Fürstenfeldbruck:Biobaumsaftbecher

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356 Pappbechern haben Marian Conrad (links) und Johannes Aumüller aufgestapelt - so viele landeten früher im Viscardi-Gymnasium in einem Monat im Müll. OB Erich Raff (rechts) lässt sich einen Kaffee einschenken. (Foto: Johannes Simon)

Gegen zwei Euro Pfand geben Cafés das Mehrweggefäß aus

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

So könnte Erich Raff sich das bestimmt öfter vorstellen: Die Grafrather Kaffee-Fee Mona Ragheb beschränkt sich im Sitzungssaal des Rathauses trotz Schürze in SPD-Farbe aufs politisch korrekte Einschenken. Und über dem Tisch der CSU-Fraktion lässt dünner Rauch zwar auf Dampf im Kessel schließen. Doch auch von der Maschine, die von sechs Thermoskannen flankiert ist, sind keine Widerworte zu erwarten.

Getrunken wird der frisch aufgebrühte Kaffeeausschließlich aus dem "Brucker Becher". Der fasst 0,4 Liter, ist weiß und trägt auf blauem Band den roten Schriftzug "FFB-to-go" - umrahmt von der Silhouette ausgewählter Gebäude in Bruck. Vor allem aber besteht er aus Baumsaft, der im Zuge der Papierproduktion anfällt. Der Bio-Becher ist auswaschbar und kompostierbar und verfügt über einen blauen, spülmaschinenfesten Kunststoffdeckel. Auf dem Kompost soll er freilich nicht landen: Als Mehrwegbecher wurde er gegen ein Pfand von zwei Euro pro Stück an die Cafés verteilt, die sich an der Aktion beteiligen. Diese reichen ihn von diesem Donnerstag an für eben diesen Pfandbetrag an Kunden weiter - am liebsten natürlich gleich gefüllt. Die Kunden können ihn entweder gleich behalten oder in einem der 18 Cafés und Filialen zurückgeben und im Gegenzug wieder das Geld kassieren. So sollen Einwegbecher und Müll reduziert werden.

Warum das so erstrebenswert ist, zeigt die Pyramide aus 356 Pappbechern, die auf einem der Tische aufgebaut worden ist. So viele landeten im Viscardi-Gymnasium Monat für Monat im Abfalleimer, bevor in der Schule ein Bambus-Mehrwegbecher eingeführt wurde. Die Gymnasiasten Marian Conrad, 15, und Johannes Aumüller, 16, stellen das neue Kooperationsprojekt von Stadt und Schule den im Rathaus versammelten Gastronomen vor - unter den Augen von Vertretern des Bundes Naturschutz und des Gewerbeverbands. Bei den bekennenden Coffee-to-Go-Trinkern Andreas Habersetzer und Claudia Metzner, die sich in Bruck ums Stadtmarketing kümmern, hatten die Viscardi-Schüler offene Türen eingerannt. Die Stadt habe "wunderbar mitgemacht", lobt denn auch Marian Conrad. Insgesamt wurden 3000 Brucker Becher hergestellt, ein Drittel davon ist bereits im Umlauf. Ziel ist es, auch noch die restlichen etwa zehn Cafés, die den Brucker Becher bislang nicht anbieten, an Bord zu holen.

Teilnehmer: Bäckereien Bücherl, Drexler, Gradl, Nau und Wimmer, Cafés Fino, Macchiato, Segafredo, Wiedemann, Neßbach und Schwalber, Al Ponte, Dolomiti, Espressino, Mellow Beans, Rackl

© SZ vom 27.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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