Fürstenfeldbruck:Bröckelnder Putz und keine Heizung

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Vernachlässigt und sanierungsbedürftig sind die Gebäude des alten Brucker Schlachthofes. (Foto: Kadir Kara/oh)

Der Zustand des denkmalgeschützten Alten Schachthofs erschwert die Arbeit des Vereins Subkultur

Von Franziska Stadlmayer, Fürstenfeldbruck

— Treffen sich die Beiräte der Subkultur an diesem Samstagnachmittag im Alten Schlachthof, um die Abendveranstaltung vorzubereiten, sollten sie Winterjacke und Schal anbehalten. Weil eine Heizung fehlt und die Fenster undicht sind, wird es in den Räumen eisig kalt sei, berichtet Vorsitzender Jannik Heinzelmann. "Es gab hier schon mal eine Heizung, die Anschlüsse wären also da", sagt er. Zweimal im Jahr wird bei Treffen das Programm von zehn Samstagabenden mit unterschiedlichen Bands vorbereitet. Während des Herbstprogramms, das im Dezember endet, behilft man sich mit einer Baustellenheizung. Diese ist teuer, der 800 Liter Tank muss mit Heizöl befüllt werden, was den Verein im Jahr etwa 1000 Euro kostet, schätzt Heinzelmann.

Beim Frühjahrsprogramm und dem Open Air Festival im Sommer ist die Kälte kein Problem, der Ärger mit undichten Fenstern und bröckelndem Putz jedoch bleibt. Ein unhaltbarer Zustand, wie Stadtrat Andreas Lohde (CSU) bereits bei einer Podiumsdiskussion des Stadtjugendrats im Januar befand. Er verwies darauf, dass der Stadtrat Mittel für die Renovierung des Alten Schlachthofs eingeplant hat. Und zwar knapp 90 000 Euro für erste Reparaturen, von denen fast nichts verbraucht ist. "Wo es da genau hängt,kann ich nicht nachvollziehen", erklärt Lohde, der den Stillstand als "sehr ärgerlich" empfindet. Er vermutet, dass fehlendes Personal und die Vielzahl an Projekten den Schlachthof von der Prioritätenliste gedrängt hätten. Lohde fragt sich, ob "die Anschaffung des Lichtspielhauses wirklich sinnvoll war, wenn wir nicht einmal unsere Hausaufgaben beim alten Schlachthof erledigen". Subkultur-Pressesprecherin Aline Pronnet geht diese Frage am Problem vorbei. "Beides muss erhalten werden und kostet zurecht Geld", sagt sie. Geld, das im Falle des Schlachthofs bereits in Aussicht gestellt wurden. Die Kunsthistorikerin führt das Scheitern auf das Fehlen eines tragfähigen Konzepts zurück, das gemeinsam mit Experten erarbeitet werden müsse. "Der alte Schlachthof ist ein denkmalgeschütztes Gebäude", erklärt Pronnet, alle langfristigen Maßnahmen müssten also von der Denkmalschutzbehörde abgesegnet werden.

Dies ist laut der ehrenamtliche Kreisheimatpflegerin Susanne Poller ein aufwendiger Prozess. Zuständig für die denkmalschutzrechtliche Erlaubnis sei die Untere Denkmalschutzbehörde. Nach Absprache der Liegenschaftsverwaltung mit der Bauordnungsbehörde, bei welcher der Denkmalschutz angesiedelt ist, bespricht sich diese mit der Oberen Denkmalschutzbehörde, dem Landesamt für Denkmalpflege. "Das klingt kompliziert und ist es auch", bestätigt Poller. Bei einem denkmalgeschützten Gebäude seien gründliche Analysen der verbauten Materialien und ein ganzheitliches Konzept für die Reparaturen unerlässlich. Selbst kleinere Schönheitsreparaturen, wie sie gelegentlich durchgeführt werden, seien unzulässig. "Da passiert viel aus gutem Willen und Unwissenheit", erklärt Poller. Sie versteht nicht, wieso die Stadt nicht einen Experten mit der Erarbeitung eines Konzepts beauftragt. "Die richtigen Leute hätten sie ja schon", erklärt Poller, die an Christian Lichtenberg denkt, der sich als Sachgebietsleiter im Hochbau viel mit dem Lichtspielhaus auseinandersetzt.

Eventuell wäre es möglich, ihn auch beim alten Schlachthof einzubinden, denn "alle Fraktionen stehen dem Thema Schlachthof positiv gegenüber", wie Jan Halbauer (Grüne) bestätigt. Um der langen Diskussion Maßnahmen folgen zu lassen, hat Halbauer nun einen Antrag gestellt. Hierbei geht es nicht nur um Reparaturen, sondern auch um eine Versammlungsstättenverordnung, die die Subkultur schon seit Längerem fordert, da sich trotz ausreichender Notausgänge nur 99 Personen dort aufhalten dürfen. Während der Antrag auf eine Versammlungsstättenverordnung zügig zu bearbeiten sein dürfte, kann es noch ein Jahr dauern, bis ein umfassendes Konzept thematisiert wird. Eine Machbarkeitsstudie für das Gesamtareal Auf der Lände soll neben der Sanierung des Schlachthofs auch die Zukunft der Subkultur klären.

Mitglieder und Interessierte sind am Sonntag, 11. Dezember, von 16 Uhr an zur Vollversammlung des Vereins Subkultur in den Alten Schlachthof eingeladen.

© SZ vom 10.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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