Fürstenfeldbruck:Geister im Taschenlampenlicht

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Schnappschuss mit Geistern: Bei der Grusel-Führung durch Kloster Fürstenfeld dürfen auch Erinnerungsaufnahmen nicht fehlen. (Foto: Günther Reger)

35 Kinder und Erwachsene beteiligen sich an nächtlicher Führung im Kloster Fürstenfeld

Von Katharina Knaut, Fürstenfeldbruck

Über 750 Jahre alt ist das Kloster Fürstenfeld. Und es hat alles, was man sich von einer Anlage dieses Alters wünscht: eine eindrucksvolle Barockkirche, einen bezaubernden Garten und eine dramatische Gründungsgeschichte. Da wundert es nicht, wenn es im alten Gemäuer von Geistern nur so wimmelt. Durch sie könnte die Geschichte des Klosters, vor allem für Kinder, wieder lebendig werden, dachte sich die Stadt und veranstaltete "Die Gespensterführung - Nachts rund ums Kloster". Unter der Führung von Sabine Milmer-Kaufmann und Bettina Lampart-Heinemann erfahren die jungen Teilnehmer düstere Geschichten über das Kloster, dargestellt durch den Theaterkurses des Graf-Rasso-Gymnasiums. Und obendrein gibt's einen Sketch mit verblichenen Mönchen und dahingeschiedenen Königen.

"Es ist genau die richtige Zeit dafür," findet Milmer-Kaufmann. Die Tage um Allerheiligen bieten ihrer Meinung nach die richtige Atmosphäre für eine solche Veranstaltung. Etwa 35 Kinder und erwachsene Begleitung haben sich zur Gespenstertour eingefunden. Anlaufpunkte sind die Kirchenfassade, der alte Friedhof, auf dem die Mönche begraben wurden, der Brunnen im Garten, die Klostermauer, und das Waaghäusl. Doch noch bevor eine dieser geschichtsträchtigen Orte aufgesucht wird, bekommt man den ersten Geist zu Gesicht: Martin, das moderne Gespenst. Er begleitet die Führung und ergänzt sie mit dem ein oder anderen Kommentar. Seinem Namen entsprechend trägt er weder Rasselkette noch wallende weiße Laken, sondern Smartphone und ein weißes T-Shirt, immerhin mit der Aufschrift "offizielles Gespenst".

Er ist jedoch das einzige "moderne Gespenst", die übrigen Geister erscheinen traditionsgemäß in altertümlichen Kutten und Gewändern. An jeder Station stehen sie bereit und warten darauf, dass sie von den Taschenlampen der Kinder zum Leben erweckt werden. Als die Frauen über den Bau der Klosterkirche berichten, erscheinen die Geister des Architekten Giovanni Viscardi und Abt Balduin Helm und sinnieren über den Wandel der Zeit. "Keiner möchte mehr Mönch werden", klagt der Abt seinem Gegenüber. "Schlimm ist es, was aus dem Kloster geworden ist", bestätigt Viscardi. "Dieser ständige Tanz und die moderne Musik!"

Die Kinder lauschen gespannt Ausführungen wie Darbietungen. Besonders gruselig finden sie es jedoch nicht. Auch dann nicht, als Lampart-Heinemnn von der Enthauptung der Maria von Brabant erzählt und ihnen die Stelle zeigt, an der symbolisch ihr Kopf begraben wurde. "Da ist ja gar kein Blut", stellt ein Junge bedauernd fest. Abgesehen davon hat es den Kindern jedoch gefallen, vor allem, als es zum Schluss Getränke in Reagenzgläsern ausgeteilt werden und sie ein Bild mit einem Henker machen können.

"Es war ein Erfolg", findet Lampart-Heinemann. Die Führung finde zum ersten mal statt und habe ihnen großen Spaß gemacht. Den Schauspielern auch. "Die waren begeistert. Das ist ja auch ein ganz neues Umfeld," meint Lampart-Heinemann. Zum Einstudieren des Stücks sei den Schülern nur wenig Zeit zur Verfügung gestanden, da die Gruppe erst seit Anfang September besteht. Für die Proben sind ihnen nur wenige Wochen geblieben. Die Leistung sei wirklich beeindruckend, finden die Frauen. "Der Beitrag der Jugendlichen war uns auch wichtig, schließlich sollte es nicht nur ein Vortrag sein", erklärt Milmer-Kaufmann. "Außerdem konnten wir so den gespenstischen Charakter mehr herausbringen."

© SZ vom 31.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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