Fürstenfeldbruck:Ein Hoffnungsträger für die SPD-Basis

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Die führenden Sozialdemokraten im Landkreis zeigen sich erfreut über Martin Schulz als Kanzlerkandidaten

Von Andreas Ostermeier, Fürstenfeldbruck

Sozialdemokraten im Landkreis zeigen sich erfreut über die Nominierung von Martin Schulz als SPD-Kanzlerkandidat. Schulz sei ein "Vollblutpolitiker mit Herz", ein "frisches Gesicht", seine Nominierung ein "Anstupser für die Basis", sind sich der Kreisvorsitzende Michael Schrodi, der Landtagsabgeordnete Herbert Kränzlein und Puchheims Bürgermeister Norbert Seidl einig. Schrodi lobt an Schulz das klare Eintreten gegen Rechtspopulismus. Richtig ist die Entscheidung für Schulz nach Ansicht von Schrodi auch deshalb, weil der frühere Präsident des europäischen Parlaments für Europa und die europäische Union steht. Gerade in einer Zeit des zunehmenden Nationalismus sei das wichtig. Das klare Bekenntnis zu Europa streicht auch Seidl heraus, wenn er über Schulz spricht, und nennt es ein "bitternötiges Signal". Kränzlein bezeichnet den Kanzlerkandidaten als einen "hervorragenden Redner", der die Leute erreiche. Das habe bereits der Wahlkampf für die Europawahl vor drei Jahren gezeigt, als Schulz Spitzenkandidat der europäischen Sozialdemokraten gewesen ist.

Von der Aufstellung von Schulz erwarten sich die drei Politiker auch eine Mobilisierung der Parteibasis und ein größeres mediales Echo für die SPD. Der neue Mann an der Spitze bringt Rückenwind, ist sich Schrodi sicher. Zum einen steige die Neugier der Menschen, die wissen wollten, für was der Spitzenkandidat stehe. Dadurch gelinge es leichter, die Wähler anzusprechen. Überdies bewirke die Nominierung einen Ruck in der Partei. Das sieht auch Kränzlein so. Die SPD sei zu viel mit sich selbst und der Kritik an den eigenen Leuten befasst, sagt er. Das könne nun anders werden. Seidl kommentiert die Nominierung von Schulz persönlicher: "Mir tut das als SPDler gut."

Andreas Magg, Bürgermeister von Olching, äußert sich ähnlich: "Ich freue mich sehr. Ich habe das gehofft." Dem Bürgermeister und SPD-Kreisrat gefällt an Martin Schulz dessen Pragmatismus, eine Eigenschaft, die er als Kommunalpolitiker besonders schätze. Daneben schätzt er Schulz als Europäer und als "klugen Kopf", der auch deutlich formulieren könne. Das sei in Zeiten der Vereinfacher eine wichtige Fähigkeit, sagt Magg. Was die Chancen von Schulz gegen Bundeskanzlerin Angela Merkel angehen, sagt Magg, die Wähler könnten den Kanzler nicht direkt bestimmen. Wäre es eine Bürgermeisterwahl, dann wäre Schulz ein sehr guter Kandidat.

Voll des Lobes sind die drei SPD-Politiker auch für ihren Parteivorsitzenden Sigmar Gabriel. Dass dieser die Kandidatur Schulz überlassen hat, sei eine "noble Geste", sagt Kränzlein. Und Schrodi spricht gar von "wahrer Größe", die Gabriel mit dieser Entscheidung gezeigt habe.

Katrin Mair, CSU-Bundestagskandidatin für den Wahlkreis Dachau/Fürstenfeldbruck, sieht die Entscheidung der SPD-Spitze weitaus nüchterner. Es sei gut, dass das "personelle Katz-und-Maus-Spiel" um die Kanzlerkandidatur der SPD ein Ende habe, sagt sie. Nun müsse man abwarten, ob Schulz als Galionsfigur für eine rot-rot-grüne Regierung bereitstehe.

Beate Walter-Rosenheimer, Bundestagsabgeordnete der Grünen aus Germering, sagt, für Schulz habe wohl gesprochen, dass ihm bessere Chancen bei den Wählern eingeräumt werden. Schulz ist ihrer Meinung nach bei den Anhängern der SPD beliebter. Ihm sei daher eher zuzutrauen, dass er die SPD aus dem Umfragetief führen könne. In einer erstarkten SPD sieht Walter-Rosenheimer auch größere Chancen für eine Koalition mit den Grünen. Allerdings gelte Schulz "als konservativer Realpolitiker, dem keine große Nähe" zur Links-Partei nachgesagt werde. Dem SPD-Parteichef spricht die Germeringer Grünen-Politikerin ihren "Respekt für seine klare Haltung und konsequente Entscheidung" aus.

© SZ vom 25.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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