Fürstenfeldbruck:Flug ohne Wiederkehr

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Ein letztes Mal drehen am Sonntag zwei historische Propeller-Maschinen ihre Runden über Fürstenfeldbruck - eine Do 27 und eine Piaggio 149. Sie dürfen künftig nicht mehr vom Rollfeld Alpha auf dem Fliegerhorstgelände starten. Damit endet nach dem militärischen auch der zivile Flugbetrieb

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

1993 ist das in Bruck stationierte Jagdbombergeschwader aufgelöst, 1997 der militärische Flugbetrieb auf dem Fliegerhorst eingestellt worden. Vor gut sieben Jahren landeten noch ein Tornado- und ein Phantom-Jet, die seither auf dem Gelände ausgestellt sind. Und nun, am frühen Sonntagnachmittag, geht auch der zivile Flugbetrieb an der "Wiege der Luftwaffe" zu Ende: Eine Do 27 sowie eine Piaggio 149 drehen um kurz nach 14 Uhr in 300 Meter Höhe Flügel an Flügel zwei letzte Runden über der Kreisstadt.

Ebenso wie drei weitere Flugzeuge zuvor, sind sie vom kleinen, südlich der Hauptpiste gelegenen Rollfeld Alpha abgehoben. Weitere Segelflugzeuge der Bundeswehr-Sportfliegergemeinschaft und der Flugsportgemeinschaft sind bereits per Autoanhänger abtransportiert worden zu ihren neuen Heimatflughäfen in der Münchner Region. Grund für den Abzug ist vor allem die bevorstehende Auflösung des Fliegerhorsts. Als letzte Einrichtung will die Offizierschule das große Militärareal im Brucker Nordosten in fünf Jahren verlassen. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) als Grundeigentümer hat deshalb die meisten der zivilen Nutzungsverträge zum 31. Dezember gekündigt.

Das Motorradsicherheitstraining um den 1. Mai herum soll ausnahmsweise noch genehmigt werden, eine "Gnadenfrist" bis Ende März erhielt die Reservisten-Arbeitsgemeinschaft, die auf dem Gelände 30 historische Bundeswehrfahrzeuge gesammelt hat. Und die Gemeinschaft Jabog 49 durfte mit ihren militärgeschichtlichen Exponaten zumindest bis zum Abzug der Luftwaffe in ein Haus nahe der Hauptpforte umziehen. Martin Schifferer, 46, Vorsitzender des Bundeswehr-Sportfliegervereins, hatte bis zuletzt darauf gehofft, dass die Gemeinde Maisach und die dortige Bürgerinitiative ihren Widerstand gegen den nur noch sehr eingeschränkten Flugbetrieb aufgeben würden - vergeblich. Es sei die Chance für den Betrieb eines Sonderlandeplatzes vertan worden, bedauert ein enttäuschter Schifferer. Die Zahl der jährlichen Starts und Landungen von Motor- und Segelflugzeugen beziffert er auf lediglich 4000. Einige davon entfielen auf den Dienst für die oberbayerische Luftrettungsstaffel. In sommerlichen Trockenperioden galt es, frühzeitig Waldbrände zu melden.

Nun also verschwinden auch die Do 27 sowie die Piaggio "Piggy" P 149D hinterm Horizont. Zwei Flugzeuge, die ebenso wie eine Piper L 18 seit 1959 im Einsatz waren. Damals war auch in Bruck eine der vielen Flugsportgruppen gegründet worden, mit denen die Bundeswehr Interesse am Dienst im Cockpit wecken wollte. Am Steuer der Piaggio sitzt Schifferer, der den strahlenden Sonnenschein nicht recht genießen kann. 1986 hob der 2010 pensionierte Tornado-Pilot und Fluglehrer erstmals vom Fliegerhorst ab. Vor dem Start überkommt ihn deshalb Wehmut. Die Luftwaffe am Standort ist da weniger sentimental: Der letzte Take-Off der Propellerflugzeuge erfolgt unter Ausschluss der Öffentlichkeit - Berichterstattern wird der Zutritt aufs Militärareal verweigert.

Wie es mit dem Verein weitergeht, ist offen. Für die etwa 70 aktiven Mitglieder - aktive und ehemalige Soldaten sowie Jugendliche - werde das "eine Zerreißprobe". Das Gelände rund ums Rollfeld Alpha, die so genannte Shelterschleife West, soll nach der militärischen Entwidmung als Ausgleichsfläche für Anlagen des benachbarten BMW-Sicherheitszentrums ausgewiesen werden. Zudem wird geprüft, ob dort vorübergehend eine "Kurzzeit-Verweileinrichtung" für die Aufnahme von bis zu 2000 Flüchtlingen eingerichtet werden soll.

© SZ vom 21.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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