Fürstenfeldbruck:Forever Young

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In Fürstenfeld wird dem 70-jährigen Rocker gehuldigt

Von Jörg Konrad, Fürstenfeldbruck

"Es stimmt, dass Rock 'n' Roll etwas Existenzielles hat. Das ist ja das Tolle daran: Die Leute wollen einem Feuer beim Lodern zusehen. Wenn es nur so ein bisschen vor sich hinknistert, sind sie gelangweilt". Neil Young gab schon immer gern klare und provozierende Interviews. In seinen Songs umgab er sich hingegen mit so einer bestimmten Art von mystischem Realismus, den selbst der harte Kern seiner Fans (bis heute) nicht zu deuten wussten.

Nun ist also der Kopf und der Bauch von "Crazy Horse" 70 Jahre alt und macht seiner Textzeile "Hey Hey, My My - Rock And Roll Can Never Die" noch immer alle Ehre. Respekt - und herzlichen Glückwunsch sagte Thomas Kraft mit einer literarisch-musikalischen Hommage in Fürstenfeld.

Als Gäste hatte der Autor, Literaturkritiker und Organisator literarischer Veranstaltungen nein, nicht den Jubilar selbst, aber die Sängerin Laura Wachter und den Gitarristen Steven Lichtenwimmer mit dabei. Gemeinsam erinnerten sie mit Texten und Musik an den vielleicht typischsten Vertreter einer Ära von Musikern, die in kritischer Distanz aber auch in Liebe zu den USA stehen und deren gesamtes Tun allein dieser Überzeugung entspringt. Auch dann noch, wenn das Unverständnis und der Zorn die Oberhand gewinnt.

Thomas Kraft hat einige Texte der mal mehr, mal weniger prominenten Fangemeinde Neil Youngs ausgesucht und vorgetragen. Eine (etwas spätpubertierend wirkende) Anekdote des diesjährigen Trägers des Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und Neil-Young-Bewunderers Navid Kermani, der seiner gerade geborenen Tochter mit "The Last Trip To Tulsa", von Neil Youngs erstem Album, das 1969 erschien, therapeutisch hilfreich zur Seite stand. Oder eine Art Reisereportage aus dem neuen Buch von Thomas Kraft "Tomaten aus Tulsa", in der er die Begegnung mit einstigen Nachbarn der Familie Young beschreibt, die er ganz zufällig beim Forellenfischen an einem kanadischen See traf.

Zwischendurch erinnerten Laura Wachter mit klarer, soulgefärbter Stimme und Steven Lichtenwimmer an einige der unsterblichen Songjuwelen aus Youngs Feder. Starke Songs , einfach aber faszinierend Melodien, die nicht allein aus der Erinnerung leben, sondern immer persönlich und authentisch wirken. Nicht zuletzt deshalb wird Neil Young sowohl von den Punks als auch von der Grunge-Bewegung als Vorreiter verehrt. Fast vierzig Alben hat er eingespielt und man kann sicher sein - es werden noch einige folgen. Zu seinem 70. gibt es vorerst einen Mitschnitt aus dem Jahre 1988: "Bluenote Café". Ein Album, das alles vereint, was Neil Young so liebenswert macht.

© SZ vom 16.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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