Fürstenfeldbruck:Engel für junge Familien

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Die erste Zeit mit einem Baby ist für Eltern mit Umbrüchen und Belastungen verbunden. Zwei Angebot im Landkreis helfen jungen Familien, diese Herausforderung zu meistern. Das sind "wellcome" und "Willkommen im Leben"

Von Gerhard Eisenkolb, Fürstenfeldbruck

Um ein Kind zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf, lautet ein Sprichwort. Mitunter wären junge Familien mit einem Neugeborenen schon zufrieden, wenn wenigstens gelegentlich aus der Nachbarschaft mal jemand vorbeischaut und die gestresste Mutter mit praktischer Hilfe entlasten würde. Da Bindungen lockerer geworden sind und eine gute Nachbarschaft nicht mehr die Regel ist, setzt hier das von ehrenamtlichen Familienhelfern getragene Pojekt "wellcome" des Erwachsenenbildungswerks Brucker Forum an. "Engel" genannte Ehrenamtliche bieten in der ersten Zeit nach der Geburt eines Kindes ihre Unterstützung an und ermöglichen es jungen Müttern, einfach mal etwas Zeit für sich zu haben und auszuspannen.

Wie wichtig das ist, erläutert Christine Höppner, die Geschäftsführerin vom Brucker Forum. Höppner vergleicht die erste Zeit mit einem Kind mit einem Neuanfang, der mit Umbrüchen, Herausforderungen und vor allem mit vielen bisher unbekannten Belastungen verbunden ist. Wird die Mutter entlastet, geht es in der ganzen Familie gleich fröhlicher und lockerer zu. Ist die Mutter ausgeglichen und geht es ihr gut, dann ist das auch für die Mutter-Kind-Bindung von unschätzbarem Wert, die durch Stress leicht gestört wird. Von einer guten Bindung zur Mutter hat wiederum das Kind sehr viel, weil diese Beziehung laut Höppner die Basis für dessen Bildung ist. Frauen sollten sich nicht überfordern, meint die Forum-Geschäftsführerin, und rät dazu, entspannt zu bleiben. Schließlich sei die Mutterschaft kein "Leistungssport". Auch Männer sollten ihren Frauen gönnen, nicht alles alleine schaffen zu müssen.

Das "wellcome"-Angebot gibt es im Landkreis seit etwas mehr als zweieinhalb Jahren. 2014 kümmerten sich 26 ehrenamtlich tätige "Engel" um genau 32 Familien. Hauptmotivation dieser "Engel" ist die Sorge um das Wohlergehen der jungen Familien. Mit dem Fehlen von Netzwerken schwinden die Möglichkeiten zur Weitergabe von Alltagswissen und der Austausch über Ängste und Unsicherheiten. "Wellcome" startete im Landkreis am 1. März 2013 zusammen mit "Willkommen im Leben", einem Projekt der Bürgestiftung für den Landkreis. Die beiden Projekte wurden gemeinsam entwickelt und ergänzen sich.

Bei "Willkommen im Leben" bietet ein Team aus Fachkräften allen Eltern, die ein Kind bekommen haben und nach der Geburt vom Landrat angeschrieben werden, Informationen, einen Hausbesuch und Beratung an. Willkommen im Leben wird zum großen Teil vom Landkreis finanziert. Bei Bedarf werden die Familien an solche Einrichtungen vermittelt, die ihnen weiterhelfen können. Der Personenkreis, der das Angebot der Bürgerstiftung annimmt, ist viel größer als der bei "welcome". Die Fachkräfte von "Willkommen im Leben" betreuten im Landkreis bisher insgesamt 410 Familien. Beide Angebot wenden sich an die gleiche Zielgruppe, das sind Familien mit einem Baby im ersten Lebensjahr. Und beide Einrichtungen vermitteln sich die Familien gegenseitig. Bei "welcome" sind anstelle von Fachkräften wie bei einem Hilfsangebot unter Nachbarn ehrenamtliche Laien tätig, die für eine gewisse Zeit aufs Baby aufpassen, damit die Mutter auch mal Zeit für sich hat. Das Bindeglied zwischen "welcome" und "Willkommen im Leben" sind Babycafés in einigen Gemeinden, in denen sich junge Familien mit Ehrenamtlichen und Fachkräften regelmäßig zum Erfahrungsaustausch treffen. Den Kontakt zu "wellcome" suchen vor allem Frauen, die in den Landkreis neu zugezogen sind und hier weder Verwandte, noch einen Freundeskreis haben.

© SZ vom 22.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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