Fürstenfeldbruck:Endstation an der Schranke

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Die Hauptpforte des Fliegerhorsts nebst Wachgebäude (rechts) an der Ecke Zenetti-Von-Gravenreuth-Straße. (Foto: Günther Reger)

Bundeswehr weist an der Hauptpforte des Fliegerhorsts häufiger als bisher Besucher und Sportler wegen Formfehlern ab

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Da staunte Brigitte Hinz nicht schlecht. Sie gehört der Sportgruppe des ehemaligen BBV-Stadtrats Klaus Zieglmeier seit Gründung im Jahr 1979 an. Sportler nutzen Hallenbad, Sportplatz und Halle auf dem Fliegerhorstgelände. Vor einigen Wochen aber war für die 69-Jährige an der Schranke der Hauptpforte Endstation. Als sie, wie üblich, ihren Personalausweis vorlegte und die Wachleute die Nummer mit einer von der Sportgruppe hinterlegten Teilnehmerliste verglichen, da bemerkten diese einen Zahlendreher. Zudem hatte Hinz es versäumt, das Kennzeichen ihres neuen Autos zu melden. Zieglmeier schickte also eine verbesserte Liste an die Bundeswehr und begleitete Hinz beim nächsten Versuch. Doch die Liste war an der Hauptpforte offenbar nicht angekommen - und damit war wieder Endstation. Dies sei eine gute Gelegenheit, "einmal ein Exempel zu statuieren" habe der Wachmann gesagt, erinnert sich Brigitte Hinz. Andere Besucher berichten von ähnlichen Erfahrungen. Einem im Kosovo geborenen Sportler soll sogar grundsätzlich der Zutritt verweigert worden sein.

Schikane mit System? Ausrutscher eines überakribischen Wachmanns? Oder Folge der allgemein verschärften Sicherheitslage in Zeiten des Terrors? Ein Sprecher der Bundeswehr will mögliche "Einzelfälle" wegen der nicht möglichen Zuordnung "weder bestätigen noch dementieren". Die Absicherung des Fliegerhorstes Fürstenfeldbruck erfolge "gemäß der militärischen Sicherheitsweisungen und unter Berücksichtigung der aktuellen Gefährdungslage." Aktives Militär- und Zivilpersonal erhalte die Zugangsberechtigung nach Vorlage eines gültigen Truppen- oder Dienstausweises. Andere Besucher könnten ihren Ausweis hinterlegen und erhalten im Gegenzug einen Besucherausweis. Ausnahmen gelten für Angehörige von Gruppen wie Sportvereinen und Ehemalige. Sie dürfen passieren, wenn sie korrekt registriert sind und den Ausweis vorlegen.

Kritiker, die ihre Namen teils nicht in der Zeitung lesen wollen, weil sie Konsequenzen der Bundeswehr fürchten, bemängeln fehlendes Augenmaß. Sie bestätigen, dass in den zurückliegenden Monaten ganz besonders akribisch, "überbürokratisch" oder sogar "kleinkariert" kontrolliert worden sei. Auch Personen, die jahrzehntelang ein- und ausgingen, seien wegen formaler Fehler abgewiesen worden. Zieglmeier erinnert daran, dass neben Firmen auch Sportlern vor vielen Jahren unter Brigadegeneral Horst Lamberty der Zutritt ausdrücklich mit der Begründung gewährt worden sei, dies sei förderlich für die demokratische Verwurzelung der Truppe und den Austausch mit der Bevölkerung. Er wundert sich darüber, dass der Zugang schwieriger wird, obwohl Teile der Bundeswehr den Standort bereits verlassen haben und kaum mehr übrig ist als die Offizierschule. Bei der Bundeswehr kann man über kursierende Witze, denen zufolge die in irgendwelchen Kellern gelagerten Atombomben abgeschirmt werden sollen, nicht lachen. Es gebe durchaus Schusswaffen am Standort, daher sei ein Überblick über die anwesenden Personen wichtig.

Helmut Prabst, 80, früher selbst auf dem Fliegerhorst beschäftigt, hat Verständnis für beide Seiten. Gleichwohl klagen seiner Erfahrung zufolge auch viele ehemalige Bundeswehrangehörige über größere Zugangshürden. Sie mussten, ebenso wie er, ihre Chipkarten abgeben, weil zu viele davon zu unkontrolliert im Umlauf waren. Nun können auch sie nicht mehr die Schranke passieren, ohne den Ausweis vorzulegen. Das alles wirke für ihn "wie ein Schuss aus der Hüfte", so Prabst. Während ehemalige Soldaten beleidigt sind, trägt es der frühere technische Beamte mit Fassung: "Es ist umständlicher, aber ich habe mich damit arrangiert."

© SZ vom 01.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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