Fürstenfeldbruck:Der Landkreis als Ausweichroute

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Grüne und Bund Naturschutz üben heftige Kritik am neuen Bundesverkehrswegeplan und warnen davor, dass B 2 und B 471 zu Autobahn-Entlastungsstrecken ausgebaut werden. Stattdessen fordern sie eine Verkehrswende

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Grüne und Bund Naturschutz (BN) üben heftige Kritik an den Plänen zum Straßenausbau, die jüngst in Form des neuen Bundesverkehrswegeplans vorgestellt wurden. Sie befürchten vor allem, dass mit dem darin geplanten Ausbau der beiden Bundesstraßen B 2 und B 471 eine Entlastungsstrecke für die Autobahnen A 8 und A 96 entsteht, die in Zukunft viel mehr Verkehr in den Landkreis bringen könnte.

Der Bundesverkehrswegeplan, dessen Entwurf Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) Mitte März vorgelegt hat, listet alle Investitionen des Bundes in Neu- und Ausbau sowie Erhaltung und Erneuerung von Bundesfernstraßen, Schienenwegen und Binnenwasserstraßen bis zum Jahr 2030 auf. Im Landkreis Fürstenfeldbruck sollen demnach die B 471 von Geiselbullach bis Fürstenfeldbruck-Ost/Fliegerhorst vierspurig und die B 2 zwischen Fürstenfeldbruck und Mering ausgebaut und um die Orte Mammendorf, Hattenhofen und Althegnenberg herumgeführt werden. Diese beiden Maßnahmen würden, verbunden mit der geplanten Osttangente Augsburg, dazu führen, dass die Bundesstraßen im Landkreis als Entlastungsstrecken "Mautausweichverkehr" anziehen, schreibt die Olchinger Stadt- und Kreisrätin Ingrid Jaschke als Sprecherin der Olchinger Grünen in einer Stellungnahme. Damit würde mehr Verkehr angezogen, und die Bürger im ohnehin dicht besiedelten Osten des Landkreises würden noch stärker belastet.

Die Osttangente Augsburg hat nur auf den ersten Blick nichts mit dem Landkreis Fürstenfeldbruck zu tun. Sie soll die viel befahrene Nord-Süd-Achse der B 17 bei Augsburg entlasten und deshalb eine vierspurige Verbindung zwischen der B 17 südlich von Oberottmarshausen bei Königsbrunn über den Lech in Richtung Osten bis Mering bilden und sodann vierspurig nach Norden an Kissing und Friedberg vorbei zur A 8 führen. Bei Mering und Kissing trifft die neue Trasse auf die bisherige B 2. "Jeder Ausbau zieht neuen Verkehr an", sagt die BN-Kreisvorsitzende Eugenie Scherb und kritisiert den Verkehrswegeplan als "Straßenneubauprogramm". Stattdessen sei eine "Verkehrswende" nötig, die den Fernverkehr zurückbaue, mehr auf die Schiene und den Öffentlichen Personennahverkehr setze und den Menschen Mietwagen und Carsharing einfach und kostengünstig verfügbar mache.

"Wir müssen weg vom Individualmassenverkehr." Deshalb spricht sich der Bund Naturschutz auch gegen die im Zuge des Ausbaus der B 2 geplanten Ortsumfahrungen von Mammendorf, Hattenhofen und Althegnenberg aus. "Solange sich am Verkehrsverhalten jedes einzelnen Gemeindebürgers nichts ändert, wird sich auch an der Verkehrsbelastung nicht ändern. Der Neubau von Straßen und insbesondere von Umgehungsstraßen löst unsere Verkehrsprobleme nicht", schrieben Scherb und die Mammendorfer BN-Vorsitzende Herta Marke im vergangenen Juni in einer Stellungnahme zu der wegen der B-2-Verlegung nötigen Flächennutzungsplanänderung der Gemeinde Mammendorf.

Die Naturschützer warnen außerdem vor höherer Lärm- und Schadstoffbelastung und dem Verlust natürlicher Lebensräume durch den Straßenbau. Klimaschutzziele würden mit vermehrtem Straßenausbau nicht erreicht und der Verlust an Lebensqualität im Ganzen nicht berücksichtigt, kritisiert Scherb. Allein die Erweiterung der B 471 auf vier Fahrspuren bis Fürstenfeldbruck-Ost erfordere einen Flächenbedarf von 10,2 Hektar, rechnet Ingrid Jaschke vor. Dass die Staus durch den vierspurigen Ausbau verschwinden, bezweifelt sie und bedauert, dass stattdessen kein Tempolimit auf Autobahnen in Betracht gezogen werde, obwohl gleichmäßig fließender Verkehr einer Staubildung entgegenwirke.

Die Naturschützer kritisieren ferner, dass Alternativplanungen fehlen, dass die Bewertungskriterien, die zur Einstufung der Maßnahmen im Verkehrswegeplan geführt haben, "intransparent" seien und der Zeitraum, in dem sich Bürger und Verbände äußern können, mit sechs Wochen viel zu kurz sei. Die Frist endet am 2. Mai. Am 21. April ist Verkehrsminister Dobrindt zu Gast im Festzelt von Fürstenfeldbruck (19 Uhr).

© SZ vom 16.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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