Fürstenfeldbruck:Beharrliche Mahner

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Das alljährliche Erinnern an die Atombombenabwürfe von Hiroshima und Nagasaki vor der Brucker Sparkasse ist auch eine Anti-Kriegs-Demo. (Foto: Günther Reger)

Nur ein kleiner Kreis trifft sich zum Gedenken an die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki

Von Jana Erthel, Fürstenfeldbruck

Obwohl nur ein paar Flugstunden von ihnen entfernt Krieg herrsche, seien die Menschen in Deutschland abgestumpft, bedauert der 78-jährige Klaus Hackbart. Der Rentner nimmt wie jedes Jahr an der Gedenkveranstaltung zur Erinnerung an die Opfer der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki teil. 72 Jahre ist das schreckliche Ereignis schon her, bei dem unbeteiligten Zivilisten ums Leben kamen und Millionen schwere Folgeschäden erlitten. Bunte Fahnen mit der Aufschrift "Pace" flattern im Wind, Plakate werden am Abend des 6. August in den grauen Himmel gehalten: "Büchel ist überall! Atomwaffenfrei - Jetzt", lautet die Forderung.

Eine kleine Menschenmenge hat sich am Hauptplatz vor der Sparkasse versammelt. Darunter befinden sich vor allem Mitglieder des Sozialforums Amper, welches die Veranstaltung organisiert. Früher sei der Platz voller Leute gewesen, erinnert sich Hackbart. Nun fänden die Veranstaltungen hauptsächlich in den immer gleichen Kreisen statt.

Drei Flüchtlinge afrikanischer Herkunft eröffnen die Veranstaltung mit ihren Trommeln. Die rhythmischen Klänge veranlassen einige Passanten dazu, stehen zu bleiben. So auch Johanna Taflin, deren sechsjährige Tochter begeistert im Takt auf- und abhüpft. Im Gegensatz zu ihrer Tochter erkennt Taflin die Ernsthaftigkeit, die von der Veranstaltung ausgeht. Vor allem als Mutter sei sie sehr besorgt über die momentane politische Entwicklung, viele Politiker seien schwer zu durchschauen und somit unberechenbar. Sie sorge sich um eine sichere Zukunft ihrer Kinder.

Dass die Veranstaltung nicht nur an die schrecklichen Folgen der Abwürfe erinnern und zum Protest gegen die Stationierung von Atombomben in Deutschland aufrufen soll, zeigt auch die Rede des Münchener Gewerkschafters Herbert Magnus. Die Atomwaffen seien nämlich nur die Spitze des Eisberges, so Magnus. Die Gedenkveranstaltung richte sich deshalb auch gegen die Erhöhung von Militärausgaben und Kriegsführung im Allgemeinen. Er rufe die Bundesregierung viel mehr dazu auf, das Geld sinnvoll in Soziales, den Klimaschutz und Entwicklungshilfe investieren. Magnus widmet sich in seiner Rede folgenden Fragen: In welcher Zeit leben wir? Wird Friede befördert oder ist Schlimmes zu befürchten? Angesichts der Zunahme internationaler Drohgebärden wie der jüngsten Militärparaden in Moskau oder dem Protzen Nordkoreas, jeden Ort der Welt mit nuklearen Waffen erreichen zu können, erscheint ihm die Beantwortung dieser Fragen als eindeutig. Es liege weiterführend an der Bevölkerung, für Frieden einzutreten und auf die genannten Bedrohungen aufmerksam zu machen.

Seine Freude über 70 kriegsfreie Jahre in Deutschland stoße bei Jugendlichen auf teilnahmsloses Achselzucken, erzählt Hackbart. Jonathan Grundmann jedoch beweist, dass es auch Ausnahmen gibt: Der 17-Jährige ist Kreisvorsitzender bei den Jungsozialisten in der SPD und verfolgt aufmerksam die Veranstaltung des Sozialforums. Er habe zwar keinen direkten Bezug zu dem historischen Ereignis, sehe es jedoch als eine Warnung an die Nachfolgegenerationen an. Deshalb bewerte er die Proteste als sehr wichtig, nur so könne das Thema in die Realpolitik getragen werden. Auch wenn sich politische Spannungen nicht direkt auf den Alltag der Menschen in Deutschland auswirkten, sei die Gefahr trotzdem gegenwärtig und nicht unter den Teppich zu kehren. Friede sei für ihn eine Lebensgrundlage und ginge deshalb jeden etwas an.

© SZ vom 08.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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