GermeringKinder werden bei langen Autofahrten schnell unruhig. Die Frage "Sind wir bald da?", kennen wohl alle Eltern. Zur Ablenkung werden dann CDs mit Hörspielen und Kinderliedern eingelegt, müsste man doch im Radio zu lange nach einem kinderfreundlichen Programm suchen. Die ARD hat nun unter dem Titel "Abgefahren - die ARD-Radionacht auf Zeitreise" den Kindern einen ganzen Abend gewidmet. Der Bayerische Rundfunk sendete eine Zeitreise-Abenteuergeschichte - im Abendprogramm in mehrere Abschnitte unterteilt. Die Stadtbibliothek hat aus diesem Anlass Kinder zum gemeinsamen Radiohören eingeladen.
"Die Radionacht wurde jetzt auch von den Bibliotheken entdeckt", erklärt Veronika Stöckl, Leiterin der Kinder- und Jugendbücherabteilung. Sie biete den Kindern die Möglichkeit, bis Mitternacht in der Bibliothek zu bleiben und auf spielerische Weise etwas über die Vergangenheit zu lernen. Die 23-Jährige ist Initiatorin des Projekts und zusammen mit ihren Kolleginnen Lena Christiansen und Michelle Barthel hat sie die Kinder den Abend lang betreut, mit ihnen zusammen gespielt, gebastelt und eben Radio gehört.
Unter einem mit Kissen ausgelegten Unterstand aus Bücherregalen, Kartenständern und einem großen Tuch haben sich zehn Kinder im Alter zwischen acht und elf zusammengekuschelt. In Socken und ausgestattet mit Süßigkeiten lauschen sie dem ersten Teil der Geschichte. Darin reisen mehrere Jugendliche mit Hilfe einer Zeitreise-App auf ihrem Handy ins alte Rom, wo sie erfahren, dass Christen damals aufgrund ihres Glaubens verfolgt wurden. Zusammen mit einigen Gläubigen sollen sich die Zeitreisenden im Kolosseum hungrigen Löwen stellen. Wie sie dem entgehen und die Verurteilten retten, wird erst einmal nicht aufgelöst. Das gibt den Zuhörern im Zelt die Möglichkeit, sich Lösungen einfallen zu lassen. Doch weder Löwen-Rodeo noch eine Feuerwand sind die richtigen Lösungen. In der Geschichte wird eine Dokumentation über den großen Brand in Rom im Jahre 64 vom Handy abgespielt, was sowohl die Löwen als auch die Römer verjagt.
Im Laufe des Abends reisen die Kinder per App unter anderem ins Mittelalter und retten eine Frau vor der Hexenverbrennung. Zudem geraten sie in eine Schlacht zwischen Siedlern und Indianern und werden von der Häuptlingslegende Sitting Bull gerettet. Konfrontiert werden sie dabei mit blutigen und gewaltsamen Ereignissen. Zwischendurch wurde gebastelt und gespielt. Mit "Eins, zwei oder drei" testeten die Bibliotheksmitarbeiterinnen das Wissen der Kinder. Kreativität konnten diese beim Basteln von Ritterhelmen und Verzieren von Vasen im griechischen Stil unter Beweis stellen. Am besten haben den Kindern aber die selbst gemachten Steinzeit-Wandgemälde gefallen. Da sie dafür aber natürlich nicht die Bibliothekswände benutzen konnten, mussten ersatzweise Papier und Wasserfarben herhalten. "Es ist überraschend, wie viel die Kinder schon wissen", findet Christiansen - aber natürlich eben auch noch nicht alles. Unbekannt war unter anderem noch die frühere Annahme, die Erde stehe im Zentrum den Universums.
Die Veranstaltung hätte mehr als die zehn Besucher verdient gehabt. Eine weitere Gelegenheit gibt es im kommenden Jahr. Dann soll die Radionacht wiederholt werden.