Fürstenfeldbruck:Boomende Commerzbank

Bruck: COMMERZ-BANK / Bilanz-PK

Sprecherin Renate Christ (links) und Filialleiterin Sonja Hafer

(Foto: Johannes Simon)

Die einzige Filiale im Landkreis verzeichnet ein Plus bei Baufinanzierung und Wertpapiergeschäft - und mehr als 200 Neukunden

Von Ekaterina Kel, Fürstenfeldbruck

Die Commerzbank in Fürstenfeldbruck hat im vergangenen Jahr 100 Privat- und 115 Geschäftskunden dazugewonnen. Die damit insgesamt 7300 privaten Kunden und 1210 Geschäftskunden werden von sieben Mitarbeitern der Filiale an der Augsburger Straße betreut. Den Hauptgrund für den Privatkundenzuwachs sieht Filialdirektorin Sonja Hafer in der Geschäftsstrategie der Commerzbank, ein kostenloses Girokonto anzubieten. Bei den Geschäftskunden seien viele Existenzgründer dazugekommen. Hafer, die seit 2016 die Geschäfte führt, stellte am Dienstag die Bilanz der Bankfiliale für das vergangene Geschäftsjahr vor.

Ein weiterer Grund für den Kundenzuwachs sei der vereinfachte Kontowechsel, den die Commerzbank mittlerweile per App anbietet. Jeder vierte Bankkunde sei "wechselwillig", weil er mit seiner Bank unzufrieden ist, sagt Pressesprecherin Renate Christ unter Berufung auf eine Umfrage des Forsa-Instituts. Diese 25 Prozent will die Commerzbank abwerben - in Fürstenfeldbruck ist sie offenbar erfolgreich. Die Fusionspläne der Sparkassen im Landkreis beobachtet Filialleiterin Hafer aufmerksam. "In diesem Zuge rechnen wir schon auch mit neuen Kunden", sagt sie. Manche seien vielleicht verärgert und schauten sich nach einer neuen Bank um. "Wir geben eine Filialgarantie", so Hafer. Das gehöre eben auch zur Strategie der Commerzbank: Die 1000 Filialen, die es bundesweit noch gibt, sollen bestehen bleiben, so auch die eine in Fürstenfeldbruck. Früher gab es im Landkreis zwei Commerzbank-Filialen - nach der Fusion mit der Dresdner Bank 2008 wurde die Filiale gegenüber der Sparkasse an der Hauptstraße hinzugeholt. 2014 wurden die zwei Filialen dann zusammengelegt.

Ein deutschlandweiter Trend ist auch in Bruck spürbar: "Die Einlagen liegen, die Konten sind voll." 34 Millionen Euro lagerten zinsfrei auf den Giro- und Sparkonten der Commerzbank in Fürstenfeldbruck. Vielen Kunden sei nicht klar, dass dies eine Geldentwertung bedeute, sagt Hafer. "Das ist totes Geld", sagt auch Christ. Ihre Empfehlung ist deshalb: investieren. Gut 56 Prozent der Privatkunden in Bruck entscheiden sich für eines der von Hafer und ihrem Team offerierten Angebote - von verwalteten Musterportfolios bis hin zu risikoreicheren Fonds. 1,1 Millionen Euro, und damit ein Plus von drei Prozent, erwirtschaftete die Filiale im vergangenen Jahr durch Wertpapier-Neuanlagen. Außerdem seien die Privatkunden aktiv auf dem Immobilienmarkt: 2017 hat Hafer ein Plus von 36 Prozent bei der Baufinanzierung verzeichnet. Das sind rund 23 Millionen Euro mehr als im Vorjahr.

Die zunehmende Digitalisierung versteht Hafer keineswegs als Auftrag, Filialen zu verkleinern oder zu schließen. Ihre Bank, und damit auch ihre Filiale in Bruck, fährt einen anderen Kurs: Der Fokus liege weiterhin auf einer persönlichen Beratung und Präsenz vor Ort. "Bei uns müssen die Kunden nicht zwischen persönlich oder digital wählen", sagt auch Pressesprecherin Christ. "Wir haben erkannt, dass Filialen der Wachstumsmotor sind." Zudem benutzen in Fürstenfeldbruck bloß 27 Prozent der Privatkunden das Online-Angebot der Commerzbank. Das sei aber ein guter Wert, sagt Christ. Ohnehin seien 100 Prozent nicht das Ziel einer Präsenzbank wie der Commerzbank.

Hafer erklärt, dass viele der Kunden in Fürstenfeldbruck aufgrund ihres Alters Schwierigkeiten hätten, sich mit Onlinebanking vertraut zu machen. Aber als Beraterin habe Hafer die Erfahrung gemacht, dass man auch ältere Kunden an die digitale Welt heranführen kann, wenn man sich mehr Zeit für sie nimmt. Ein Digitalcampus in Frankfurt mit mehr als 1000 App-Entwicklern arbeitet laut Christ zur Zeit verstärkt daran, neue digitale Angebote für die Bankkunden zu entwickeln. Großer Beliebtheit erfreut sich zurzeit eine App, mit der Immobilien online bewertet werden können. Ob digitales Haushaltsbuch oder digitaler Ratenkredit - alle Services der Commerzbank sollen "vom Sofa aus" erreichbar sein. Sonja Hafer verweist gleichwohl auf die großen Herausforderungen, die die Digitalisierung für Bankmitarbeiter darstellt. Digitale Anwendungen müssen diese selbst durchgängig verstehen, bevor sie ihren Kunden so etwas anbieten können.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: