulpturenwegs, das am Donnerstagabend der Öffentlichkeit übergeben wurde, einiges darstellen: Den eckig geringelten Schwanz eines Ferkels, einen Dinosaurier mit Rückensegel oder einen modernen Fahrradständer, wie man ihn sich in Kopenhagen oder London vorstellen kann. Im Grunde ist "In Progess I" aber nur ein mathematisch durchdachte Zusammensetzung von 18 Dreiecken, deren Seitenlängen linear Wachsen und im 60 Grad Winkel aneinander geschweißt sind. Das Werk des Maisacher Künstlers Peter Weber ist der dritte Teil des von der Kulturstiftung Derriks initiierten Skulpturenwegs. Ursprünglich sollte das Werk bereits im April am Wegrand zwischen der Amper und dem Sportgelände am Parkplatz des Veranstaltungsforums aufgestellt werden, allerdings dauerte der Planungsprozess länger als erwartet. In der Zwischenzeit war die Skulptur bereits wenige Hundert Meter entfernt vor dem Kunsthaus für die Öffentlichkeit zugänglich. Für fünf Jahre hat der Künstler das Werk der Kulturstiftung vorerst als Leihgabe überlassen.

Die konkrete Kunst, der sich die Skulptur zuordnen lässt, beschäftigt Peter Weber seit 1969. Bereits während des Studiums bei Max Mahlmann an der Fachschule für Gestaltung in Hamburg wandte sich Weber, der 1944 in Kollmar an der Elbe geboren wurde, dieser Kunstrichtung zu. Auch wenn "In Progress I" streng genommen ein geschweißtes Kunstwerk ist, bezeichnet Weber es als Faltung. Mit dieser Technik beschäftigt er sich seit 1975. Erst faltete er Papier, später kamen Werke auf Leinwand dazu. Seit 1996 arbeitet er mit Kunststoff und Metal. "In Progress I" stammt aus dem Jahr 1999 und besteht aus etwa 500 Kilo Edelstahl. Weber, der mittlerweile in Maisach lebt, hat bereits in Chicago, Madrid und Paris ausgestellt.

Auch wenn die Konstruktion auf den ersten Blick wenig komplex wirkt, ist sie ein gelungenes Zusammenspiel aus künstlerischer Schaffenskraft und wissenschaftlicher Berechnung. Ausgehend vom ersten Dreieck mit dem Maß 18 mal 36 Zentimeter, entwickelt Weber seine Struktur. Das zweite Dreieck misst 36 auf 36 Zentimeter, das Dritte 54 auf 36, so geht es konstant weiter bis zum letzten Dreieck mit 162 mal 36 Zentimeter. Jeweils um 90 Grad gedreht werden die Dreiecke zusammengefügt, immer zwei davon als Doppelfläche - auf jeder von diesen sind so drei Linien erkennbar. Blickt man vom Weg aus auf das Kunstwerk, sieht man im Hintergrund die Barockfassade der Klosterkirche. So entsteht ein spannendes Zusammenspiel der klaren, schnörkellosen und völlig unfunktionalen Skulptur im Vordergrund und der Verspieltheit und Pracht der heiligen Stätte dahinter.

Das Werk von Weber, das nun als dritte Station des geplanten Brucker Skulpturenpfades dient, ist eine passende Ergänzung zu den beiden bereits ausgestellten Werken von Horst W. Twardzik, der ebenfalls konkreter Künstler ist. Wird dieser Weg von der Kulturstiftung mit Unterstützung der Stadt zu Ende gegangen, kann sich Bruck einer öffentlich gezeigten Sammlung rühmen, die sich nicht verstecken muss.

© SZ vom 03.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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