Fürstenfeldbruck:Bruck will blaue Pinselei weißwaschen

Lesezeit: 1 min

Ziemlich haltbar sind die illegalen Verkehrssymbole auf der Brucker Hauptstraße. Viele halten sich daran. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Kreisstadt widerspricht Regierung: Die von Unbekannten aufgemalten Radmarkierungen am Marktplatz sollen legalisiert werden

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Alles bestens. Die Piktogramme auf der Fahrbahn der Hauptstraße beweisen, dass Fürstenfeldbruck auf dem besten Weg ist, eine fahrradfreundliche Stadt zu werden. Gestrichelte Markierungen in blauer Farbe, wie es sie in ähnlicher Form in der Radlhauptstadt Kopenhagen gibt, zeigen, wo die Radfahrer fahren dürfen. Und die Abbildungen stilisierter Fahrräder zeigen, wo auf den Fahrspuren sie auf Höhe der Sparkasse Priorität genießen. Schöne heile Welt. Nur dass die Markierungen ein Freinachtscherz sind - oder auch ein Geburtstagsgeschenk für Oberbürgermeister Klaus Pleil, der am Montag der vergangenen Woche seinen 52. gefeiert hat.

Was aber tun mit einem Geburtstagsgeschenk, das mit der Straßenverkehrsordnung nicht vereinbar ist? Und was tun, wenn die blaue Farbe wind-, wetter- und wasserbeständiger ist als angenommen und partout nicht verblassen will? In der Stadt herrscht bislang wenig Aktionismus. Schließlich hätte man ja gerne eben jene Markierungen. Aber das für die Bundesstraße zuständige Straßenbauamt Freising findet die Sache nur mäßig lustig. Denn wenn sich Radfahrer darauf verlassen, dass sie auf dem improvisierten Radstreifen oder an den Piktogrammen der Fahrspuren Vorrang haben und es in der Folge zu einem Unfall käme, dann wäre Schluss mit lustig. Unklar ist, ob dann nicht auch die Stadt schadenersatzpflichtig gemacht werden könnte.

Nun hat auch die Regierung von Oberbayern Wind von den aufgepinselten, blauen Radmarkierungen bekommen. Bereits am vergangenen Donnerstag forderte sie die Kreisstadt auf, diese zu entfernen. Eine Frist wurde freilich nicht gesetzt. Bislang wurde aber noch keine städtische Putzkolonne losgeschickt. Und dabei wird es wohl bleiben. Denn Bruck wagt den Aufstand, will für die Legalisierung kämpfen und keinen Meter des markierten Bodens preisgeben. Das machte Pleil am Dienstag deutlich. "Ich habe angewiesen, dass es so bleiben soll." Die Streifen seien ohnehin nicht von Dauer - "leider".

Von Dauer sein sollen nun aber weiße Markierungen, die möglichst bald die blauen Streifen ersetzten sollen. Alexa Zierl (Grüne) wird wohl demnächst einen Antrag in den Stadtrat einbringen, die ganze Geschichte zu legalisieren. Pleil hofft auf eine fraktionsübergreifende Zustimmung. Aus seinem Fenster im Rathaus hat er den besten Blick auf die Hauptstraße beziehungsweise den Marktplatz. Und wenn er hinausschaut, dann sieht er, dass alles bestens funktioniert: Die Radfahrer fahren alle ordentlich hintereinander auf dem Streifen, die Autofahrer halten Abstand. Die Fahrbahn sei breit genug, ein Radstreifen damit gesetzeskonform, glaubt Pleil.

© SZ vom 15.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: