Es war quasi eine Rückkehr an den Ort der Geburt: Im November 2014 hat der Inklusionschor "Oh Happy Day" sein allererstes Konzert gegeben - auf der großen Bühne im Brucker Veranstaltungsforum. Dieser Auftritt war damals ein Wagnis, niemand konnte sagen, ob das Projekt funktionieren und wie es beim Publikum ankommen würde. Von dieser Unsicherheit war am Donnerstagabend allerdings nichts mehr zu spüren - vielmehr war es ein wahrer Triumphzug für die Mitglieder des Chores, die sich wie Fußballer, die gerade ein großes Finale gewonnen haben, gegenseitig abklatschten, während sie sich in den Stuhlreihen verteilten. Grund zum Feiern hatten die 150 Sängerinnen und Sänger mit und ohne Behinderung und die Organisatoren des Projekts allemal: Gut eineinhalb Jahre nach dem ersten Konzert wurde der inklusive Chor nun mit dem Förderpreis 2015 des Kulturvereins Fürstenfeld ausgezeichnet.
Bereits als Karin Schleicher, die Vorsitzende des Kulturvereins, erklärte, dass der Preis mit 1500 Euro dotiert ist, konnten sich die anwesenden Mitglieder des Chors kaum noch zurück halten. Laute "Ohhs" und "Ahhs" füllten den Raum, und als Schleicher wenige Sätze später verkündete: "In diesem Jahr gab es acht Nominierte. Und gewonnen hat der Chor "Oh Happy Day", herrschte endgültig eine Stimmung wie im Fußballstadion. Und sie illustrierte genau das, was Schleicher auf der Bühne sagte: "Zu den Konzerten kommen regelmäßig 800 bis 900 Besucher. Es herrscht stets gute Stimmung und eine wunderbare, einzigartige Atmosphäre".
In seiner Laudatio würdigte Manfred Vögele, Zweiter Vorsitzender des Kulturvereins, dass "der Chor zeigt, wie Inklusion funktioniert und was möglich ist, wenn die Voraussetzungen stimmen". Auf wunderbare Weise zeige das Projekt, das von der Caritas finanziert und organisiert wird, was soziales und kulturelles Engagement schaffen können. "Der Chor hat sogar bereits eine dreitägige Musikreise nach Salzburg gemacht und dort ein kleines Konzert gegeben. Man kann also sagen, dass "Oh Happy Day" bereits international bekannt ist", schloss Vögele seine Rede: "Dieses Projekt zeigt, dass die Welt schöner ist, wenn sie bunt ist."
Bunt wurde es dann auch auf und vor der Bühne, als die Mitglieder nach vorne kamen, um den Preis in Empfang zu nehmen. Die Sänger durften sich mit ihren bunten Tüchern, die das Markenzeichen des Chors sind, vor der Bühne aufstellen, während oben der Scheck, die obligatorischen Blumensträuße und drei große Päckchen Pralinen übergeben wurden. Die musikalische Leiterin Ulrike Buchs-Quante wusste dabei gar nicht so recht wohin mit ihrer Freude, sie strahle bis über beide Ohren, klatsche immer wieder ihren Sängern Applaus und tat so, als würde sie jedem von ihnen eine Blume aus dem Strauß überreichen.
"Dieser 12. Mai ist für uns ein Feiertag", erklärte dann Thilo Wimmer, der das Projekt leitet. "Was für ein fantastischer Moment. Wir hätten nie erwartet, dass wir einmal einen Preis gewinnen." Während er spricht unterstreichen einige der Sänger gestenreich seine Worte, mit eifrigem Nicken und energischem Kopfschütteln. "Wenn man jemanden wie Thilo Wimmer hat, dann kann aus einem Tropfen schnell ein Ozean werden", sagte dann Buchs-Quante, "er hat uns vereint und all das möglich gemacht". Der Chor solle aber auch ein Vorbild sein. Bei jedem Konzert gibt es Induktionsanlagen für Schwerhörige, bei den nächsten Auftritten soll es einen Gebärdendolmetscher geben. "Wir wollen anderen Kulturveranstaltern zeigen, was möglich ist. Damit vielleicht irgendwann alle Menschen Kultur erleben können", lautete ihr emotionales und überaus eindringliches Schlussplädoyer.
Singen durfte der Chor an diesem Abend allerdings nicht. Dafür schaffte die 1998 geborene Geigerin Valerie Schweighofer zusammen mit der Pianisten Nino Gurevich einen würdigen musikalischen Rahmen.