Fürstenfeldbruck:Eierförmiges Flugobjekt

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Gleich geht's rund und alle stürmen auf Kommando auf den Ball: In der Graf-Rasso-Halle trainieren die Fursty Razorbacks.Den Schnupper-Kurs leitet Hans Kettl (links mit Ball), mit dabei sind auch zahlreiche Jugendspieler sowie ein Gastspieler (Mitte). (Foto: Günther Reger)

Die Razorbacks haben erfolgreiche American-Football-Teams. Gefragt sind Teamgeist, Wurf- und Fangtechniken sowie körperliche Fitness. Das wird auch am Rande der Talentsichtung deutlich

Von Karl-Wilhelm Götte, Fürstenfeldbruck

Es geht beim American Football vor allem ums Werfen und Fangen. Das wird auch bei den Razorbacks (Wildschweine) Fürstenfeldbruck, die zu einer Talentsichtung in die alte Graf-Rasso-Halle eingeladen haben, ständig geübt. Trainer Hans Kettl übernimmt die Rolle des sogenannten Quarterbacks, der in dieser Sportart das gezielte Werfen betreibt. Ein Junge bietet sich als Fänger des eiförmigen Footballs an. Er wird von David Elßel verfolgt, der als Verteidigungsspieler verhindern muss, dass sein Gegenspieler den vom Trainer geworfenen Ball fängt. Das gelingt David diesmal nicht. Sein Gegenspieler fängt den Football und reißt triumphierend die Arme hoch.

Der zwölfjährige David Elßel spielt seit zwei Jahren American Football. Er kommt aus Moorenweis. Dort spielte er drei Jahre lang Fußball, kam aber mit den Trainern nicht klar. Sein neuer Sport gefällt ihm viel besser: "Der Teamzusammenhalt ist prima und jeder ist nett zum anderen." David spielt in der U 13 des Vereins und ist schon mal bayerischer Vizemeister geworden. Seine Lieblingsposition ist der Quarterback. "Den Football kann ich schon etwa 40 Meter weit werfen", sagt der Schüler. "Der Ball wird vom Bewegungsablauf wie ein Speer von oben nach unten geworfen", erläutert Lukas Dohrmann, der Razorbacks-Verantwortliche für Öffentlichkeitsarbeit. Er macht die Bewegung vor. "Profis werfen den Ball bis zu 70 Meter weit", so Dohrmann. Das passiert dann draußen auf dem Spielfeld. Dort wird im Sommer und Herbst auch Tackle-Football gespielt, also mit Helm und Polsterung des Oberkörpers. "Ja", sagt David, "das tut auch weh, wenn ein Gegenspieler einem seinen Helm in den Bauch rammt." Nach einer Viertelstunde sei der Schmerz dann aber wieder vorbei.

Die Razorbacks hatten gehofft, dass sich viele Kinder für die Talentsichtung und für American Football interessieren. Aber am frühen Sonntagnachmittag erscheint nur Flori aus Emmering. Der zehnjährige Schüler hat sichtlich Spaß am Bälle werfen und fangen und verspricht: "Ich komme wieder hierher." Flori und die anderen 25 Kinder tragen beim Hallentraining keinen Helm oder Schulterpolster. Die Vereinskinder tragen rote Sporthosen und weiße T-Shirts. An den Hosen hängen links und rechts blaue Bänder heraus. Schafft es die verteidigende Mannschaft beim "Flag-Football", eines der Bänder des angreifenden Spielers zu fassen, wird der Versuch der Angreifer an dieser Stelle gestoppt.

Dass nur der kleine Flori zur Talentsichtung gekommen ist, ist für Lukas Dohrmann eine kleine Enttäuschung. Er setzt aber auf die Mundpropaganda der Kinder, die schon da sind: "Die bringen dann immer wieder Neue zum Training mit." Das Ziel der "Wildschweine" ist es, ihre Mannschaften von der U9 bis zur U19 zahlenmäßig weiter aufzustocken. Im American Football gibt es nahezu keine Begrenzung des Mannschaftskaders. Bei einem Spiel werden schon mal 30 oder 40 Spieler eingesetzt. "Es gibt komplette Offensiv- und Defensivmannschaften", erläutert Dohrmann, der mit neun Jahren zum Football gekommen ist und seit 1999 dabei ist. Erst neun Jahre alt ist auch Simon aus Fürstenfeldbruck. "Hier kann ich mich richtig auspowern", sagt er. Nebenbei ist er auch noch Judoka; da hat er es schon zum gelben Gürtel gebracht. Beim American Football spielt er ganz hinten auf der sogenannten Safety-Position, wo der Angreifer gestoppt werden muss. Auch Mika aus Emmering hat sich ganz bewusst einen Sport gesucht, bei dem er nach dem Training fix und fertig ist. "Ich war vorher sehr aggressiv und habe viel gerauft", räumt Mika unumwunden ein. "Das ist jetzt viel besser geworden." Die Gruppe von Trainer Hans Kettl übt gerade, im Laufen den eiförmigen Ball an einem Gegenspieler vorbeizubefördern. Werden Fehler gemacht, müssen die Jungen einige Liegestützen zur Strafe absolvieren. Somit ist auch an diesem Tag wieder das Auspower-Programm garantiert.

© SZ vom 14.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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