Hitler-Parodie:"Den Rest machen die Frisur, Bart und Uniform"

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Gerhard Jilka spielt Adolf Hitler in der Inszenierung von "Er ist wieder da" an der Neuen Bühne. Weil das Publikum es erwartet, hat er die typischen Gesten und Reden einstudiert - genau wie der Diktator selbst

Interview Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Nachdem die Neue Bühne Bruck die Hitler-Satire "Er ist wieder da" im April wegen Lizenzproblemen nach der Premiere direkt wieder vom Spielplan nehmen musste, kommt es nun zur Wiederaufnahme des Stücks. Gerhard Jilka spielt darin Adolf Hitler, der im Jahr 2011 mitten in Berlin auftaucht und die Welt nicht mehr versteht. Im Interview spricht Jilka über Hitlers Schauspielkunst, die Neugier der Leute und beängstigende Reaktionen.

SZ: Herr Jilka, wie ist es, wieder Hitler spielen zu können?

Grundsätzlich schön. Ich freue mich, dass wir das Stück nach den ganzen Querelen wieder zeigen können. Es ist einfach eine Rolle, die wahnsinnig viel Spaß macht, und wenn man schaut, welche großen Schauspieler Hitler gespielt haben, muss man keine Angst oder moralischen Bedenken haben, wenn man diesen Bösewicht spielt.

Hitler ist ja noch einmal etwas anderes als ein normaler Bösewicht. Wie haben Sie sich auf die Rolle vorbereitet?

Ich habe mir Material angeschaut, um die Reden und Gesten einzustudieren. Das erwartet man natürlich von einem, der Hitler darstellt. Interessanterweise war das ja auch von Hitler selbst alles einstudiert. Der hatte zum Beispiel privat gar nicht dieses schnorrende R. Das hat man aber damals auf der Bühne benutzt, als es noch keine Mikrofone gab, weil damit der Ton weiter getragen wurde. Es gibt Aufnahmen, in denen Hitler mit irgendwelchen Offizieren über die schlechten Wetterbedingungen bei einem Angriff spricht, da würde man nicht drauf kommen, dass er das ist.

Aber die Gesten alleine reichen ja nicht aus, oder?

Den Rest machen die Frisur, Bart und Uniform. Die übrigens nicht so leicht zu besorgen ist. Man braucht für den Verleih eine Bestätigung vom Intendanten und muss unterschreiben, dass man keinen Blödsinn macht. Nach der Vorstellung muss ich sie in einen Tresorschrank sperren, damit niemand rankommt.

Was haben Sie gedacht, als Sie das erste Mal in Uniform und mit Bart und Frisur vor dem Spiegel standen?

Es war nicht so, dass ich mir gedacht habe, wow, jetzt bin ich wirklich Hitler geworden. Man schaut eher mit professionellem Blick, wie man sich maskiert hat.

Wie hat Ihre Umwelt reagiert?

Das Interessante war, dass dieser komische Kerl Hitler tatsächlich eine Faszination, man kann ruhig sagen, so ein Charisma, ausstrahlt, dass die Leute neugierig werden. Dieser größte Verbrecher des 20. Jahrhunderts schafft es, die Menschen in seinen Bann zu ziehen, heute wie damals. Selbst, wenn es nur eine Kopie auf der Bühne ist. Es ist tatsächlich so, dass ich teilweise von Kollegen oder von Leuten mit: "Ja, mein Führer", angesprochen werde. Das ist eher seltsam.

Und das Publikum?

Was ich teilweise beängstigend finde, ist, dass bei den Reden, die ich da schwinge, die Leute absolut still sind und ab und zu sogar applaudieren und es toll finden. Als ich mir Hitlers Reden, den Mist, den er verzapft hat, angehört habe, habe ich davon manchmal Gänsehaut bekommen, richtige Angst.

Wäre es schwieriger für Sie, wenn die Rolle nicht satirisch, sondern realistisch wäre?

Ja, das wäre etwas ganz anderes. Wenn ich mir etwa Bruno Ganz anschaue, kann ich mir gut vorstellen, dass er vielleicht psychologische Betreuung gebraucht hat. Ich würde es jedenfalls brauchen. Bei uns ist zum Glück eine Leichtigkeit dabei, deswegen geht es und man muss sich nicht zu sehr emotional hingeben. Es bleibt äußerlich und eine Farce.

Warum genau musste das Stück eigentlich im April abgesetzt werden?

Es gab Probleme mit dem Autor der Inszenierung , weil er mit der Art und Weise, wie wir das Stück auf die Bühne gebracht haben, nicht einverstanden war - deswegen hat er es verboten. Wir haben uns umgesehen und jetzt eine Version des Altona-Theaters gefunden, die unserer bereits gespielten bis auf ein paar kleine Unterschiede sehr nahe kommt.

Wiederaufnahme von "Er ist wieder da" an der Neuen Bühne Bruck, am Sonntag, 4. Oktober, um 19 Uhr. Weitere Termine: 9., 11., 16., 18., 24., 25. und 31. Oktober, jeweils um 19 Uhr.

© SZ vom 01.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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