Fürstenfeldbruck:Braunes Blättermeer

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Längst braun eingefärbt sind die Blätter der imposanten Kastanie vor der Brucker Klosterkirche, das benachbarte Ahorn ist hingegen noch grün. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Miniermotte hat wieder die Kastanien im Landkreis flächendeckend befallen

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

In Biergärten, in Parks und allein in der Brucker Bahnhofsstraße ist sie nicht zu übersehen. Die Miniermotte hat sich über die Rosskastanien hergemacht. Die Raupen fressen und saugen sich durch die Blätter, die sich braun verfärben. Schön sieht es nicht aus, ist aber für die Bäume nicht gefährlich, wie Experten betonen. Die Kastanien werden geschwächt, weil die Fotosynthese reduziert wird, wenn es an grünen Blättern mangelt. "Das ist aber nicht so schlimm, weil die Vegetationsperiode sowieso fast vorbei ist", erklärt Gero Brehm, Abteilungsleiter für Forsten im Amt für Landwirtschaft von Fürstenfeldbruck.

Sicher gibt es Pilze, die geschwächte Bäume befallen, aber gravierender seien die Schäden, die Menschen anrichten, sagt Brehm, etwa wenn Lastwagen über die Wurzeln fahren oder diese bei der Verlegung von Kabeln verletzt werden. In den Städten stünden Kastanien sowieso oft schon unter Stress, wenn der Asphalt ihnen wenig Raum lässt. Brehm geht wie Heinz Kraus, der Leiter der Brucker Stadtgärtnerei, davon aus, dass der Befall flächendeckend ist. Allenfalls die rotblühenden Kastanien würden von der Motte etwas verschont, sagt Kraus. Die Miniermotto wurde vermutlich Anfang der 1990er-Jahre vom Balkan eingeschleppt und breitet sich seitdem aus. Der Klimawandel könnte zur Verbreitung beitragen, meint Brehm, weil die Grundregel gilt, wird es wärmer, ist das schlecht für Bäume, aber gut für Insekten. Andererseits schaden feuchtwarme Winter den Raupen, die in der Erde stecken, weil sie anfälliger für Pilzbefall sind, sagt der Forstmann. Machen kann man wenig gegen die kleinen Falter mit dem gut ausgebildeten Saugrüssel und der langen Antenne, die in der Abenddämmerung fliegen. "Man müsste täglich das Laub wegräumen, aber das wäre ein enormer Personalaufwand", sagt Kraus. Empfohlen wird allerdings, im Herbst die Blätter schnell und gründlich zusammenzurechen und zu kompostieren. Die Raupen schlüpfen von den Blättern in den Boden, überwintern dort und schwärmen als Kleinschmetterlinge aus, wenn es im Sommer warm ist.

Für die Forstleute ist die Miniermotte kein großes Thema, weil die Kastanie im Wald nicht zu finden ist, sie ist bei uns ein reines Zier- und Parkgehölz. Die Stadtgärtner wiederum haben sich an den Anblick gewöhnt. "Die Miniermotte ist seit zehn bis 15 Jahren omnipräsent", sagt Kraus. Der Forstmann und der Stadtgärtner sehen in den Tierchen eher ein ästhetisches Problem als eine Gefahr. Wenn sich die Blätter des Biergartenbaumes auf einmal vorzeitig verfärben, "sieht es nicht mehr so ordentlich und aufgeräumt aus, wie Otto Normalverbraucher die Natur haben will", sagt Kraus.

© SZ vom 29.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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