Fürstenfeldbruck:Das Aus für ein Pilotprojekt

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Nach sieben Jahren stellen der Landkreis und die beteiligten 21 Kommunen die Arbeit am gemeinsamen Konzept für den Bau von Windrädern ein. Sechs kleinere Gemeinden geben nicht auf, sie wollen allein weitermachen

Von Gerhard Eisenkolb, Fürstenfeldbruck

Das Landratsamt stellt die Arbeit am interkommunalen Windkraftkonzept für den Landkreis ein. Das hat Landrat Thomas Karmasin (CSU) in der jüngsten Sitzung des Energie-, Umwelt- und Planungsausschusses des Kreistags bekanntgegeben. Karmasin hatte vor sieben Jahren die Initiative ergriffen und zusammen mit 21 von 23 Kommunen aus dem Landkreis damit begonnen, eine gemeinsame Planung zur Ausweisung von Standorten für Windräder zu entwickeln.

Nun steht es den Gemeinden frei, wie bereits zuvor, allein für sich weiter zu planen. Dabei können sie jedoch auf den Ergebnissen des Konzepts aufbauen. Dieses hatte zuletzt im Jahr 2013 mehrere Einzelflächen mit insgesamt 7,2 Quadratkilometer ausgewiesen, auf denen laut Werner Zauser, dem Windkraftsprecher des Energiewendevereins Ziel 21, theoretisch 35 bis 40 Windräder hätten errichtet werden können. Mit deren Leistung wären etwa 20 Prozent des Strombedarfs im Landkreis zu decken gewesen.

Das war aber nur die abgespeckte Version. Die ursprüngliche Planung hielt die dreifache Fläche, also insgesamt 21 über den gesamten Landkreis verteilte Quadratkilometer für geeignet. Allerdings scheiterte dieses erste Konzept am Widerstand von Gemeinden wie Moorenweis. Allein in deren Hoheitsbereich hätte die Hälfte aller möglichen Windradstandorte gelegen - was als unzumutbar kritisiert wurde. Dass es ein Jahr dauerte, bis sich die beteiligten Kommunen auf gemeinsame Kriterien für die Standorte einigen konnten, zeigt, wie schwierig die Aufgabe war.

Eine weitere große Herausforderung bestand darin, die Belastung einigermaßen gerecht zu verteilen. Was letztlich unmöglich war, weil sich fast alle Standorte auf den weniger dicht besiedelten westlichen Teil des Landkreises konzentrierten. Und hier wiederum auf die Gemeinden mit den größten forst- oder landwirtschaftlich genutzten Gebieten. Der Ballungsraum mit den dicht besiedelten Ostkommunen ging fast leer aus.

Mit der Ankündigung des Bayerischen Ministierpräsidenten Horst Seehofer, den Mindestabstand für Windräder zur nächstgelegenen Wohnbebauung von etwa 800 Metern auf zwei Kilometer auszuweiten, geriet die Arbeit 2014 ins Stocken. Damals verabschiedete der Kreistag zwar eine Resolution, in der die Staatsregierung aufgefordert wurde, ein neues Konzept zur Umsetzung der Energiewende zu erarbeiten. Trotzdem wies in der Debatte über die Resolution Kreisrat Hubert Jung (CSU) darauf hin, dass die interkommunale Windkraftplanung gescheitert sei, ohne dass ihm ein Mitglied des Gremiums widersprochen hätte.

Selbst als der Bayerische Verfassungsgerichtshof im Mai 2016 die 10-H-Regelung für rechtens erklärte, wollte der Landrat nicht aufgeben. "Wir wollen schauen, ob es konsensfähige Standorte gibt", erklärte er fast trotzig. Diese Ansicht teilten nicht mehr alle Kommunen. Als das Landratsamt abfragte, wie viele Städte oder Gemeinden noch an einer Fortführung interessiert waren, blieben von den ursprünglich 21 beteiligten Kommunen nur noch elf übrig. Drei zogen es vor, in Eigenregie weiterzuarbeiten. Die Umfrage zeigte das altbekannte Dilemma einer gerechten Verteilung der Lasten auf. Die meisten der Kommunen, die weiter mitmachen wollten, haben es relativ einfach, weil sich in ihrem Hoheitsbereich kein einziger der Windradstandorte befand. Sie haben keine Nachteile und vor allem keine Bürgerproteste zu befürchten. An der interkommunalen Planung im kleineren Kreis sind nun noch Egenhofen, Maisach und Mammendorf interessiert. In Eigenregie wollen Jesenwang, Mittelstetten und Oberschweinbach weitermachen.

In Mammendorf und Maisach gibt es Bestrebungen, je ein weiteres Windrad zu errichten. Die Vorhaben werden vom Erfolg der ersten zwei Anlagen im Landkreis beflügelt. Diese stehen an der B 2 bei Mammendorf und nahe Malching und arbeiten den Brucker Stadtwerken zufolge wirtschaftlich. Vor allem gibt es weder größere Proteste noch Klagen aus der Bevölkerung gegen die Rotoren.

Mit der Einstellung der Planung bleibt nur noch eine Aufgabe: Die Erstellung der Schlussrechnung an die Beteiligten. Abzüglich der Förderung verbleiben den Kommunen und dem Landkreis Ausgaben in Höhe von 80 000 Euro.

© SZ vom 21.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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