Fürstenfeldbruck:Dem Kuckuck auf der Spur

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Naturschützer erforschen Gründe des Bestandsrückgangs

OlchingAnfang April kommt er endlich wieder zu uns in den Landkreis - der Kuckuck. Einen langen Weg legt er zurück. Den europäischen Winter verbringt der clevere Vogel nämlich im warmen Afrika. Doch es sind immer weniger Kuckucke, die im Frühjahr ihre Nachzucht in Europa aufziehen. Woran das liegt? Es könnte der Klimawandel sein. Bestätigt sei diese Hypothese aber nicht, sagt die Biologin Frederike Herzog. Sie arbeitet für den Landesbund für Vogelschutz und ist Gebietsbetreuerin des Ampertals.

Um die Ursachen zu erforschen, hat sie seit 2013 die Flugwege der Kuckucke verfolgt. Dazu werden den Vögeln Satellitensender auf den Rücken geschnallt, die sich dank eines Solarmoduls von selbst wieder aufladen. So einen etwa fünf Gramm schwerer Sender mit Antenne trug auch der Kuckuck "Käptn' Kuck", den die Süddeutsche Zeitung im Jahr 2014 auf seinen Wegen begleitete. Den Kontakt zu "Käptn' Kuck" hatten die Forscher jedoch verloren. Vermutlich war der Sender defekt gewesen und hat daher keine Daten mehr über den Aufenthaltsort des Vogels gesendet.

Das Kuckucksprojekt des Landesbundes für Vogelschutz in Bayern versucht auf diese Weise mehr über den Jahreszyklus des Kuckucks herauszufinden, um so Gründe für den Bestandsrückgang zu finden und Schutzmaßnahmen zu erarbeiten.

Mit 51 000 bis 97 000 Exemplaren befindet sich die Vogelart auf der "Roten Liste gefährdeter Tiere Deutschlands". Im Zeitraum von 1990 bis 2013 ist die Zahl der Kuckucke um 15 Prozent gesunken. Das dramatischste Ergebnis ließ sich in Großbritannien beobachten, wo es in den Jahren 1995 bis 2011 einen Rückgang von bis zu 65 Prozent gab. Erst die neue Technik lässt es zu, die Ursachen für den Rückgang genauer zu ermitteln. Herzog, die für ihre Doktorarbeit an dem Kuckucksprojekt forscht, vermutet unter anderem die Klimaveränderung als Ursache. Der könnte zur Folge haben, dass eventuelle Wirtsvögel, in deren Nester die Kuckucks-Mütter ihre fremden Eier legen, später als üblich in die Brutgebiete nach Europa kommen. Auf diese Weise könnte sich auch die Eiablage der Kuckucke erschweren. Sicher sei das allerdings nicht. Ein weiterer Grund könnte die veränderte Landnutzung, sowohl in Europa, als auch in Afrika sein. Abholzung, Intensivierung der Landwirtschaft oder die Nutzung von Insektiziden und Pestiziden könnten dazu führen, dass sowohl Lebensraum als auch Nahrung des Kuckucks abnehmen. Schon jetzt würde sich der Vogel in Deutschland fast nur noch in Naturschutzgebieten aufhalten. Laut Herzog ein wichtiges Zeichen dafür, wie wichtig diese für den Schutz der Natur ausgezeichneten Zonen sind. Aber eben auch ein Signal dafür, wie wenig Platz den Vögel abseits dieser Schutzgebiete überhaupt noch bleibt.

Für ihre Forschung hat Herzog nicht nur bayerische Kuckucke mit einem Sender ausgestattet, sondern auch Vögel aus Weißrussland. Während die bayrischen Kuckucke, die Namen wie "Reinhard" oder "Kucki" tragen, auf ihrem Weg nach Afrika einen Zwischenstopp in Norditalien und Kroatien einlegen, stärken sich die weißrussischen in der Ukraine und Rumänien noch einmal, bevor sie die anstrengende Überquerung der Sahara beginnen. Eine Distanz von etwa 7 000 Kilometer legen die Kuckucke von Bayern bis ins südliche Afrika zurück. Einem Kuckuck gelang dieser Weg sogar in einer Woche. Aufgrund von Geschichten wie dieser bringt der Vogel seine Fans immer wieder zum Staunen. Auch wenn "Käptn' Kuck" mittlerweile Geschichte ist - unter www.lbv.de/kuckuck lassen sich immer noch einige Kuckucke auf ihren Wegen von Bayern ins südliche Afrika nachverfolgen.

© SZ vom 01.03.2016 / lvh - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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