Fürstenfeldbruck:Fair produziert, fair gehandelt

Lesezeit: 2 min

In Fürstenfeldbruck eröffnet die Caritas in bester Lage einen Weltladen. Dort werden Lebensmittel sowie Kunsthandwerk aus südlichen Ländern angeboten. Und nebenan gibt es gebrauchte Bücher und ein Café

Von Max Keldenich, Fürstenfeldbruck

Produkte wie Tee, Kaffee und Couscous stehen schon geordnet und gekennzeichnet im Regal, Körbe und Fingerpuppen hingegen suchen noch nach dem richtigen Platz: Die Vorbereitungen im Weltladen laufen auf Hochtouren, denn an diesem Donnerstag wird die Ladenfläche an der Ecke Schöngeisinger Straße/Hauptstraße mitsamt Hofcafé und Gebrauchtbuchladen eröffnet. Der neue "Brucker Fenster Weltladen" führt ausschließlich fair gehandelte Produkte, die in nicht-prekären Arbeitsverhältnissen hergestellt werden. Esther Altenpohl ist eine der freiwilligen Helferinnen, die während ihrer Semesterferien am Aufbau des Hofcafés mitgewirkt haben: "Wir freuen uns alle auf die Eröffnung. Wir haben ein super Team, mit dem ich gerne arbeite".

Einen Eine-Welt-Laden gibt es bereits seit vielen Jahren in der Pfarrei Sankt Bernhard im Brucker Westen. Im Unterschied zu weiteren Weltläden im Landkreis wie jener in Gröbenzell setzt die Caritas in Fürstenfeldbruck auf ein interdisziplinäres Konzept: So werden die einzelnen Bereiche im Gebäude an der Hauptstraße eng miteinander vernetzt. Auf eine räumliche Trennung zwischen Weltladen und Hofcafé wurde bewusst verzichtet. Altenpohl, die Pädagogik in Bamberg studiert, nennt die Vorteile des Ansatzes: "Die Besucher können die Fair-trade-Produkte im Hofcafé probieren und direkt im Weltladen kaufen. So profitieren beide Seiten davon, dass sie nebeneinander liegen."

Lesestoff ohne Ende: Esther Altenpohl ordnet Bücher in eines der Regale ein. (Foto: Günther Reger)

Der Weltladen soll mit seinem Sortiment zum Stöbern einladen, werden hier doch auch Schmuck, Tücher und kunsthandwerkliche Gegenstände angeboten. Das Hofcafé führt neben Bioprodukten mit regionalem Bezug auch vegetarische und vegane Speisen, mit denen die Besucher werktags von 12 bis 15 Uhr verköstigt werden. Kaffee und Kuchen sowie Suppen und Salate soll es zu allen Öffnungszeiten geben. Gästen, die nur wenig Zeit haben, können zu Sandwiches greifen. Auch hier hofft Altenpohl, vom Standort des Weltladens zu profitieren: "Wir wollen neben regelmäßigen Besuchern auch Laufkundschaft erreichen, die nur gelegentlich in das Hofcafé kommt." Literaturinteressierte sollen schließlich im Gebrauchtbuchladen auf ihre Kosten kommen, der mit 11 000 Büchern ein breites Spektrum bietet. Der bisherige Standort an der Brucker Kapuzinerstraße wird weiterhin als Lager genutzt.

In finanzieller Hinsicht ist die zu erwartende Belastung auf mehrere Schultern verteilt worden. Den Umbau und die Erweiterung machten auch lokale Unternehmen wie die Sparkasse Fürstenfeldbruck durch Spenden möglich. Der Weltladen wird von einer Genossenschaft getragen, an der Mitglieder weiterhin mit einem Betrag von 50 Euro Anteile erwerben können. Die Genossenschaft zahlt entsprechend der Ladenfläche Miete an die Caritas, die im Gegenzug das Mobilar zur Verfügung stellt. Beide Institutionen sind eng miteinander verzahnt, denn die Idee zur Gründung des Weltladens hatten Mitarbeiter der Caritas, die selbst in der Genossenschaft aktiv sind. Dies trifft zum Beispiel auf Claudia Ramminger zu, die Geschäftsführerin der Caritas und Aufsichtsratsmitglied in der Genossenschaft ist. Das von ihr mitentwickelte Konzept sieht einen auf drei Jahre ausgerichteten Wirtschaftsplan vor: So soll der Weltladen nach Ablauf dieses Zeitraums schwarze Zahlen schreiben. Ramminger ist optimistisch, dass das die Finanzierung langfristig gesichert ist: "Wir hoffen natürlich auf viel Kundschaft im Weltladen. Die gesamte Grundfläche im Erdgeschoss wurde in vier Bereiche eingeteilt, denn die Caritas wird dort auch ein Büro haben. Für den Weltladen alleine wäre das nicht finanzierbar gewesen."

1a-Lage: Der neue Laden wird im Erdgeschoss des von der Caritas genutzen Hauses an der Ecke Schöngeisinger Straße/Hauptstraße eröffnet. (Foto: Günther Reger)

Die Realisierung des Konzepts gewährleisten vor allem die zahlreichen ehrenamtlichen Helfer, die im Weltladen den Verkauf der Produkte verantworten werden. Bisher konnten 20 Personen gewonnen werden, die regelmäßig mitgeholfen haben. "Wir hoffen auf einen Stamm von 25 ehrenamtlichen Mitarbeitern und weiteres, punktuelles Engagement", sagt Ramminger. Im Hofcafé können sich dagegen Menschen betätigen, die auf dem normalen Arbeitsmarkt ohne Aussicht auf eine Anstellung sind. "Beide Bereiche sind in dieser Hinsicht voneinander getrennt", betont Ramminger. Im Hofcafé sollen auch öffentliche Veranstaltungen stattfinden: So plant das "Brucker Forum" dort einen Themenabend zur Asylpolitik. Im gegenüberliegenden Gebäude, in dem das Hofcafé bisher untergebracht war, sollen fortan Seminare der Caritas stattfinden. Die Räumlichkeiten können auch für Privatveranstaltungen wie Geburtstagsfeiern angemietet werden. Ramminger hofft dadurch, zusätzliche Einnahmemöglichkeiten generieren zu können.

© SZ vom 30.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: