Fürstenfeldbruck:Einblick in die Kommissarschmiede

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Die Fachhochschule der bayerischen Polizei im Kloster Fürstenfeld besteht seit 40 Jahren. Aus diesem Anlass lädt sie zu einem Tag der offenen Tür, an dem angebliche Bomben entschärft und Studieninhalte vorgestellt werden

Von Karl-Wilhelm Götte, Fürstenfeldbruck

Groß und Klein, Jung und Alt strömten den ganzen Tag auf das Gelände der Fachhochschule der Polizei im Kloster Fürstenfeld. Vorne am Eingang wurden sie von zwei Reitern der Münchner Reiterstaffel der Polizei empfangen. Gleich daneben rauschte der kleine Lars, an einem Metallseil hängend, gerade über den Bach. Ein kleiner kläffender Hund hielt zum Vergnügen der Umstehenden das Seil fest. Dahinter stand ein BMW 501 aus dem Jahre 1961, der berühmte Wagen aus der Fernsehserie "Isar 12". Daneben hatten Kinder und - vor allem - Väter ihren Spaß mit einem seit 1996 ausgedienten Polizei-Hubschrauber, der jetzt als Simulator benutzt wird. Der Tag der offenen Tür der Polizei aus Anlass des 40-jährigen Bestehens der Fachhochschule lockte etwa 2000 Besucher an. Sie wurden mit Aktivitäten der Polizei und Angeboten der Dozenten der Fachhochschule geradezu überschüttet.

Polizeiarbeit findet zu Lande, zu Wasser und in der Luft statt. Beim Tag der offenen Tür präsentieren die Beamten einen Übungshubschrauber. (Foto: Günther Reger)

Natürlich waren die praktischen Vorführungen die eindrucksvollsten Aktionen auf dem Klosterareal. So hatte sich im Innenhof das Sprengstoffkommando des Landeskriminalamtes (LKA) positioniert und führte das Entschärfen einer Bombe vor. Diese befand sich angeblich in einem Metallkoffer, der in vier Meter Entfernung auf dem Boden lag. Ein kleiner, etwa ein Meter hoher ferngesteuerter Panzer rollte an und bohrte ein Loch in den Koffer. "Dann können wir mit einer dort angebrachten Kamera in den Koffer hineinschauen", erläuterte ein LKA-Fachmann, der in sicherer Entfernung auf einen Bildschirm schaute. Den erstaunten Besuchern nannte er einen Grundsatz des Kommandos: "Wenn wir die Bombe sehen und die Bombe sieht uns, stehen wir im falschen Abstand zur Bombe." So entfernt sich die Crew aus Sicherheitsgründen mehr als hundert Meter vom Einsatzort des Sprengstoffpanzers. Aufgesprengt wurde der Koffer von einem anderen Spezialisten, angetan mit 40 Kilo schwerem Sicherheitsanzug und Schutzhelm. Doch falscher Alarm! Im geöffneten Koffer fanden sich nur Gummibärchen.

Mutige Besucher können am Klosterkanal auch ausprobieren, wie man an einem Seil einen Fluss überwindet. (Foto: Günther Reger)

200 Studierende werden an der Fachhochschule für die Führungspositionen in der bayerischen Polizei jedes Semester aufgenommen. "80 Prozent sind Aufstiegsbeamte", erklärt Dozent Holger Nitsch. Das sind erfahrene Polizeibeamte, die nicht älter sein dürfen als 40. "Sie können zum Dienstgruppenleiter aufsteigen oder zur Kripo wechseln", sagt Nitsch, der für den Fachbereich Gesellschaftswissenschaften zuständig ist. Vier Semester dauert die Ausbildung. 20 Prozent der Studierenden sind Abiturienten, die die Kommissarslaufbahn einschlagen. Sie müssen inklusive eines Grundpraktikums drei Jahre studieren. "Das sind unsere Kikos, also Kinderkommissare", sagt Hermann Vogelgsang und lacht. Er leitet die Fachhochschule seit vier Jahren. "Das Durchschnittsalter der Studierenden beträgt 31 Jahre, da sind auch Familienväter dabei", erläutert Vogelgsang. Überwiegend wohnen besonders die auswärtigen Studierenden während ihrer Ausbildung in einfachen Doppel- und Mehrbettzimmern im Kloster. "Der Trakt gehört dringend saniert", sagt Vogelgsang. Doch das wird noch dauern, ist doch erst der Altbau mit dem Kurfürstensaal für 14 Millionen Euro auf Vordermann gebracht worden. Seit 1990 sind auch Frauen dabei, die für den mittleren Dienst ausgebildet werden. "Die Frauen sind leistungsstark und voll anerkannt", schwärmt Fachhochschulchef Vogelgsang von den Polizistinnen.

Der Aufwand, der betrieben wird, ist enorm. Die zwei oder drei Jahre Ausbildung sind voll gepackt mit 25 Fächern. 40 hauptamtliche und 150 nebenamtliche Dozenten unterrichten an der Fachhochschule. "Das sind Gerichtsmediziner, Daten- und Verhörspezialisten oder Rechtsanwälte", gibt Vogelgsang einen Einblick in die Bandbreite des Dozententeams. Besonderer Wert wird auf das Erscheinungsbild des Polizisten in Führungspositionen gelegt. Führung und Kommunikation sind neben der Rechtskunde aller Art die Schlüsselfächer während der Ausbildung.

© SZ vom 22.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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