Ostern besteht aus weit mehr als dem traditionellen Gang zur Kirche am Sonntag. Das zeigen die zahlreichen und vielfältigen Veranstaltungen, die im Landkreis über die Feiertage angeboten werden. Das Spektrum reicht dabei von modern bis traditionell, von der Osternestsuche auf dem Spielplatz in Maisach bis zum Emmausgang an den Zuflüssen zur Glonn in Mittelstetten. Vor allem für die Kinder gibt es zahlreiche Aktionen.
Emmausgang
Gottesdienste gehören zu Ostern wie das Weihwasser zur Taufe. Und zum Gottesdienst gehört in der Regel auch eine Kirche. Genau die lässt Pfarrerin Mirjam Pfeiffer der Evangelischen Auferstehungskirche in Puchheim am Ostermontag aber weg. Stattdessen lädt sie die zu einem morgendlichen Spaziergang ein, zu einem Gottesdienst-Spaziergang. Statt einer modernen Reform handelt es sich dabei sogar um eine alte Tradition: den Emmausgang. Der österliche Brauch geht zurück auf eine Geschichte aus dem Lukas-Evangelium, nach der zwei Jünger Jesus nach dessen Kreuzigung betrübt von Jerusalem in ihre Heimatstadt Emmaus zurückkehren. Unterwegs begegnet Jesus, der ihnen, nachdem sie ihn erkennen, wieder Hoffnung gibt. Mit dem Gottesdienst "im Gehen" will Pfeiffer die Geschichte der Jünger anschaulich darstellen. Es gibt insgesamt drei Stationen, an denen jeweils ein Teil der Geschichte nachgespielt wird. "Es ist für Familien gemacht", so Pfeiffer. "Durch den Dialog können auch Kinder die Geschichte nachvollziehen." Auch das Gehen zwischen den Stationen soll dem Weg der Jünger nachempfunden sein. "Zuerst laufen wir stumm, um die Trauer zu verdeutlichen", meint Pfeiffer. "Bis zu der Stelle, an der Jesus hinzukommt. Dann reden wir wieder." Die Endstation verdeutlicht die Freude, die beim Erkennen von Jesus aufgekommen ist. Zu diesem Zweck organisiert Pfeiffer im Labyrinth hinter dem Haus Elisabeth eine Ostereiersuche für die Kinder, während die Erwachsenen Zeit haben, die Geschichte und ihre Symbolik zu verinnerlichen. "Es geht darum zu erkennen, dass man einen gewissen Weg zurücklegen muss, bis man eine Trauerphase überwindet und wieder Hoffnung hat." Der Gottesdienst-Spaziergang soll dazu anregen, sich über haltgebende Worte oder Menschen Gedanken zu machen.
Während in Puchheim der religiöse Aspekt des Emmausgangs im Vordergrund steht, geht es in Mittelstetten mehr um den Spaziergang, ist aber nicht weniger traditionell. "Wir machen das seit vielen Jahren", erklärt Magda Schebesta, erste Vorsitzende des Vereins Dorfbelebung Mittelstetten. Die Spaziergänge stehen jedes Mal unter einem anderen Motto. Dieses Mal lautet es "die Zuläufe in die Glonn". Insgesamt drei der Flüsse wollen sie sich anschauen, wobei jeder mit einer Geschichte verbunden ist. Der erste Zulauf, den sie sich ansehen, hat vor 50 Jahren eine Mühle angetrieben und ist beim entsprechenden Bauern durch den Kuhstall geflossen. "Die Bäuerin hat darin ihre Milch gekühlt", so Schebesta. Besonders sehenswert ist auch der dritte Zulauf auf ihrer Strecke. Das Wasser ist sehr eisenerzhaltig und färbt auf diese Weise den Fluss rostbraun.
Menschengroßer Hase
Wer noch immer nicht von der Existenz des Osterhasen überzeugt ist, braucht am Samstag nur in Olching vorbeizuschauen. Dort hoppelt er durch die Hauptstraße und verteilt bunt gefärbte Eier und Päckchen an die Kinder. Auch an die Eltern, meint CSU Ortsvorsitzender Maximilian Gigl mit einem Schmunzeln.
Die Aktion der Partei ist bereits Tradition in Olching. Die Rolle des Osterhasen übernimmt dabei Maria Hartl, zweite Bürgermeisterin und Beisitzerin in der CSU. In vollständigen Hasenkostüm wartet sie an einem Stand vor der Tchibo Filiale in Olching auf die Kinder. 300 gefärbte Eier hält die CSU an diesem Tag bereit. Da diese Menge auf Dauer etwas schwer wiegt, wird der Großteil als Nachschub am Stand deponiert und von den Helfern verwaltet, die sich zur Unterstützung des Osterhasen bereit erklärt haben. Aufbauen dürfte dabei jedoch schwerer sein als das Abbauen, denn am Ende der drei Stunden sind alle Eier in der Regel weg, meint Gigl. Sorge, dass man vielleicht kein Päckchen mehr bekommt, braucht man seiner Meinung nach aber nicht zu haben. Bisher habe es immer gereicht, so Gigl.
