Fürstenfeldbruck:Forderungen an die Bundespolitik

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Gemeinsames Nachdenken über Forderungen an die Wahlkämpfer: Teilnehmer des Workshops des Sozialforums. (Foto: Günther Reger)

Weltfrieden, Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit: Teilnehmer eines Workshops des Sozialforums schreiben auf, was sie für wichtig halten

Von Sabrina Küspert, Fürstenfeldbruck

Etwa dreißig gelbe Post-its mit Aufschriften wie "Innere Sicherheit", "Armutsbekämpfung", "Klimaschutz" oder "Bildungssystem" kleben auf einem weiß-grünen Plakat. Darüber steht der Schriftzug: "Was sind die wichtigsten Herausforderungen, vor denen unsere Gesellschaft steht?" Man könnte zwar vermuten, dass das die Ergebnisse eines Brainstormings von Politikern in Berlin wären. Tatsächlich aber ist das die Vorarbeit von sieben engagierten Bruckern, die einen Forderungskatalog für die kommende Bundestagswahl erstellen wollen. Im Rahmen der Kampagne "Aufbruch 2017" der deutschlandweiten Bürgerbewegung Campact lud nämlich Harald Buwert vom Sozialforum Amper ins Brucker LiB Mehrgenerationenhaus ein, um sich dort vergangenen Samstag im kleinen Kreis auszutauschen.

"Wir sind heute nicht nur eine offene Diskussionsrunde, sondern vor allem ein Arbeitskreis", machte Buwert den Anwesenden gleich am Anfang klar. Man wolle schließlich zu handfesten Ergebnissen kommen. So begann dann auch gleich der Programmpunkt eins, die wichtigsten Herausforderungen unserer Gesellschaft. "Ganz klar: Wahrung des Weltfriedens", lautete der erste Beitrag der Runde. Nur musste dieser noch konkretisiert werden. Nach wenigen Minuten stand dann fest, dass Deutschland herausgefordert ist, Feindbilder abzubauen und den Dialog mit Regierungen anderer Länder zu suchen. Nach diesem Schema fand man auch Stichpunkte zu den drei weiteren übergeordneten Themengebieten Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit und direkte Demokratie.

Bei solch grundlegenden Themen, so könnte man meinen, kommt es unweigerlich zu hitzigen Debatten. Doch ganz im Gegenteil, im Brucker Mehrgenerationenhaus ließen die sieben Teilnehmer den anderen immer die Zeit, ihren Standpunkt klar zu erläutern - selbst als sich herausstellte, dass gerade eine Gegnerin von zu offener Flüchtlingspolitik neben einer engagierten Asylhelferin saß. Da wurde auf die Aussage: "Wir müssen unsere Grenzen besser sichern, denn sonst haben wir ein großes Problem", lediglich ruhig entgegnet, dass Sicherheit eben durch soziale Sicherheit geschaffen werde, dass es "ein gutes Leben und genug für alle" geben müsse.

Dass es aber zu keinen ausufernden Debatten kam, lag vor allem an der knapp bemessenen Zeit. Bei Programmpunkt zwei, konkrete Maßnahmen zur Umsetzung der Herausforderungen, blieben pro Klebezettel gerade einmal fünf Minuten Zeit zur Diskussion. Für mehr Gerechtigkeit in Deutschland sollten beispielsweise sozialer Wohnungsbau und die Gemeinwohl-Ökonomie, bei der Mensch und Umwelt oberstes Ziel des Wirtschaftens sind, gefördert werden. Um für Frieden zu sorgen, sollten zivile Konfliktbearbeitung und der Abzug der Bundeswehr aus Krisen- und Kriegsgebieten umgesetzt werden.

Am Ende der dreistündigen Veranstaltung hatten die sieben Teilnehmer ihre persönlichen Eindrücke zu konkreten Forderungen an die neue Bundesregierung geformt. So hoffte im Voraus auch Emmi Raith-Ingerl, eine der Teilnehmerinnen, dass man in der Runde eigene Schwerpunkte setzen könne, was zu tun sei. "Ich bin dankbar, dass es ein solches Forum gibt. Schließlich ist jeder in der Bredouille, sich entscheiden zu müssen, wen er wählt. Und hier und heute kann man ein wenig mitwirken." Die Ergebnisse der Brucker Veranstaltung sowie die der etwa 1200 weiteren in ganz Deutschland werden nämlich von Campact gesammelt und ausgewertet, wie Buwert erklärt: "Unsere Forderungen sollen gehört werden. Darum wollen die Campact-Aktiven diese online veröffentlichen und in die Wahlkampfbüros der Parteien hineintragen."

© SZ vom 13.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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