Bereits seit 2002 veranstaltet der Ortsverband der CSU die Osterhasen-Aktion. Angefangen hat es als Werbeaktion zu den damaligen Bürgermeisterwahlen. Aus einer politischen Veranstaltung wurde dann eine Tradition, die mittlerweile keinen politischen Hintergrund mehr hat, versichert Gigl. Für die Kinder sei es jedenfalls ein Riesenspaß. Manche halten Hartl sogar schon auf, bevor sie an ihrem Stand angekommen ist.
Die zweite Bürgermeisterin macht ihre Rolle noch immer Spaß. "Sie ist da ganz in ihrem Element", so Gigl. Sogar Regen kann sie nicht beirren, auch bei schlechtem Wetter findet die Veranstaltung statt. "Wie haben eine Markise, der Stand ist überdacht", meint Gigl.
Oarwoagln
Eierkricket, Eierkegeln, Eierfärben, "Oabecka" und "Oarwoagln": am Samstag und Ostermontag treffen im Landkreis Moderne auf Tradition. Etliche Vereine und Einrichtungen veranstalten an den beiden Feiertagen Aktionen für die Jugend im Landkreis und mischen dabei alte Bräuche mit modernen Spielen.
Die D'Maisachtaler denken sich für ihre Veranstaltung sogar fast jedes Jahr neue Spiele aus. Zuständig sind dafür die Jugendleiter. "Oft nehmen sie Kinderspiele und verändern sie so, dass sie auf Ostern passen", so Christa Turini-Huber, die ersten Vorsitzende des Vereins. Ein Beispiel ist das Eierkricket, eine österliche Ausgabe des bekannten Gartenspiels. Statt eines gewöhnlichen Balls bekommen die Kinder hart gekochte Eier, die sie mit einem Schläger durch Tore in Hasen- und Kükenform manövrieren. Ebenfalls eine Attraktion ist das Eierkegeln, bei dem mit Eiern auf Plastikflaschen in Osterhasenform geworfen wird. Als Kugeln machen sich die Eier sehr gut, meint Turini-Huber. "Die halten sehr viel aus." Trotzdem ist ein Salzstreuer immer dabei, damit in Mitleidenschaft gezogene Eier sofort verspeist werden können. Neben den neuen Spielen werden auch ein paar alte Bräuche fortgeführt, wie das "Oarwoagln". Dabei lassen die Kinder ihr Ei zwei parallel aufgestellte Stäbe herunterrollen. Je nach Spielversion versucht man so, die anderen Eier zu treffen oder sein Ei am Weitesten rollen zu lassen.
Inspiriert zu der Auflebung alter Traditionen habe sie der Jexhof, so Turini-Huber. Dort werden jedes Jahr den Kindern bayerische Bräuche nahegebracht. Auch an diesem Ostermontag lädt das Bauernhofmuseum zu dem traditionell gestalteten Nachmittag ein. Neben Spielen wird eine Ostereisuche und das traditionelle Eierfärben mit Zwiebeln angeboten. Dazu werden die oberen Schichten der Zwiebel abgezogen und damit ein Sud gekocht. Darin eingelegt, bekommen die Eier eine rostrote Färbung. Für Muster sorgen Blätter und Blüten, die zuvor an der Schale befestigt werden. Und wer nach all den Spielen keine Eier mehr sehen kann, für den bietet der Jexhof am selben Tag die Führung "Kinder führen Kinder" an. Den Rundgang über das Bauernhofmuseum übernimmt dabei eine Jugendliche. Die Idee dahinter: Die Sicht eines jungen Menschen auf das letzte Jahrhundert unterscheidet sich sehr von der eines Erwachsenen, so Kaufmann. Auf diese Weise können die Kinder den Jexhof ganz anders erfahren.
Für Kinder, die mit der Ostereiersuche nicht bis Sonntag oder Montag warten wollen, verstecken die Mitglieder der Maisacher Frauen-Union bereits am Samstag Nester auf dem Spielplatz hinter der Feuerwehr Maisach. Rund 100 Nester haben die Frauen zusammengesteckt und gefüllt. Was genau darin versteckt ist, möchte Ortsvorsitzende Gabriele Loder aber noch nicht verraten.
Samstag, 31. März: Ostereiersuche beim Spielplatz bei der Feuerwehr Maisach, Hauptstraße 15, von 14 Uhr an. Osterhasenaktion in Olching vor der Tchibo Filiale, Hauptstraße 18 , von 9.30 Uhr an. Ostermontag, 2. April: Osterfest im Jexhof, Schöngeising, von 11 Uhr an. Osterspiele auf dem Volksfestplatz, Rudi-Haimerl-Weg 3, Maisach, von 14 Uhr an. Emmausgang in Mittelstetten, Treffpunkt beim Gasthof zur Post, Hauptstraße 7, um 13 Uhr. Emmausgang in Puchheim, Treffpunkt an der Auferstehungskirche, Allinger Straße 24, um 10 Uhr.